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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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worden ist, der auf längere Sicht die Unabhängigkeit seines Landes anstrebt. Seine Regierung hat begonnen, die einheimische Landwirtschaft wiederzubeleben, tahitische Traditionen und die lokale Sprache in die Schulen zurückzubringen und den Fremdenverkehr als Haupteinnahmequelle im Dienste des Landes weiterzuentwickeln.
    Bis heute fließt ein Großteil der Einnahmen in die Taschen ausländischer Unternehmen. Bei den gut zehntausend Arbeitern in der Tourismusindustrie bleibt nur wenig hängen. Angesichts der Spottlöhne liegen die Preise für den Luxusurlaub absurd hoch. Je mehr Geld im Land verbliebe, desto schneller könnte es sich befreien. Der Präsident hat auch schon einen Namen für das unabhängige Tahiti im Sinn: Te Ao Maohi, »Die Welt der Einheimischen« - wie sie noch zu Darwins Zeiten existierten.
     
    Nichts erfreute mich mehr als die Bewohner. In ihrem Gesichtsausdruck liegt eine Milde, welche sogleich den Gedanken an Wilde verbietet, und eine Intelligenz, die zeigt, dass sie in der Zivilisation vorankommen. Zur Messschnur seiner Meinung macht Darwin die moralische Reife nach christlichem Vorbild. Im Ganzen erscheint es mir, als seien Moral und Religion der Einwohner äußerst achtenswert. Zwar sieht er die Tugend der Frauen … am ehesten offen gegen Einwendungen. Er freut sich, dass Unehrlichkeit, Ausschweifung und Zügellosigkeit durch die Einführung des Christentums stark vermindert worden sind. Er verteidigt die englischen Geistlichen gegen die Anwürfe des deutsch-russischen Entdeckungsreisenden Otto von Kotzebue, dass die Tahitianer eine trübsinnige Rasse geworden seien und in Furcht vor den Missionaren lebten.
    Kapitän FitzRoy hat den Auftrag, von den Tahitianern ein Strafgeld von umgerechnet dreitausend Dollar zu kassieren, das die Regierung in London als Ersatz für ein geplündertes britisches Schiff verlangt. Er tritt in Verhandlungen mit den Verantwortlichen, die eigens ein »Parlament« aus Königin und den Stammesführern zusammenrufen. Darwin staunt über die außerordentliche Fähigkeit zu debattieren, die Redlichkeit und die prompte Entschlossenheit, die allseits zum Ausdruck kamen. … Die Häuptlinge und das Volk beschlossen, die ausstehende Summe anzuerkennen und zu erfüllen.

    Am letzten Abend kommt die Königin, eine große, unbeholfene Frau ohne jede Schönheit, Anmut und Würde , mit den meisten Anführern an Bord der Beagle. Das Benehmen aller war sehr anständig. Raketen werden abgeschossen, Seemannslieder angestimmt. Die königliche Gesellschaft kehrte erst nach Mitternacht wieder an Land zurück.
    Eine Reihe dieser Schilderungen finden sich in einem Bericht wieder, den Darwin und FitzRoy gemeinsam ein paar Monate später in einer christlichen Zeitung in Südafrika veröffentlichen werden. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass Darwin die erste Publikation seines Lebens zur Verteidigung der christlichen Missionsarbeit verfasst, und dann auch noch gemeinsam mit dem Kapitän, der ihn schon bald als ketzerischen Widersacher des Schöpfungsglaubens angreifen wird.
     
    Je stärker Darwin die Evolution des Lebens erkennt, desto schwächer wird sein Glaube. In seiner Autobiografie versucht er im Alter, seinen Kindern die Motive seines Lebens und seine religiösen Ansichten näherzubringen. Er habe eingesehen, dass dem Alten Testamente … nicht mehr Glauben zu schenken sei als … dem Glauben irgendeines Wilden. Eine Religion, die Gott Gefühle eines rachedurstigen Tyrannen zuschreibt, könne sich nicht zum Maßstab der Moral machen. Ich kann es kaum begreifen, wie jemand, wer es auch sei, wünschen könne, die christliche Lehre sei wahr; denn wenn dem so ist, dann zeigt der einfache Text [des Evangeliums], dass die Ungläubigen, und ich müsste zu ihnen meinen Vater, meinen Bruder und nahezu alle meine besten Freunde zählen, ewig Strafe verbüßen müssen. Eine abscheuliche Lehre!
    Als Darwin die »Entstehung der Arten« schreibt, geht es ihm nicht in erster Linie darum, Gott aus der Welt zu schaffen. Auf der Suche nach einer ersten Ursache verdiene er es, Theist genannt zu werden, der einen Gott als letzen Grund nicht leugnen will. Dann erst mehren sich Zweifel, ob der menschliche Geist überhaupt imstande sei, dass er solch großartige Schlussfolgerungen ziehe. Schließlich ist er überzeugt: Das Geheimnis des Anfangs aller Dinge ist für uns unlösbar; und ich für meinen Teil muss mich bescheiden, ein Agnostiker zu bleiben.
    Sein Angriff gilt nicht Gott, sondern

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