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Darth Scabrous

Darth Scabrous

Titel: Darth Scabrous Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Joe Schreiber
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warzigen, jahrhundertealten Augen in kurzsichtiger Gedankenarbeit zu Schlitzen zusammengekniffen. Dail'Liss war schon der Kurator der Bibliothek, so lange sich irgendjemand erinnern konnte, vielleicht bereits seit tausend oder noch mehr Jahren. Obgleich sein ausgeklügeltes Wurzelsystem die ganze Zeit über irgendwo tief in den Fundamenten des Gebäudes verankert war, erlaubte es ihm ein scheinbar endloses Netzwerk von Ästen und Gliedmaßen, ungehindert durch die Wände und Hohlräume der Bibliothek zu gleiten. Ironischerweise war es genau dieses fortwährende Winden und Schlittern, das die Infrastruktur des Gebäudes selbst untergrub. Gerüchten zufolge war es bloß eine Frage der Zeit, bevor die Bibliothek über dem Neti einstürzte, um ihn auf ewig inmitten seiner eigenen kostbaren Besitztümer zu begraben - ein überaus passendes Ende, fand Kindra, als sie eingehender darüber nachdachte.
    »Fühle es auch«, sagte er schließlich. »Ja, ja.« Bloß, dass sein seltsamer Akzent dafür sorgte, dass die Worte eher wie Ia, Ia klangen.
    »Ich habe nicht gesagt...«
    Eine Wurzel glitt an ihrem Gesicht vorbei nach unten, um über den Stapel von Schriftrollen zu spielen, sie aufzuheben und diejenigen abzustauben, die sie sich noch nicht angesehen hatte. »Brauchst nichts zu sagen. Steht ins Gesicht dir geschrieben, ja?«
    »Ich weiß nicht, was das soll.«
    »Spreche von der Krankheit, da draußen im Wind.«
    Das weckte schlagartig ihr Interesse. »Was?«
    »Im Wind«, wiederholte der Neti. »Krankheit. Schmecke sie. Spüre sie. Du nicht?«
    Kindra wollte hier nicht noch länger verweilen - eine lange, kryptische Unterhaltung mit einem Baum war das Letzte, wonach ihr im Augenblick der Sinn stand doch ihr wurde bewusst, dass der Neti ihr eigenes Gefühl des Unbehagens perfekt beschrieben hatte.
    Da draußen im Wind lauerte tatsächlich eine Krankheit, irgendeine Art Seuche, und sie konnte es spüren. Unter diesen Umständen erschien es ihr am besten, direkt zur Sache zu kommen.
    »Was genau ist da draußen?«, fragte sie.
    »Solltest dich nicht rauswagen«, antwortete der Neti. Seine Äste umklammerten die Schriftrollen und fingen an, sie mit langsamen, bewussten Bewegungen aufzurollen. »Sicherer hier, ia ?«
    »Falls es Ärger gibt, komme ich schon damit klar.«
    »Nicht hiermit, nein, wohl nicht.«
    »Hör zu.« Kindra schüttelte den Kopf, zunehmend verärgert von den Ausflüchten des Bibliothekars. »Entweder hast du Antworten für mich, oder du hast keine. Doch ich werde so oder so nicht hierbleiben und mich verstecken.«
    »Bestes Vorgehen, würde ich sagen.«
    Sie wies auf die Schriftrollen. »Lass die für mich hier. Ich komme später wieder, um sie mir anzusehen. Verstanden?«
    »Ich denke, du bist die, Kindra, die nicht versteht.«
    Sie schüttelte den Kopf. »Wie auch immer.«
    Der Neti erhob keine Einwände, sagte kein Wort, sondern beobachtete sie bloß mit seinem sorgenvollen, hölzernen Blick, als sie die Stufen hochstieg und nach draußen ging.
     
     
     
     
     
     
    Kapitel 18
     
    EIN WEITERER TAG IM PARADIES
    Ra'at öffnete langsam die Augen, wie aus Angst vor dem, was er vorfinden würde. Er vermochte nicht zu sagen, wie lange er hier bewusstlos am Fuße des Felshaufens unterhalb des Turms gelegen hatte, doch inzwischen war es fast dunkel, sodass vermutlich mehrere Stunden verstrichen waren. In den Falten seiner Kleidung hatte sich eine feine Schneeschicht angesammelt.
    Ihm war so kalt, dass er kaum noch etwas fühlen konnte, auch wenn der Schmerz damit womöglich ebenfalls etwas zu tun hatte. Sein rechter Arm puckerte grässlich, unmittelbar unterhalb der Schulter. Als er den Arm berührte und seine Hand unter den zerfetzten Ärmel schob, zog er sie mit einem Zischen zurück. Direkt unter der Haut loderten und vibrierten rohe Sehnenstränge.
    Er tastete abermals, behutsamer. Die klaffende Wunde war tief, ging fast bis auf den Knochen. Er versuchte, den Arm zu heben, und stellte fest, dass er praktisch nicht zu gebrauchen war. Der linke funktionierte besser, doch wenn er sich bewegte, schmerzte seine gesamte rechte Seite so heftig, dass er bei einem Kampf klar im Nachteil wäre. Beinahe ebenso schlimm war, dass er ein Übelkeit erregendes Ungleichgewicht in seinem Magen spürte, wie ein schwerer Sandsack, der am Ende eines Seils hin und her schwang. Vielleicht hatte er eine Gehirnerschütterung. Er fragte sich, wie heftig er sich wohl den Kopf angeschlagen hatte, als er gestürzt war.
    Im Bemühen,

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