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Darth Scabrous

Darth Scabrous

Titel: Darth Scabrous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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hierherkam. Die Bibliothek war mit Abstand das größte und älteste Gebäude auf Odacer-Faustin, sogar noch älter als der Turm selbst, was überdies bedeutete, dass sie sich im schlimmstmöglichen Zustand befand. Jahrhunderte feindseliger Witterungsverhältnisse und sich verschiebender Planetenplatten hatten die Schornsteine verkommen lassen, hatten ganze Kammern vom Rest des Bauwerks abgetrennt, hatten Treppen und Korridore unter Tonnen von Schnee und Eis begraben. Im Innern ähnelte die Bibliothek nichts so sehr wie einem einstmals prächtigen Monument, das frontal mit etwas zusammengestoßen war, das sogar noch größer als es selbst war, um es an beiden Enden und in der Mitte übel zu zerbröseln.
    Sie saß im Südwestflügel, an einem der großen Steintische unter der aufgesprungenen Kathedralendecke, und studierte die jüngsten Eintragungen der Sith-Schriftrollen, die sie entdeckt hatte. Die Schrift war altertümlich, und sie hatte den Großteil des Nachmittags damit zugebracht, sie zu entziffern.
    Dieser Prozess war zwar langsam, aber befriedigend - uralte Sith-Geheimnisse zu entschlüsseln, von denen sie wusste, dass sie ihr nur dabei helfen würden, noch schneller über die Ränge ihrer Mitschüler aufzusteigen.
    Es gingen Gerüchte, dass Darth Scabrous persönlich hierhergekommen sei, dass er auf irgendetwas gestoßen war, auf ein Relikt von beinahe unermesslicher Macht, das in einer der abgesonderten Kammern versteckt gewesen war. Ob das nun stimmte oder nicht - ein Objekt wie ein Sith-Holocron lag diesbezüglich durchaus im Bereich des Möglichen Kindra selbst hatte bereits genug in Erfahrung gebracht, dass ihre Nachforschungen hier den Aufwand wert gewesen waren.
    Sie hielt inne, während ihr Zeigefinger auf einer Stelle auf halbem Wege durch einen langen Tiefdruck von Radierungen verharrte, und legte leicht den Kopf zur Seite. Irgendetwas stimmte nicht. Das Gefühl entsprang nichts so Offensichtlichem wie einem Geräusch oder auch nur einer Vibration - mehr einem intuitiven Eindruck der Unruhe, der sich in ihrem Magen ausbreitete und zu ihrer Brust hin ausstrahlte, als wären aus ihrem Innern Millionen winziger Wimpern nach draußen gewachsen, zitternd vor Nervosität.
    Sie stand auf, die Schriftrollen waren vergessen.
    »Wer ist da?«
    Ihre Stimme hallte hohl in der Leere wider, um dann in der Stille zu verklingen. Es kam keine Antwort, und einen Moment später wurde ihr klar, dass sie eigentlich auch keine erwartet hatte. So ein Gefühl war das nicht. Es war abstrakter, wie die plötzliche Erinnerung an einen Alptraum, dessen Inhalt sie sich nicht gänzlich ins Bewusstsein zurückrufen konnte.
    Was ist los? Was geht hier vor?
    Sie nahm einen zittrigen Atemzug, ohne diesen unerklärlichen Aufruhr ihres Nervensystems verstehen zu können. Bei der Ausbildung zur Sith-Kriegerin ging es darum, in anderen Furcht zu wecken, nicht in einem selbst - und doch hatten ihre Handflächen zu schwitzen begonnen, und ihr Herz schlug doppelt so schnell wie üblich. Mit einem Mal wollte sie von hier verschwinden, in weniger beengte Räume fliehen. Sie schaute zu der hoch aufragenden Treppe hinüber, die nach oben auf die Galerie und zur Eingangshalle dahinter führte, durch die sie nach draußen gelangen würde.
    Sie stopfte ihre Notizen in einen Beutel, schnappte sich ihren Umhang und wandte sich zum Gehen um. Über ihr gab die kaputte Decke einen langgezogenen, knarzenden Laut von sich, und als sie aufschaute, sah sie, wie einer der Risse breiter wurde. »Wer ist da?«, fragte sie, lauter diesmal. »Was soll das?«
    Jetzt hatten sich die Spalten weit genug aufgetan, dass sie erkennen konnte, wie sich im Innern irgendetwas ausstreckte, sich in den Tiefen der Decke auseinanderrollte, um eine Reihe langer, greifender Wurzeln freizulegen, die sich teilten und schlangengleich nach unten schossen, um Sand und Gesteinsbröckchen herabrieseln zu lassen, als sie sich durch den offenen Raum weiter in die Tiefe schoben. Einen Moment später sah Kindra das gewaltige Holzgesicht des Bibliothekars, eines Neti, der auf sie herabblickte.
    »Dail'Liss.« Sie schluckte und schaffte es, ihre Stimme wiederzufinden. »Was ist los?«
    »Macht etwas dich nervös, Kindra?« Seine Stimme war kräftig und kratzend. »Eine gewisse Unsicherheit des Geistes, ja?«
    »Nein.«
    Der Bibliothekar antwortete nicht, sondern ließ seine Wurzeln nur weiter in die Tiefe gleiten, bis die wuchtige Masse seines Stamms kopfüber vor ihr baumelte, die

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