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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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weit blicken zu können, fast bis in die Tage, als erstmals Menschen dieses Land betraten.

    Seit vor gut zweihundertfünfzig Millionen Jahren der letzte Superkontinent Pangäa auseinanderzudriften begann, schiebt sich Tasmanien an der Seite Australiens in Richtung Osten - bis vor fünfundvierzig Millionen Jahren verbunden mit Antarctica. Vor fünfzigtausend Jahren kommen die ersten Ureinwohner, vor zweihundert europäische Siedler. Sie wollen hier leben und bringen den Tod. Die immer gleiche Geschichte. In den Wäldern jaulen heute die Sägen, Papier für die Welt.
    Im »Tal der Giganten« fallen Königseukalypten, mit bis zu fünfundneunzig Metern Höhe und fünf Metern Dicke die größten Hartholzbäume auf der Erde. Nirgendwo sieht man so viele von Autos zerfetzte Tierkadaver auf den Straßen wie auf dieser Insel. Wallabys, Wombats, ausgewachsene Kängurus und ihre Babys. »Road killing« heißt das offiziell.
     
    Mehr als zweihunderttausend Tiere kommen auf diese Weise jährlich um. Das Blutbad lässt die Menschen erstaunlich kalt. Das zeige doch nur, wiederholt Shakespeare scherzhaft ein beliebtes Argument, »wie gesund und zahlreich unsere Tierwelt ist«. Erst wenn die Kadaver weniger würden, werde die Sache brenzlig. Früher ist die Massenschlachtung per Stoßstange kaum aufgefallen. Etwa 150 000 Tasmanische Teufel, mopsgroße Beuteltiere, spielten Straßenreinigung, zerrten die Überreste von den Fahrbahnen und fraßen sie im Schutz der Büsche auf.
    Doch damit ist es längst vorbei. Die Massen toter Tiere auf den Straßen symbolisieren nichts mehr als den dramatischen Rückgang der Beutelteufel. Seit 1995 ist ihre Zahl auf ein Fünftel gesunken. Sie sterben an einer rätselhaften Krankheit, gemeinhin »Teufelskrebs« genannt, mit nachweisbaren Veränderungen in den Chromosomen der Tumorzellen. Ihr Massentod hat die Tasmanier endlich aufgeschreckt. Mit dem Teufel würden sie vor den Augen der ganzen Welt ein zweites Mal ihr heimliches Wappentier verlieren.
    Das erste war der Beutelwolf, wegen seines gestreiften Fells »Tasmanischer Tiger« genannt. Um die Viehherden zu schützen, wurde er mit Abschussprämien gezielt ausgerottet. Der letzte starb sechzig Jahre nach dem letzten menschlichen Ureinwohner. Das soll sich mit dem Teufel nun nicht wiederholen. Das Problem: Niemand kennt das
merkwürdige Leiden, an dem die Tiere zugrunde gehen. Die Krankheit, offenbar ein ansteckender Krebs, beginnt im und um das Maul, oft an kleinen Läsionen. Von dort breiten sich die Tumoren übers ganze Gesicht aus, schließlich im gesamten Körper, bis die Tiere verenden. Die einen vermuten anfangs Viren als Ursache, aber es werden keine nachgewiesen, andere tippen auf Chemikalien aus den Giftködern, mit denen Baumplantagen vor dem Verbiss durch Kängurus geschützt werden. Sicher ist aber, dass die Seuche ansteckend und tödlich ist und nach und nach die gesamte Population erfasst.
    Nicht weit von Shakespeares Haus entfernt die Küste hoch lebt ein Mann, der mit den Teufeln sprechen kann. Bruce Englefield, ein ehemaliger Toningenieur aus England, hat seit früher Jugend nebenher als eine Art Dompteur für schwer erziehbare Hunde gearbeitet. Als er mit seiner Frau Maureen 2001 in Tasmanien Urlaub macht, bekommt er die Teufel erstmals in einem Wildpark zu sehen - und ist fasziniert. Mit diesen wilden Räubern will er Kontakt aufnehmen.
    Als sich herausstellt, dass der Wildpark zu kaufen ist, brauchen die Eheleute keine zwei Stunden, um sich für Tasmanien zu entscheiden. Mit einundsechzig in ein neues Leben. Heute betreiben sie ihre »Natureworld«, als hätten sie nie etwas anderes gemacht. Alle möglichen Arten an einheimischen Tieren in großzügigen Gehegen, Vögel, Schlangen, Beuteltiere wie Bandicoot, Potoro und Koala, dazu Wallabys, Wombats und Kängurus im Streichelzoo, auf Schautafeln alles pädagogisch sinnvoll erläutert.
    Im Mittelpunkt aber stehen seine Lieblinge, mit denen sich Englefield in neunundzwanzig Lauten verständigen kann. Er schnalzt und zischt, faucht durch die Nase, bellt wie ein heiserer Hund oder knurrt. Auf »ouk« kommen sie gelaufen, wenn er ihnen wie eine knarrende Tür »ourrh« verspricht, »ich habe Fleisch«. Von ihm lassen sie sich auf den Arm nehmen und aus der Nähe betrachten. Gedrungen wie Bulldoggen, schwarzes Fell, leuchtend rote Ohren und ein Gebiss zum Fürchten. Sogar Käfigstangen haben sie damit schon verbogen, um zu entkommen. Diese einmaligen Tiere will Englefield schützen -

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