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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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Werk getan.
    Viele Menschen benutzen die Idee der Evolution als Symbol für ein weitverbreitetes Unbehagen an der Wissenschaft. Sie wollen die Schöpfung - das Leben, die Umwelt - vor dem freien Zugriff von Forschern schützen, die selber in der Manier von Schöpfern Gott spielen wollen. Das ist verständlich. Aber man kann auch ohne Religionszugehörigkeit zu der Auffassung kommen, dass der gezielte Eingriff in die menschliche Keimbahn einen Rubikon überschreitet oder dass die Atomspaltung der Menschheit nicht allein Segen gebracht hat. Wer künftige Existenzen nicht nur kulturell, sondern auch biologisch durch Selektion und Genmanipulation unwiderruflich der Absicht und dem Willen jetziger Menschen unterwirft, durchbricht die Kette des »blinden« Zufalls. Erstmals in der Geschichte könnten Menschen ihre Erzeuger für ihre biologische Ausstattung zur Verantwortung ziehen. Das wäre ein Dammbruch, mit oder ohne Gott.
    Indem Schöpfungsgläubige aber gegen die Wissenschaft predigen und dabei wissenschaftliche Argumente anführen, überschreiten sie selber die Grenzen ihres Herrschaftsbereichs und nehmen den Kampf auf einem Gebiet auf, dessen Regeln sie nicht akzeptieren. Das hat manche Naturwissenschaftler schließlich dazu verleitet, sich umgekehrt auf das Terrain der Religion zu wagen, ohne zu erkennen, dass ihre Argumente dort genauso stumpf bleiben wie andersherum.
    Vertreter der Evolutionären Psychologie erklären Gläubigkeit zu einer Art Instinkt. Angesichts der universellen Verbreitung liege ihr Überlebensvorteil auf der Hand. Manche sprechen sogar von Religiositäts- oder Spiritualitätsgenen. So wie Kreationisten die Biologie in den Bereich der Religion drängen, rücken Biologen die Metaphysik in die Ecke erklärbarer Naturphänomene. Damit stehen sich zwei fundamentale
Fragen gegenüber: Ist der Mensch eine Erfindung Gottes oder Gott eher eine Erfindung des Menschen?
    Am deutlichsten hat sich jüngst der britische Biologe Richard Dawkins hervorgetan. Dank seiner Idee vom »egoistischen Gen« auch innerhalb seiner Zunft als brillanter Provokateur bekannt, hat er mit seinem Buch »Der Gotteswahn« eine Art biologisch begründetes atheistisches Manifest verfasst. »Darwins Rottweiler«, wie er sich gern nennen lässt, zahlt dort mit gleicher Münze heim. Eine Kernaussage des Werkes: Alles Übel der Welt ist religiös begründet.
    Dawkins nennt Religion eine »Geisteskrankheit«, ein Phänomen »von hoher Ansteckungskraft«, einen »parasitären, sich selbst replizierenden Code«. Die allermeisten vernünftigen Menschen würden ihm recht geben, ersetzte er das Wort »Religion« durch »Fundamentalismus« und »Fanatismus«. Würden diese Übel sich wie das Pockenvirus ausrotten lassen, lebten wir in einer besseren Welt. Das Problem ist nur, dass Dawkins selber wie ein fanatischer Fundamentalist daherkommt, wenn er allein Atheisten für zurechnungsfähig hält. Wenn er selbst Christen, die mit der Evolutionstheorie keine Schwierigkeiten haben, die aber die berechtigte Frage nach dem Grund aller Dinge mit »Gott« beantworten, zu Idioten stempelt.
    Niemand weiß, wie die Welt entstanden ist. Somit darf jeder glauben, was er will, auch dass sie von (einem) Gott erschaffen worden ist. Die allermeisten gläubigen Naturwissenschaftler (und von denen gibt es viele) halten es wie andere aufgeklärte Christen: Unter der erdrückenden Beweislast wissenschaftlicher Erkenntnis wird das Terrain bis zum Anfang des Universums geräumt. Gott hat das All erschaffen und damit auch die Evolution und das Leben »erfunden«. Woher Gott kommt, wenn nicht »aus sich selbst«, lässt sich nicht beantworten.
    Das entspricht ziemlich genau Darwins Position, als er »Die Entstehung der Arten« veröffentlicht. Er vergleicht die mechanischen Gesetze, wie Newton sie formuliert hat, mit jenen, die er für die Entwicklung des Lebens beschreibt. Gott regiert Darwin zufolge per Naturgesetz, und zwar von Anfang an. Man kann also an (einen) Gott glauben und an die Evolution. Ich sehe keinen vernünftigen Grund, warum die in diesem Werke entwickelten Ansichten irgendwie religiöse Gefühle verletzen sollten.

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    Neuseeland

    Der Vertrag von Waitangi · Bei den Maori · Ein christliches Utopia · Kulturelle Evolution · Sozialdarwinismus · Die Doppelhelix DNA · Das zweite Buch des Lebens · Epigenetik und Lamarckismus · Der Nasengruß
     
     
    Den Händedruck von George Wells werde ich niemals vergessen. Nicht weil der

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