Darth Bane 02 - Die Regel der Zwei
den ersten zehn Jahren seines Lebens war diese Präsenz ununterbrochen an seiner Seite gewesen. Als Kinder hatten sie eine Verbindung zueinander gehabt, die über die Verwandtschaft als Vetter und Kusine hinausging - sie hatten einander so nahe gestanden wie Bruder und Schwester. Und obwohl die Gestalt vor ihm schwarzes und kein blondes Haar hatte, zweifelte Darovit nicht mehr daran, wer sie war.
»Rain?«, rief er leise, um sie nicht zu erschrecken. »Was machst du denn hier?«
Die Frau fuhr zu ihm herum und riss die Augen auf. Sie starrte ihn ausdruckslos an, weil sie den Mann, den sie zum letzten Mal vor zehn Jahren gesehen hatte, nicht erkannte. Dann sank ihr Blick zum Stumpf seiner rechten Hand, und sie riss den Mund auf.
»Tomcat?«
Er nickte, dann sagte er: »Jetzt nennen mich alle Darovit. Aber ich denke manchmal, dass mir Tomcat immer noch besser gefällt.«
»Bist du jetzt ein Jedi?«, sagte sie, verwirrt über seine Anwesenheit hier im Archiv des Tempels.
»Nein«, antwortete er schnell, denn er wollte nicht für etwas gehalten werden, das er nicht war. »Ich bin auf Ruusan geblieben, nachdem. nachdem das hier passiert war.« Er hob seinen Armstumpf. »Ich bin Heiler geworden.«
»Was machst du dann hier?«
»Ich bin gekommen, um.« Er hielt mitten im Satz inne, denn plötzlich erkannte er, in welcher Gefahr sich Rain befand. Gefahr, in die er sie gebracht hatte.
»Rain, wir müssen hier verschwänden! Die Jedi suchen nach dir!«
»Tomcat, wovon redest du?«
»Ein Jedi ist nach Ruusan gekommen. Ich habe ihm von dir und Bane erzählt. Deshalb hat er mich hierhergebracht!«
Die Augen der jungen Frau glühten von reinem Hass und Zorn, und eine Sekunde dachte Darovit, sie würde ihn hier inmitten des Jedi-Archivs töten.
»Wie viel wissen sie?«, fragte sie zornig. »Sag mir alles, was du ihnen gesagt hast.«
»Rain, wir haben keine Zeit«, protestierte er. »Ich warte nur darauf, dass sie kommen und mich holen. Du musst verschwinden, oder sie werden dich finden!«
Sie drückte eine Taste am Terminal; eine kleine Datenkarte sprang heraus. Sie schnappte sie und steckte sie ein. Dann packte sie ihn am Handgelenk und zerrte in den Gang entlang in die Rotunde. Sie bewegte sich so schnell sie konnte, ohne Aufmerksamkeit zu erregen; es lag zwischen schnellem Gehen und Laufschritt.
Darovit widersetzte sich ihr nicht, aber er fragte: »Wo gehen wir hin?«
»Tython«, flüsterte sie. »Ich muss meinen Meister warnen.«
Sie erreichten die Rotunde, aber statt in die erste Halle einzubiegen und von dort auf den Ausgang zuzueilen, führte sie ihn in die dritte Halle.
»Was machst du denn, Rain?«, fragte Darovit und hob dabei leicht die Stimme. »Wir müssen gehen!«
Einer der anwesenden Gelehrten - eine ältere Frau mit kupferrotem Haar, die an einem Terminal in der Nähe saß -drehte sich um und starrte sie an, von Darovits leisem Ruf neugierig gemacht.
»Leise, Tomcat«, flüsterte Rain und nickte der Frau entschuldigend zu. »Du störst die anderen.«
Die alte Frau wandte sich wieder ihrem Sichtschirm zu und tat die beiden jungen Leute als unwichtig ab. Darovits Begleiterin schüttelte ihn am Arm.
»Tut mir leid«, flüsterte er, so gerade eben laut genug, dass sie es hören konnte. »Aber du musst hier raus. Flieg nach Tython, bevor sie dich hier finden.«
»Ich weiß nicht, wo Tython ist«, fauchte sie durch zusammengebissene Zähne. »Wir müssen eine Hyperraumroute finden.«
Sie setzte sich an ein Terminal ein paar Meter von dem der rothaarigen Frau entfernt und drückte ein paar Tasten. Eine Sekunde später zeigte der Schirm eine Reihe von Standortnummern.
»Da«, sagte sie und schubste Darovit auf den Sitz am Schirm des Terminals. »Warte hier.«
Sie verschwand zwischen den Regalen und bewegte sich dabei mit dem gleichen schnellen Schritt wie zuvor. Während Darovit darauf wartete, dass sie zurückkehrte, wurde ihm klar, dass seine Loyalität sich plötzlich verlagert hatte. Er war nach Coruscant gekommen, um den Jedi zu helfen, die Sith auszulöschen und einen Krieg zu verhindern. Aber das abstrakte Konzept von Leid, das sich überall in der Galaxis ausbreitete, hatte ihm nicht mehr viel bedeutet, als er plötzlich seiner Kindheitsfreundin gegenübergestanden hatte. Auf einmal konnte er nur noch daran denken, was Rain zustoßen würde, wenn man sie erwischte, und er erkannte, dass er bereit war. alles zu tun, was notwendig war um für ihre Sicherheit zu sorgen.
Weniger als eine Minute
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