Darth Bane 03 - Dynastie des Bösen
unberührt geblieben. Und im Innern wartete der kostbarste Besitz des Dunklen Lords darauf, von jemandem eingefordert zu werden, der seiner Geheimnisse würdig war.
Als Bane die Kammer betrat, bemerkte er den widerwärtigen Geruch ekelhaft süßlichen Weihrauchs in der Luft. Als er sich dem Sarkophag näherte, konnte er fühlen, wie der Gestank feinem Nebel gleich über ihn kroch, sich an seine Kleider heftete. Als er den Sarkophagdeckel an einer Ecke zu fassen bekam, lehnte er sich dagegen und schob. Seine Muskeln spannten sich an. Er setzte seine ganze Kraft ein, um den Deckel aus dem Weg zu wuchten, und das Geräusch von mahlendem Stein hallte in der Kammer wider, als der schwere Deckel seinen Bemühungen widerwillig nachgab.
Im Innern lag Andeddus mumifizierter Leichnam auf dem Rücken, die Hände um eine kleine Kristallpyramide geschlossen, die er gegen seine Brust drückte. Bane griff in den Sarg, packte die Pyramide und zog. Einen Moment lang war es, als würde die Leiche sich ihm widersetzen, als würden ihre knochigen Finger sich weigern, ihren Griff zu lösen.
Er zog fester und riss das Holocron aus den Händen seines toten Schöpfers. Dann drehte er sich um und verließ den Raum.
Auf dem Rückweg zum Schiff unternahmen bloß einige wenige von Andeddus Anhängern den Versuch, ihn aufzuhalten. Die, die töricht genug waren, schleuderte er beiseite wie Gnats. Halb rechnete er damit, dass sich ein paar Dutzend auf dem Dach versammelt hatten, um ihm ein verzweifeltes letztes Gefecht zu liefern, doch abgesehen von seiner Fähre war das Dach leer. Anscheinend hatten Vernunft und Selbsterhaltung über ihre Loyalität Andeddu gegenüber obsiegt.
So, wie es sein sollte, dachte Bane bei sich. Die Anführer des Kults hatten eine grundlegende Wahrheit erkannt: Die Starken nahmen sich, wonach es sie verlangte, und die Schwachen konnten nichts dagegen tun. Sie waren nicht mächtig genug, ihn daran zu hindern, Andeddus Holocron an sich zu bringen, und genau aus diesem Grund verdienten sie es nicht.
Bane stieg in sein Shuttle und bereitete den Start vor. Er musste daran denken, dass er jetzt mit mehr abreisen würde als bloß mit dem Holocron, wenn sich einer der Kultanhänger als würdig erwiesen hätte: Dann hätte er außerdem einen neuen Schüler unter seine Fittiche genommen.
So, wie die Dinge lagen, würde die Suche nach Zannahs Ersatz warten müssen. Er hatte, weswegen er hergekommen war. Es würde viele Tage kosten, die Hyperraumrouten hinter sich zu bringen, die aus dem Tiefkern hinausführten, doch Bane freute sich auf die Reise. Das würde ihm Zeit verschaffen, das Holocron eingehender zu erforschen. Und wenn alles nach Plan verlief, würden Andeddus ganze Geheimnisse die seinen sein, wenn er schließlich wieder zu Hause eintraf.
9. Kapitel
Das Paradies hielt nicht im Geringsten das, was es versprach. Die ironisch auf diesen Namen getaufte Raumstation befand sich an einer kleinen Hyperraumroute, die von der corellianischen Handelsstraße abzweigte. Obgleich der Quadrant technisch gesehen in die Zuständigkeit der Republik fiel, ließen die meisten großen Logistikunternehmen ihn links liegen. Das Gebiet war mehr für Piraten und Sklavenhändler als für den Transport von Handelsgütern bekannt. Da jedoch sogar Kriminelle einen Ort brauchten, wo sie ihre unredlich verdienten Credits ausgeben konnten, hatte eine Gruppe von Muun-Investoren ihre Mittel zusammengetan, um eine Orbitalstation zu bauen, die einen Teil der republikanischen Gesellschaft bediente, der auf den meisten zivilisierten Welten verbannt war.
Lucia war in ihrem Leben schon oft genug dort gewesen. Nach ihrer Freilassung aus einem Kriegsgefangenenlager der Republik hatte sie mehrere Jahre als freischaffende Leibwächterin gearbeitet, und viele ihrer Kunden hatten sie eigens angeheuert, damit sie ihnen bei ihren Besuchen auf der Station Schutz bot. Die Aufträge wurden stets gut bezahlt, doch sie nahm sie nur an, wenn nichts anderes verfügbar war.
Obgleich das Paradies offiziell unter der Bezeichnung »Volldienstleistungs-Unterhaltungsetablissement« firmierte, war die Realität dessen, was sich dahinter verbarg, um ein Vielfaches schäbiger, als dieser harmlose Begriff andeutete. Lustsklaven, Glücksspiel und illegale Drogen waren auf Hunderten von Welten und Orbitalplattformen zu haben, von denen sich die meisten als hedonistische Rückzugsorte für reiche und mächtige - aber im Allgemeinen gesetzestreue -Bürger der Republik
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