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Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ (German Edition)

Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ (German Edition)

Titel: Darm mit Charme: Alles über ein unterschätztes Organ (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Giulia Enders
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angesagt.
    Hydragoga setzen sich auf ein paar der Rezeptoren, die der Darm neugierig in die Gegend streckt. Diese geben daraufhin Signale an den Darm: Kein Wasser mehr aus dem Nahrungsbrei rauslassen, mehr Wasser von außen dazuholen, Muskeln – macht mal hin! Wassertransporter und Nervenzellen werden von clever gebauten Hydragoga, plump gesagt, herumkommandiert. Wenn osmotische Abführmittel nicht anregend und geschmeidig genug sind, braucht so ein schüchterner Darm ein paar klare Ansagen. Am Abend geschluckt, kann das Ganze über Nacht sacken, und am nächsten Morgen reagiert der Darm darauf. Wer es schnell braucht, kann die Kommandos der Hydragoga per Expressbotenzäpfchen direkt dem Dickdarm mitteilen. Dann ist die Nachricht meist innerhalb einer Stunde angekommen.

    Abb.: Hydragoga regen den Vorwärtstransport im Darm an.
    Zur Kommandotruppe gehören nicht nur Chemiekeulen, sondern auch Pflanzen. Aloe vera oder Senna funktionieren sehr ähnlich. Allerdings haben sie aufregendere Nebenwirkungen – wer gerne mal seinen Darm von innen schwarz färben möchte, ist herzlich eingeladen. Die Verfärbung ist nicht gefährlich und geht auch wieder zurück.
    Allerdings haben einige Wissenschaftler auch Nervenschäden durch den Genuss von zu viel Hydragoga oder Aloe vera beschrieben, die weniger lustig sein dürften, wenn sie wirklich davon ausgelöst wurden. Der Grund ist: Nerven, die zu viel herumkommandiert wurden, sind irgendwann überreizt. Dann ziehen sie sich zurück, wie Schnecken, denen man an die Fühler stupst. Man sollte deshalb diese Medikamente bei dauerhaften Problemen nicht häufiger als jeden zweiten bis dritten Tag einnehmen.
Ein Prachthaufen durch Prokinetika
    … ist der neuste Schrei – in zweierlei Hinsicht. Diese Medikamente können den Darm nur in dem verstärken, was er sowieso tut, und keine ungewollten Bewegungen befehlen. Sie funktionieren im Prinzip so wie Lautsprecher. Für viele Wissenschaftler spannend ist, dass diese Medikamente isoliert helfen können. Manche funktionieren nur an einem einzigen Rezeptor oder werden gar nicht erst in den Blutkreislauf aufgenommen. Allerdings ist die Wirkungsweise vieler Substanzen noch im Teststadium, oder die entsprechenden Mittel kommen gerade erst auf den Markt. Wer also nicht notgedrungen etwas Neues ausprobieren will, ist mit Altbewährtem auf der erprobteren Seite.
Die Drei-Tage-Regel
    Viele Ärzte verschreiben Abführmittel, ohne die Drei-Tage-Regel zu erklären. Dabei geht das recht schnell und hilft gut: Der Dickdarm hat drei Teile, den aufsteigenden, den waagrechten und den absteigenden Dickdarm. Wenn wir auf die Toilette gehen, entleeren wir meist den letzten Teil. Bis zum nächsten Tag wird dieser wieder aufgefüllt, und das Spiel beginnt von vorne. Wenn wir stark wirkende Abführmittel einnehmen, dann kann es passieren, dass wir den kompletten Dickdarm entleeren, also alle drei Teile. Bis der Dickdarm dann wieder ausreichend gefüllt ist, kann das gerne mal drei Tage dauern.
    Wer die Drei-Tage-Regel nicht kennt, wird in dieser Zeit schon wieder nervös. Immer noch kein Stuhlgang? Schon der dritte Tag? Und dann – schwups – landet die nächste Tablette oder das nächste Pulver im Mund. Das ist ein unnötiger Teufelskreis. Nach einem Abführmittel darf man dem Darm auch mal zwei Tage Ruhe gönnen. Erst die Zeit ab dem dritten Tag zählt wieder. Wer sicher zu den Langsam-Transportierern gehört, darf auch nach zwei Tagen wieder nachhelfen.

Abb.: 1. Normalzustand: Ein Drittel des Dickdarms entleert sich und füllt sich bis zum nächsten Tag.
2. Nach Abführmitteln: Der gesamte Dickdarm entleert sich, und es kann drei Tage dauern, bis er wieder gefüllt ist.

Gehirn und Darm
    Das ist eine Seescheide.

    Sie kann uns ihre Sicht auf die Notwendigkeit eines Gehirns erläutern. Die Seescheide gehört wie wir Menschen zu den Chordatieren. Sie hat ein bisschen Hirn und eine Art Rückenmark. Über das Rückenmark schickt das Hirn seine Befehle runter an den Körper und bekommt dafür vom Körper interessante Neuigkeiten zurück. Beim Menschen bekommt es zum Beispiel von den Augen das Abbild eines Straßenschildes gesendet, bei der Seescheide von den Augen, ob ein Fisch den Weg kreuzt. Beim Menschen von Hautsensoren die Information, wie die Temperatur draußen so ist, bei der Seescheide von Hautsensoren die Information, wie die Wassertemperatur in tieferen Schichten so ist. Beim Menschen, ob das Essen hier empfehlenswert ist – bei der Seescheide

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