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Darwin - Das Abenteuer Des Lebens

Titel: Darwin - Das Abenteuer Des Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Juergen Neffe
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damit ist die Geschichte von Jemmy Button und seinem Kontakt mit den Weißen noch nicht zu Ende. Im Herbst 1859, als Darwin seine »Entstehung der Arten« veröffentlicht, macht das »Massaker von Wulaia« weltweit Schlagzeilen. Die Allen Gardiner ankert in der Bucht, die Mannschaft will dort eine Missionsstation errichten. Es ist schon der dritte Versuch. Jemmy, nackt und »wild«, soll an Bord gekommen sein und sich beschwert haben, dass er nicht genug Geschenke erhalten habe. Als er und seine Gefährten das Schiff wieder verlassen, werden sie angeblich beim Stehlen ertappt. Ein Kampf bricht aus, der Kapitän wird angegriffen, dann verschwinden die Feuerländer in ihren Kanus. Ein paar Tage später, an einem Sonntag, als die Besatzung an Land mit Gesängen ihren Gottesdienst abhält, taucht eine Horde Männer in Kriegsbemalung mit Holzknüppeln und Steinen bewaffnet auf.
    Wenig später liegen acht Tote auf dem Strand. Nur Schiffskoch Alfred Coles kann entkommen. Vor Gericht sagt er später aus: »Kurz darauf sah ich, dass die Naturmenschen die Ruder aus dem Boot nahmen, und wenige Minuten später sah ich die Männer zum Ufer rennen, und die Naturmenschen verfolgten sie mit Keulen und Stöcken und schlugen sie auf dem Strand nieder. … Ich glaube aufrichtig, dass die Ursache für das Massaker war, dass Jemmy Button eifersüchtig
darauf war, dass andere mehr hatten, als worauf er Anrecht zu haben glaubte. Ich bin fest davon überzeugt, dass er an der Spitze des Geschehens stand.«
    Jemmy wird gefangen genommen und für ein paar Monate auf Keppel Island auf den Falklands gebracht. Seine Aussage - »von seinen Lippen abgenommen, soweit er verstanden werden konnte oder soweit man ihm unsere Fragen klarmachen konnte« - findet sich im Verhandlungsprotokoll. Er bestreitet die Tat und behauptet, Krieger vom Stamm der Oen - »Männer mit Bogen und Pfeil« - hätten sie verübt. Jemmy beschwert sich auch, wieder verschleppt worden zu sein: »Ich war vier Monde auf der Insel Keppel, mit Ehefrau und Kindern. Nicht gefallen bleiben, nicht wollen, nicht gefallen.« Und zum Schluss wiederholt er noch einmal: »Mein Bruder vielleicht zurück nach Keppel, ich habe genug davon. Nicht wollen zurück.«
    Er habe »gebrochen Englisch« gesprochen, heißt es. Besser hätte man sein Innenleben nicht beschreiben können. Jemmy Button stirbt 1864 in Wulaia an einer eingeschleppten Krankheit, vermutlich an den Masern.

13
    Vom Atlantik zum Pazifik

    Beagle-Kanal und Magellanstraße · Darwins Heirat · Jorge, der Goldsucher · Mylodon-Höhle · Ein elendes Eden
     
     
    Die kleine Fähre ist nur einen Tag und zwei Nächte unterwegs. Aber die haben es in sich. Als einzige regelmäßige Schiffsanbindung von Puerto Williams zum chilenischen Festland nimmt sie die alte Strecke über den Beagle-Kanal nach Westen, berührt kurz den südlichen Pazifik und arbeitet sich dann Richtung Norden zur Magellanstraße vor. Unser Kurs lag Richtung östlicher Eingang des Beagle-Kanals, und wir fuhren am Nachmittag hinein .
    Bahia Azul heißt das rot und blau gestrichene Fährschiff, auf dem ich die erste Etappe vom Atlantik zum Pazifik zurücklege, einundsechzig Meter lang und zwölf breit. Die Fahrt gehört zu den unvergesslichsten Erlebnissen meiner Reise. Nicht zuletzt wegen des Komforts, der den zwanzig Passagieren einiges an Adaptionsfähigkeit abverlangt. Wir sind hier nur die Beiladung neben ein paar Containern und Autos.
    Man weiß nicht so recht, wo man die Stunden verbringen soll. Die Alternative besteht in einem Aufenthalt im Freien auf einem schmalen Deck bei Dauerregen, scharfem Westwind und kriechender Kälte oder in einem überheizten Passagierraum mit beschlagenen Fenstern. Dort steht jedem wie in einem Bus für winzige Menschen ein viel zu kleiner Sitz zur Verfügung. Auf dem soll auch geschlafen werden, was durch die raue, länger nicht mehr oder noch nie gewaschene Wolldecke nicht leichter wird. Darwin und seine Gefährten, die den Beagle-Kanal auf offenen Walbooten erkunden, sind froh, für unsere Betten einen Kieselstrand zu finden. … Wenn wir in unseren Schlafsäcken auf einem guten Bett aus weichen Kieseln lagen, verbrachten wir die behaglichsten Nächte. Am liebsten hätte ich getauscht.

    Die meiste Zeit verbringe ich an Deck, zwischendurch aufwärmen bei Kapitän Danilo. Ich habe selten im Leben so viel gefroren und mich dabei so prächtig gefühlt. Niemals sonst dringt das Bewusstsein, in was für einem entlegenen Winkel der

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