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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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so heißt es, spielen Sie Gott.« - »Wir sind die Götter.« - »Und wie fühlt sich das an?« - »Wie der Blick in einen Spiegel.«

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    Tasmanien

    Darwins stille Routine · Besuch von Haeckel · Treffen mit Nicholas Shakespeare · Der Tasmanische Teufel · Dynamisches Genom · Evo-Devo-Forschung · Die Sprache der Steine
     
     
    Diese Insel wirkt wie die Magie des Magneten auf die kindliche Seele. Die Kraft ist da, sie lässt sich nur so schlecht in Worte fassen. Etwas, das man mitnimmt, das einem bleibt. Eine kalte Anziehung, wie zwischen den geladenen Polen des Eisens. Ein Stück Reserve für ein anderes Leben. Sähe ich mich genötigt auszuwandern, würde ich mich gewiss für diesen Ort entscheiden: Klima und Erscheinungsbild des Landes wären allein schon Grund genug. Am Ende der Welt wartet ein Stück Erde, das nach Heimat riecht. Noch achtzehn Jahre später schreibt Darwin an Hooker: Ich errichte ständig veritable Luftschlösser in Sachen Auswandern, und Tasmanien ist in letzter Zeit mein Hauptquartier geworden.
    Ausgerechnet Darwin, der nach seiner Reise das Reisen fast vollständig einstellt. Er schafft es 1867 noch einmal auf die Isle of Wright, Zwangserholung für ein gesundheitliches Dauerwrack, ansonsten gerade mal nach London, selten genug. Die Weltumrundung reicht der Fantasie bis an sein Lebensende. Er lebt auf seinem Anwesen in Downe - inzwischen mit »e« am Ende geschrieben - in Kent, Familienoberhaupt und Forscher, Autor und Invalide, als hätte er dort Wurzeln geschlagen. Andere Wissenschaftler seines Schlages folgen Einladungen, halten Vorträge, lassen sich feiern, leiten Institute, gründen Schulen, ziehen sich ihre Nachfolger heran. Darwin bleibt seiner Routine treu, experimentiert mit Haustieren und Nutzpflanzen, korrespondiert mit der Welt und stößt ein gewichtiges Buch nach dem anderen aus. Ehrendoktortitel (meist in Abwesenheit), Medaillen, Neuauflagen, Übersetzungen in alle wichtigen Sprachen - so vergehen die Jahre.

    Keine Biografie eines bedeutenden Forschers hat für die Zeit nach Durchbruch und Weltruhm so wenig Aufregendes zu bieten. Der Tod beider Schwestern, die ihm die Mutter ersetzen mussten, im Jahr 1866 und damit das Kappen aller Verbindungen zu seiner Geburtsheimat, ein Reitunfall mit schweren Quetschungen, der kurz nach dem sechzigsten Geburtstag das Ende seiner Stunden hoch zu Ross erzwingt, seine unhaltbare Pangenesis-Theorie zur Vererbung, die er Anfang 1868 in »Das Variieren der Thiere und Pflanzen im Zustande der Domestication« vorstellt, und die Begegnung mit einem Mann, der sich bald als »deutscher Darwin« einen Namen macht: Ernst Haeckel besucht ihn in der Provinz.
    Als »groß und verehrungswürdig« verherrlicht Haeckel den Gastgeber, »mit den breiten Schultern eines Atlas, die eine Welt des Denkens trugen, einer jupiterähnlichen Stirn, wie wir sie bei Goethe sehen, mit einer hohen und breiten Wölbung, tief durchfurcht vom Pflug geistiger Arbeit. Die liebevollen und freundlichen Augen waren überschattet von dem großen Dach der vorstehenden Brauen. Der sanfte Mund wurde von einem langen, silberweißen Bart umrahmt.« Das Darwinbild, wie alle Welt es kennt, geschönt von Bewunderung. Andere schildern ihn als hager, grau und eingefallen.
    Der Jenaer Professor, wissenschaftlich so herausragend wie weltanschaulich gefährlich, hat sich mit seinen Vergleichen von Embryonen unsterblich in den Kanon der Biologie geschrieben. Welchen besseren Beweis für die Evolution könnte es geben als die Ähnlichkeit junger Keime von so unterschiedlichen Arten wie Huhn und Fledermaus, Gibbon und Mensch? Mit seinem »Biogenetischen Grundgesetz« - heute: »Grundregel« - stellt er die vollständige und getreue Stammesgeschichte während der embryonalen Entwicklung in einen Darwin’schen Zusammenhang. Vom befruchteten Ei an durchlaufen alle Tiere noch einmal alle Stadien der Evolution. Vielfach formen sie Strukturen, die sich später wieder zurückbilden - Zähne im Embryo zahnloser Säuger wie Bartenwal oder Schnabeltier, Ansätze kiemenartiger Strukturen bei Luft atmenden Wirbeltieren, auch bei uns Menschen.
    Haeckel hängt nicht nur treu an Darwins Lehre und verbreitet sie wie kaum ein anderer. Er macht die natürliche Auslese zum Teil einer »universellen Entwicklungstheorie, die in ihrer enormen Spannweite
das ganze Gebiet des menschlichen Wissens umfasst«. Er legt sich offen mit der Kirche an, was Darwin wenig behagt. Doch wie kein anderer, nicht einmal Spencer,

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