Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ (German Edition)
Prüfungen können uns weniger bedrohen, wenn wir sie nicht so nah an uns herankommen lassen.
Erbrechen ist nie eine Strafe aus dem Bauch! Es ist viel eher ein Zeichen, dass Gehirn und Darm sich bis an ihre letzten Grenzen für uns aufopfern. Sie schützen uns vor unbemerktem Gift in der Nahrung, sind übervorsichtig bei Augen-Ohren-Halluzinationen auf Reisen oder sparen Energie, um Probleme zu lösen. Die Übelkeit soll uns ein Kompass für die Zukunft sein: Was ist gut für uns? Was ist es nicht?
Wissen wir nicht genau, woher der Brechreiz kommt, sind wir gut beraten, uns ihm einfach anzuvertrauen. Genauso verhält es sich auch, wenn wir etwas Falsches zu uns genommen haben, aber uns nicht übergeben müssen. Auch hier sollte man nichts künstlich erzwingen – sei es per Finger-in-den-Mund, Salzwasser oder einer Magenspülung. Das kann beim Schlucken von Chemikalien wie Säure oder Aufschäumendem sogar richtig nach hinten losgehen. Schaum wandert nämlich gern in die Lunge, und Säure hätte so die Gelegenheit, die Speiseröhre ein zweites Mal zu verätzen. Deshalb ist das sogenannte forcierte Erbrechen seit dem Ende der neunziger Jahre in der Notfallmedizin weitgehend abgeschafft worden.
Der echte Brechreiz stammt aus einem jahrtausendealten Programm, das die Kompetenz besitzt, dem Bewusstsein die Zügel aus der Hand zu nehmen. Unser Bewusstsein ist über diese spürbare Entmachtung manchmal empört bis geschockt – eigentlich wollte es in munterer Runde Tequila trinken und jetzt das? Weil es uns den Ärger aber oft überhaupt erst eingebrockt hat, muss es dann auch zurückstecken. Wenn Erbrechen aus unnötiger Übervorsicht passiert, darf das Bewusstsein allerdings auch mal zurück an den Verhandlungstisch, um seine Anti-Kotz-Joker auszupacken.
Verstopfung
Verstopfung ist wie . Man wartet auf etwas, das dann einfach nicht . Dafür muss man oft auch noch recht viel Kraft aufbringen. Für all die Mühe kriegt man manchmal nur wenige •••. Oder es geht, aber eben nur ziemlich
selten.
10 bis 20 Prozent der Deutschen haben Verstopfung. Wer zu dieser Clique dazugehören will, sollte mindestens zwei der folgenden Anforderungen erfüllen: Man hat seltener als drei Mal pro Woche Stuhlgang, ein Viertel aller Stuhlgänge sind besonders hart, oft in kleinen Pünktchen-Portionen (•••) , man muss sie mit Kraft herausbefördern, schafft es nur, wenn man nachhilft (mit Mittelchen und Tricks) oder man fühlt sich nicht vollständig entleert, wenn man das Klo verlässt.
Bei Verstopfungen arbeiten die Nerven und Muskeln des Darms nicht mehr ganz so zielstrebig auf ein Ziel hin. Meistens funktionieren Verdauung und Transport noch normal schnell – nur ganz am Ende vom Dickdarm ist man sich nicht mehr einig, ob das unbedingt sofort rausmuss oder nicht.
Ein viel besserer Parameter für Verstopfungen ist nicht, wie oft man auf die Toilette geht, sondern wie hart es ist, auf die Toilette zu gehen. Eigentlich sollen wir eine famos entspannte Zeit auf dem stillen Örtchen verbringen – wenn dem nicht so ist, kann das zu großem Unbehagen führen. Es gibt Verstopfungen auf unterschiedlichsten Levels, vorübergehende Verstopfungen bei Reisen, wenn man krank ist, oder während Stressphasen, aber auch hartnäckigere Verstopfungen, die zum Dauerproblem tendieren.
Fast jeder Zweite kennt Verstopfungen auf Reisen. Vor allem in den ersten Tagen kommt man einfach nicht richtig zu Potte. Das kann zwar ganz verschiedene Gründe haben, aber meist läuft es auf eines hinaus: Der Darm ist ein Gewohnheitstier. Die Darmnerven merken, welche Dinge wir gerne essen und zu welchen Zeiten in etwa. Sie wissen, wie viel wir uns bewegen und wie viel Wasser wir trinken. Sie merken, wann es Tag und Nacht ist und wann wir auf die Toilette gehen. Wenn alles gut läuft, arbeiten sie munter und aktivieren die Darmmuskeln zum Verdauen.
Wenn wir wegfahren, denken wir an vieles: Wir nehmen unsere Schlüssel mit, machen den Herd aus und haben ein Buch oder Musik dabei, um unser Gehirn bei Laune zu halten. Nur eines vergessen wir fast immer: Unser Darm-Gewohnheitstierchen fährt mit und wird plötzlich völlig im Stich gelassen.
Es gibt den ganzen Tag abgepackte Brote, seltsames Flugzeugessen oder neuartige Gewürze. Zur eigentlichen Mittagspausenzeit stehen wir im Stau oder am Ticketschalter. Wir trinken nicht so viel wie sonst, aus Angst, zu oft aufs Klo zu müssen, und Flugzeugluft trocknet uns zusätzlich aus. Als wäre das nicht schon
Weitere Kostenlose Bücher