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Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ (German Edition)

Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ (German Edition)

Titel: Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giulia Enders
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genug, bekommen wir auch noch einen saftigen Tag-Nacht-Jetlag-Verdreher.
    Die Nerven des Darms merken diese Ausnahmesituation. Sie sind irritiert und halten erst einmal inne, bis ihnen signalisiert wird, dass es weitergehen kann. Selbst wenn der Darm während eines so verwirrenden Tages seine Arbeit getan hat und sich erfolgreich zum Klogang meldet, setzen wir oft noch einen drauf und unterdrücken ihn einfach, weil es gerade schlecht passt. Wenn wir ehrlich sind, ist es oft nur wegen dem »Nicht-mein-Klo-Syndrom«. Wer darunter leidet, vertraut sein Geschäft nicht so gerne fremden Toiletten an. Am härtesten sind dann die öffentlichen Toiletten. Wir suchen sie oft nur mit einer Extraportion Ansporn auf, bauen eine aufwendige »Sesselskulptur« aus Klopapier und halten gefühlte zehn Meter Abstand von der Schüssel. Bei starkem Nicht-mein-Klo-Syndrom hilft auch das nicht. Man kann sich nicht genug entspannen, um die Arbeit des Gewohnheitstierchens zu vollenden. So kann ein Urlaub oder eine Geschäftsreise ziemlich unangenehm werden.
    Mit drei kleinen Kniffen können Menschen mit kurzen oder milden Verstopfungsphasen ihren Darm wieder so ermutigen, dass er sich wieder entängstigt und an die Arbeit geht:
    1. Es gibt etwas zu essen, was unsere Darmwand ein bisschen anstupst und zur Arbeit motiviert: Ballaststoffe. Sie werden nicht im Dünndarm verdaut und können so im Dickdarm freundlich an die Wände klopfen und Bescheid sagen, dass jemand da ist, der weitertransportiert werden möchte. Die besten Ergebnisse liefern Flohsamenschalen und die etwas netter schmeckenden Pflaumen. Beide beinhalten nicht nur Ballaststoffe, sondern auch Wirkstoffe, die mehr Flüssigkeit in den Darm ziehen – dadurch wird das Ganze geschmeidiger. Es dauert etwa zwei bis drei Tage, bis man die volle Wirkung merkt. Man kann also entweder einen Tag vor der Reise damit beginnen oder am ersten Urlaubstag – je nachdem, wie man sich am sichersten fühlt. Für einen Koffer ohne Pflaumenfach dürfen es auch mal Ballaststoffe in Tabletten- oder Pulverform aus der Apotheke oder Drogerie sein. Dreißig Gramm Ballaststoff wiegen gar nicht so viel, wie der Name denken lässt – und doch ist das schon eine völlig ausreichende Menge pro Tag.
Wer sich selbst schlaumachen möchte, dem sei Folgendes an die Hand gegeben: Ballaststoffe, die sich nicht im Wasser lösen, regen lebhaftere Bewegungen an, verursachen aber auch öfter Bauchweh. Wasserlösliche Ballaststoffe sind nicht so stark in ihrer Bewegungsförderung, aber machen den Nahrungsbrei geschmeidiger und sind verträglicher. Die Natur entwirft das schon ganz geschickt: Die Schale von Pflanzen beinhaltet oft große Mengen wasserunlöslicher Ballaststoffe, während das Fruchtfleisch mehr wasserlösliche Anteile bereitstellt.
Ballaststoffe bringen wenig, wenn man nicht genug trinkt: Ohne Wasser sind sie nur feste Klumpen. Mit Wasser quellen sie auf zu Spielbällen. Dann hat die gelangweilte Darmmuskulatur auch etwas zu tun, während das Hirn auf den Flugzeugbildschirmen Filme guckt.
    2. Viel trinken muss nur, wer wirklich Wasser braucht. Trinkt man schon genug, bewirkt man keine Besserung, wenn man noch mehr trinkt. Ist aber im Körper zu wenig Flüssigkeit vorhanden, ist das anders: Dann zieht der Darm mehr Wasser aus dem Nahrungsbrei. Das wiederum macht den Stuhlgang härter. Kleine Kinder verdampfen bei hohem Fieber oft so viel Körperwasser, dass ihre Verdauung dadurch ins Stocken kommt. Wer lange im Flugzeug sitzt, verliert ähnlich viel Flüssigkeit. Man muss dafür nicht mal schwitzen, es reicht schon eine sehr trockene Umgebungsluft, die unser Körperwasser ganz unauffällig aufnimmt. Man merkt das manchmal erst an einer trockenen Nase. In solchen Fällen sollte man versuchen, mehr zu trinken als gewohnt, um auf den üblichen Pegel zu kommen.
    3. Tu dir keinen Zwang an. Wenn man aufs Klo muss, sollte man wirklich gehen. Vor allem, wenn man mit seinem Darm klare Zeiten abgemacht hat. Wer immer morgens auf die Toilette geht und auf Reisen zur selben Zeit den Drang unterdrückt, verletzt ein stilles Abkommen. Der Darm möchte seine Arbeit nur plangerecht abwickeln. Sogar wenn man nur ein paar Mal hintereinander Verdauungsbrei zurück in die Warteschleife schickt, trainiert man damit die Nerven und Muskeln in die Rückwärtsrichtung. Als Resultat kann es immer schwerer werden, die Richtung wieder umzukehren. Noch dazu ist in der Warteschleife mehr Zeit, um Wasser zu entziehen. Das kann das

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