Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
sich aber selbst nach den Regeln von Veränderung und Selektion entwickeln. Auch dabei gilt: Gute Kooperationsstrategien haben großen Erfolg, breiten sich aus, weniger gute sind vielleicht überlebensfähig, bleiben aber auf bestimmte ökologische Nischen beschränkt, und wieder andere können sich gar nicht durchsetzen. So funktioniert kooperative Evolution, eine Entwicklungsspirale, die langsam aber permanent nach Vervollkommnung strebt – ohne egoistische Gewalttaten. Im krassen Gegensatz zur Kritikerbehauptung, der Darwinismus propagiere den Egoismus als Erfolgsstrategie, zeigt die Evolutionstheorie gerade die selektive Benachteiligung selbstsüchtigen Individualverhaltens gegenüber kooperativem Handeln auf. Egoismus und Kooperationsunfähigkeit werden ausgemerzt, da sie nichts Stabilisierendes haben, das der Arterhaltung dienlich ist. Es bleibt dabei: Kooperation und Konkurrenz haben nichts Gegensätzliches.
Die soziale Konkurrenz von Kooperationsstrategien ist natürlich nur ein Mosaikstein, der in das Gesamtkonzept der Evolution eingepasst ist und zusammen mit all den übrigen Konkurrenzen um Ressourcen das Schicksal von Populationen bzw. Arten bestimmt.
Festzuhalten bleibt: Die Ausbildung verschiedener von Harmonie geprägter Sozialstrukturen ist geradezu ein Paradebeispiel für das Funktionieren der von Darwin erkannten Spielregeln der Natur. In keinem Punkt ist hier ein Widerspruch erkennbar. Die in der Natur zu beobachtenden Kooperationen sägen nicht am Sockel des Evolutionsmodells, sondern sind stärkstes Indiz dafür.
13 Die an früherer Stelle vorgestellten neuesten Studienbeobachtungen der Epigenetik seien hier aufgrund ihrer noch unzureichenden Sicherheit ausgeklammert.
14 Auf die so oft gestellte Frage nach der Chronologie von »Ei und Henne« gibt es eine eindeutige Antwort: Eier wurden bereits von Reptilien gelegt, lange bevor die ersten Vögel auftauchten.
15 Blaise Pascal (1623 bis 1662) gilt zusammen mit Pierre Fermet (1601 bis 1665) als Negründer der Theorie der Wahrscheinlichkeitsrechnung.
16 Der legendäre »Weiße Vater« der Apachen und Lehrmeister Winnetous.
17 Der Zusammenhang zwischen Gen und Phän ist hier stark vereinfacht dargestellt. Die tatsächliche Merkmalsausprägung ist ein komplexer Prozess, in den zahlreiche Gen- und Kontrollsequenzen sowie über epigenetische Mechanismen diverse Umwelteinflüsse involviert sind.
18 Eine reduzierende Atmosphäre enthält im Gegensatz zur heutigen, von Stickstoff (N2, ~78 %) und Sauerstoff (O2, ~16 %) dominierten, keinen freien Sauerstoff. Sie ist reich an reduzierenden Gasen wie Wasserstoff (H2), Ammoniak (NH3) und Methan (CH4). Diese geben leicht Elektronen ab. Dabei wird Energie freigesetzt.
Sorgenkind „Homo sapiens“
Science und Fiktion – Neugier und Ängste
Neugier und Wissensdurst, die Suche nach der eigenen Herkunft, die Fragen nach der Zukunft und allem voran nach dem Sinn der eigenen Existenz – diese Faktoren bestimmen letztendlich die Lebensmotivation des Menschen. Die besonders Interessierten stellen ihr Leben in den Dienst der Wissenschaft. Aber im Grunde ist jeder in den Bann gezogen. Wer bin ich, woher komme ich, wohin gehe ich und kann ich selbst Einfluss auf mein Schicksal nehmen? Seit Erwerb seiner intellektuellen Fähigkeiten arbeitet der Mensch an der Beantwortung dieser Fragen mit zunehmend fieberhaftem Interesse. Er beobachtet, simuliert, entwickelt Thesen, Theorien und Modelle, um dem Phänomen Leben so weit wie möglich auf den Grund zu gehen. Aber was heißt „so weit wie möglich“? Bislang sind es einzelne Mosaiksteine, einer davon – vielleicht der größte – die Evolutionstheorie. Doch das Gesamtphänomen „Leben“ dürfen wir nach wie vor als ein Wunder bezeichnen, dessen Facettenreichtum die Kapazität menschlicher Gehirne um viele Dimensionen übersteigen dürfte. Es sind vor allem die fundamentalen Naturkräfte, die uns in Gänze unerklärlich sind, diese Energien und Antriebsfaktoren, die scheinbar von Beginn unseres Universums (sofern es einen solchen gegeben hat) an wirken und so etwas wie eine Evolution in Gang halten. Auch wenn wir uns vor der Einsicht fürchten, aber letztlich laufen wir mit all unserem wissenschaftlichen Engagement einem Wunschtraum hinterher – der 100%igen Erkenntnis, dem Zustand, der keine Frage mehr offenlässt. Wir können nicht anders. Neugier ist die lebenserhaltende Energie des Menschen schlechthin. Doch bei realistischer Einschätzung liegt dieser
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