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Darling Jim

Darling Jim

Titel: Darling Jim Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christian Mork
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schon, sogar Mary Catherines Vater hatte zu viel Schiss, um in dem Haus nach mir zu suchen, und er konnte mich praktisch riechen! Hast du ihnen erzählt, der Fluch der „Stiletto-Schwestern“ würde sie unter die Erde befördern?«
    Bronagh blinzelte hektisch und sah Niall nicht in die Augen. »Halt den Mund. Du hast keine Ahnung davon, wie wir ... «
    In Nialls Kopf begannen sich alle Rädchen zu drehen. »Sie ist zu dir gekommen, stimmt's? Aoife, meine ich. Und ich glaube, es war direkt nach Jims Tod. Du hast ihr geholfen, zu verschwinden und unauffindbar zu bleiben. Und du hast ihr Haus mit Federn und toten Tieren geschmückt, damit auch ganz sicher niemand mehr nach ihr sucht.«
    »Es reicht! Du bist verhaftet wegen ... «
    »Und dann stand sie vor ein paar Monaten wieder vor deiner Tür. Weil sie mit knapper Not aus diesem Haus in Dublin entkommen konnte. Du hilfst ihr schon die ganze Zeit, weil du Schuldgefühle wegen der Geschichte damals hast. Als du deine Bullenaugen zugedrückt und zugelassen hast, dass Jim, der Liebling der ganzen Stadt, sie ungestraft vergewaltigen durfte. Und weil du die Morde an Sarah McDonnell und den anderen nicht rechtzeitig aufgeklärt hast. Du weißt sicher noch, wovon ich spreche. Wo ist sie? In deinem Keller? In einem anderen Cottage, das so einsam liegt, dass nicht einmal die Touristen sie dort finden?« Er hielt seine Hände vor sich, seufzte ergeben und sagte in schlechtester John-Wayne-Manier: »Legen Sie mir die Handschellen an, Marshall, und führen Sie mich zum Galgen. Vorher erzähle ich aber noch dem Southern Star und dem Kerryman alles, was ich weiß. Als Schlagzeile könnte ich mir VERSCHWUNDENE SCHWESTER GEFUNDEN - RÄTSEL GELÖST vorstellen. Oder wäre GARDA VERTUSCHT MORD passender? So oder so, starker Stoff.«
    Bronagh stand mit offenem Mund da. Der Wind peitschte den Stoff ihrer Hosen um ihre Knöchel, und sie versuchte nicht, Niall aufzuhalten, als er an ihr vorbei auf die Straße in Richtung Stadt marschierte.
    »Warte!«
    Niall hörte ihre Stimme in dem Augenblick, als er die Männer sah, die an einer Kurve hinter den Bäumen am Straßenrand warteten. Ihre Gesichter konnte er aus dieser Entfernung nicht erkennen, aber einer trug einen schweren Gegenstand. Er sah aus wie Donald Cremin. Die Sonne umgab sie mit nebligen, weißen Strahlenkränzen, sie sahen aus wie Todesengel. Niall drehte sich um und sah, dass Bronagh ihm aus ihrem Streifenwagen zuwinkte. »Doch kein Galgen?«, fragte er.
    »Steig einfach ein«, antwortete Bronagh und blickte zu den Männern, die sich bereits auf den Klang ihrer Stimme zubewegten.
    Als sie an der engen Kurve vorbeikamen, in der die Bäume bis zum Asphalt wuchsen, fuhren sie so dicht an Donald Cremin vorbei, dass Niall sehen konnte, wie krampfhaft seine Finger den Baseballschläger umklammert hielten.
    »Wieso hast du deine Meinung geändert?«, fragte Niall. Bronagh wühlte fieberhaft im Handschuhfach und fand endlich einen Rest Schokoriegel. »Du hättest mich einfach aus dem Auto werfen, später zurückkommen und einen Bericht schreiben können. Keine Spur hätte zu dir geführt.«
    »Hattest du mal einen besten Freund?«, fragte Bronagh und spuckte die schlecht gewordene Schokolade angewidert aus dem Fenster. »Jemand, den du so gut kennst, dass ihr im gleichen Augenblick das Gleiche denkt?« Sie kurbelte das Fenster wieder nach oben und spannte ihren Kiefer an. Der langhaarige, schlammverkrustete Taugenichts neben ihr sollte auf keinen Fall in ihr Herz blicken dürfen. »Jemand, der deine Sätze vollendet? Und für dich sogar die eigenen Eltern anlügt?«
    Niall dachte an den kleinen Danny Egan von daheim. Den Bus. Und die wächsernen Beine, die wieder lebendig wurden, weil er sie zu Papier gebracht hatte. Er nickte stumm und ließ Bronagh weitersprechen. Das Auto fuhr an dem kleinen Bach, der den Ortsrand von Castletownbere markierte, vorbei und ließ auch die Station der Küstenwache hinter sich. Der einzige Laut, der im Auto zu vernehmen war, kam von Bronaghs Schuld, die sich in eine Lunge verwandelt hatte, die nach genügend Luft für ein Geständnis rang.
    »Als ich sieben war«, fuhr sie fort, »wollte ich unbedingt ein bestimmtes Paar Schuhe haben. Sie glänzten schwarz und hatten Knöpfe. Superschick. So etwas Schönes hatte ich noch nie gesehen. Also ging ich in den Schuhladen hier an der Hauptstraße, wartete, bis die Verkäuferin eine Zigarettenpause machte, und klaute ein Paar. Ich steckte sie in meine

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