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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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Morris, bringt William Paleys Idee wieder ins Spiel: »Die Zeichen von Design sind zu stark, als dass man sie überwinden könnte«, schreibt der Naturtheologe. »Design braucht einen Designer. Dieser Designer muss eine Person gewesen sein. Diese Person ist Gott.«
    Dank Darwin, Huxley und seinen Mitstreitern ihres neunköpfigen »X-Clubs« ist der Kirche die Wissenschaft endgültig aus den Händen geglitten. Aus deren Sicht eine Tragödie. Was mit Kopernikus und Galilei beginnt, vollendet sich in Darwin: Der Freigeist wird flügge und nimmt sich die Freiheit, Gottes Einflussbereich (und den seiner »Vertreter«) immer weiter einzugrenzen. Nicht mehr die Priester des Glaubens bestimmen über Fortschritt und Weltgeschehen, sondern die Priesterschaft der Naturforscher. Mit diesem Machtverlust hadert die Kirche bis heute.
     
    Selten hat ein großer Denker seine Thesen überzeugender und allgemein verständlicher formuliert als Darwin seine Evolutionstheorie. Doch anders als Marx, dessen Werk Revolutionen begründet, löst das
darwinistische Manifest kein Großfeuer aus, sondern eher einen Schwelbrand. Der religiöse Widerstand gegen seine »gefährliche Idee« glimmt über lange Strecken fast unbemerkt unter der Oberfläche der Weltereignisse weiter. Bricht er dann aus, kann er sich plötzlich zum Flächenbrand auswachsen. Den größten erlebt die Menschheit nicht zu Darwins Zeiten, sondern heute, hundertfünfzig Jahre nach seiner ersten Verteufelung als Antichrist.
    Kreationisten haben in einem Buch über Darwin eigentlich so wenig verloren wie Astrologen in einer Abhandlung über Astronomie - wären nicht »wiedergeborene Christen« mit ihren Stimmen ins Weiße Haus gewählt worden, würden sich nicht Gerichte mit der Frage beschäftigen, ob die Schöpfungsgeschichte in den Biologieunterricht gehört, und zeigten nicht Umfragen, in welchem Maß sich religiöser Glaube als Antidarwinismus präsentiert: In den USA glauben fast fünfzig Prozent, Gott habe die Menschen in der jetzigen Form erschaffen, knapp vierzig Prozent sind überzeugt, dass sie sich über Millionen Jahre unter Gottes Führung so entwickelt haben, und nur gut zehn Prozent meinen, dass dies ohne Gottes Einfluss geschehen sei. Mehr als drei Viertel der Bürger im Land der Wissenschaftsweltmacht zweifeln also Darwins Evolutionstheorie an.
    Nicht in Newton oder Einstein, nicht im Urknall oder den rätselhaften Quanten findet der Massenimpuls gegen die Aufklärung sein Ziel, sondern in der Evolution. Kein Wissenschaftler jemals hat so stark polarisiert wie der selbst erklärte Kaplan des Teufels . Wer den Menschen aus Affen hervorgehen lässt und ihm die göttlich eingehauchte Seele abspricht, macht sich alle zum Feind, denen das Glauben wichtiger ist als das Wissen. Denn um nichts anderes dreht sich der »Glaubenskrieg«, in dem Massenblätter »Gott gegen Darwin« antreten lassen.
    Heute zweifelt kein ernst zu nehmender Wissenschaftler die Richtigkeit von Darwins Lehre an, ob gläubig oder nicht. Im Gegenteil: Die Beweislast der Fossilien ist seit seiner Zeit erdrückend geworden. Evolution lässt sich im Reagenzglas wie im Freiland beobachten, und seit sich in Gen-Analysen der Stammbaum alles Lebendigen immer exakter widerspiegelt, dürfte es zumindest über die Frage der gemeinsamen Abstammung aller Lebewesen keine Debatte mehr geben.

    Es sei denn, man lehnt den Rationalismus von vornherein ab. Das tun Ultra-Kreationisten, die der Wissenschaft ihre Bibel entgegenstrecken wie dem Teufel das Kreuz. Auf dieser Ebene treten zwei Systeme gegeneinander an, die nicht kompatibel sind. Wer die biblische Sechstagewoche ernst nimmt, wer noch heute mit sechstausend Jahren Erdalter argumentiert oder die Entstehung der Frau aus einer Rippe des Mannes für bare Münze hält, der lehnt im Grunde nicht nur Darwin ab, sondern die gesamte wissenschaftliche Methode als Basis moderner Zivilisation.
    Solche Haltungen ließen sich als Privatsache vernachlässigen - soll jeder glauben, was er will -, ginge es nicht um Kinder und damit um die Zukunft. Es reicht den extremen Kreationisten nicht, ihren Nachwuchs daheim zu belehren, was ihnen keiner nehmen kann und will. Sie möchten verhindern, dass den Kleinen im Unterricht Wissen beigebracht wird, das sie in ihrem Glauben erschüttern könnte.
    In den USA bewirken Fundamentalisten Jahrzehnte nach Darwins Tod zunächst, dass die Evolutionslehre aus den Schulen verbannt wird. Nachdem Oklahoma Schulbücher mit Texten über die

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