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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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Harmonie der Naturgesetze als göttliches Prinzip, Evolution als »Gott der Natur«. Damit hat er das Geheimnis der Kreativität des Lebens aus dem Reich der Transzendenz befreit - aber auch die Grundlage für den
nächsten unvermeidlichen Schritt geschaffen: Jedes System, das sich selbst durchschaut, wird auch versuchen, seine Schwächen zu beheben und sich zu verbessern. Der Mensch will nicht nur wissen, wie der Mathematiker David Hilbert sagt, er will auch walten, (sich) selber erschaffen.
    Anderthalb Jahrhunderte, nachdem Darwin die Biologie zur historischen Wissenschaft erhob und sich die Frage nach unserem evolutionären Ursprung im Bewusstsein der Menschheit einnistete, verstehen wir nicht nur besser, woher wir kommen und wie wir zu denkenden und schöpferischen Wesen wurden. Wir versuchen auch mitzuentscheiden, was aus uns wird. Das Programm der Moderne, die Konstruktion und Rekombination des menschlichen Körpers, erscheint nach einem Jahrhundert Vordenkens und -gestaltens in den Künsten wissenschaftlich realisierbar.
    Als unfertiges Wesen, das sich selbst nie genügt hat, macht sich der Mensch daran, nun auch biologisch seinen alten Traum von Selbsterschaffung und -verbesserung zu verwirklichen. Durch Selektion und Manipulation seiner Erbanlagen greift er in den Prozess ein, der ihn selber hervorgebracht hat: Das Zeitalter der Menschenzucht mit HOMO SAPIENS als Züchter der eigenen Linie und Autor seiner Evolution ist angebrochen. Durch gentechnisch gestützte Eugenik geraten wir zum Subjekt und Objekt eines Experiments mit offenem Ausgang.
    Darwin ist für die Folgen ebenso wenig verantwortlich wie Einstein mit seiner Formel e=mc 2 für Hiroshima. Aufrichtig Wahrheitssuchende genießen das Schutzrecht der Unschuld. Manche fahren in die Welt hinaus, um sie mit Schwert oder Bibel zu unterwerfen. Darwin hat sie umarmt und danach erobert - mit einer Idee, nicht mit Ideologie. Gleichwohl geht die Kränkung der Menschheit durch sein Werk so tief, dass er noch immer und sogar wieder vermehrt ideologisch bekämpft wird. Wohl kein anderer ist wegen einer wissenschaftlichen Theorie so intensiv gehasst worden wie er, der vom Glauben zum Wissen fand.
    Seine Reise hat Darwin die Augen für die Vergangenheit des Lebens geöffnet. Wie ein Sehender, der hinter die Erscheinungen blickt, hat er die Herkunft des Menschen und all seiner Mitgeschöpfe als Ergebnis der biologischen Evolution beschrieben. Die kennt weder
Ziele, noch folgt sie einem göttlichen Plan. Unsere Zukunft hängt indes allenfalls noch marginal vom Prinzip der natürlichen Auslese ab. Die Menschheit hat sich im Verlauf der Zivilisation immer weiter vom biologischen Kampf ums Dasein verabschiedet. Mit jeder Generation bestimmt kulturelle Evolution zunehmend über unser Schicksal.
    Ohne sie, ohne Feuer, Werkzeug oder Sprache, hätte die Weltbevölkerung vermutlich nicht einmal fünf Prozent ihres heutigen Bestands erreichen können. Gemessen an der durchschnittlichen Lebenserwartung haben wir unsere biologische Fitness in kürzester Zeit vervielfacht - und dabei unsere Spezies auf eine fantastische Zahl von Individuen gebracht. Anders gesagt verdankt die Menschheit ihre Existenz zu mehr als fünfundneunzig Prozent jenem staunenswerten Phänomen namens Kultur, von der Jagd bis zur Zucht, vom Faustkeil zur Jupitersonde, von der Keilschrift zur Internet-Suchmaschine.
    Doch gerade dieser größte biologisch-kulturelle Erfolg gefährdet nun Weiterleben und Fortschritt. Die Weisung der Bibel - »Seid fruchtbar und mehret euch« - ist an ihre biologischen Grenzen gestoßen. Francis Galton regt zur Verbesserung der Rasse Zwangssterilisationen an. Vetter Charles lehnt sie ebenso ab wie Empfängnisverhütung, mit der radikale Kreise das Bevölkerungswachstum eindämmen wollen. Angesichts von Kindersterblichkeit, Seuchenopfern und Großfamilien wie der eigenen wähnt er sich noch mitten im Kampfgebiet der biologischen Evolution. Es darf daher unser natürliches Zunahmeverhältnis, obschon es zu vielen und offenbaren Übeln führt, nicht durch irgendwelche Mittel bedeutend verringert werden. Wie sich eine Erde mit sechs oder gar zehn Milliarden Menschen anfühlt, kann er sich nicht vorstellen.
    Je mehr jedoch das gesunde Überleben neugeborener Kinder durch verbesserte Medizin das Survival of the fittest ersetzt, desto unverzichtbarer wird Geburtenkontrolle. Die darwinistische Lösung, deren Potenzial nach wie vor in uns steckt, schließt sich zumindest für jeden

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