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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tectum Wissenschaftsverlag Marburg
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All-Wissens-Status außerhalb unserer intellektuellen Reichweite. Immerhin profitiert ein ganzer Literaturzweig von der unbegrenzten Spekulationsfreiheit, die unsere Unwissenheit ermöglicht. Mit Wissenschaft hat das zwar nichts zu tun, doch in der Science-Fiction-Literatur spiegeln sich all unsere Neugierden und Hoffnungen, Erwartungen und Ängste wider, die mit unserem zukünftigen Schicksal verbunden sind. Was aber geschähe wirklich, wenn wir unser geheimnisvolles Ziel wirklich einmal erreichten, wenn „Homo futuristicus“ in zehn, 100 oder 500 Millionen Jahren sagen kann: „Ich weiß, was Leben ist, wie es funktioniert, warum es entstanden ist und was ich damit anfangen kann.“ Vielleicht gehört die pränatale Implantation eines Altersgens, das ewiges jugendliches Leben verschafft, dann zum Standard. Ganz abgesehen von den daraus resultierenden sozialen Problemen, allen voran der Bevölkerungsexplosion einer globalen Gesellschaft, die auf sexuelle Fortpflanzung wohl kaum verzichten wird, stellt sich die Frage: Was würde der Mensch mit einer zeitlich unbegrenzten Existenz anfangen, wenn er seiner fundamentalen Daseinsmotivation, der Suche nach den eigenen Wurzeln und dem Sinn seines Seins, beraubt wäre? Bei dieser Frage endet unser kleiner Exkurs an der Grenze zwischen Fiktion und Wahrheit. Für uns heute Lebenden ist die Antwort auf diese Frage ohnehin fern jeder Aktualität. Doch sind solche Gedankenspiele ganz hilfreich, unseren gegenwärtigen Status, insbesondere unseren momentanen Wissenshorizont halbwegs realistisch zu bewerten und nicht in intellektuellen Größenwahn zu verfallen. Die Evolutionstheorie ist gemessen an unseren Fähigkeiten sicher ein herausragender Geniestreich. Doch auch sie kann nur ein Mosaikstein sein, der zwar vergleichsweise fest im Gefüge verankert ist, aber bei Weitem nicht alle Lücken im unvorstellbar viele Teile umfassenden Lebenspuzzle schließt. Was immer auch geschehen mag, so wie es heute ausschaut, dürfte das Leben auf diesem Planeten nicht von Unendlichkeit geprägt sein. Wenn die kosmische Entwicklung so weiter läuft, hat die Erde jetzt nach gut viereinhalb Milliarden Jahre währender Existenz ihre Halbzeit. Ein Fußballspiel dauert bekanntlich 90 Minuten, das Spiel der irdischen Evolution neun Milliarden Jahre. Nach dieser Zeit dürften die Brennstoffvorräte unseres „Lebenselixiers“, der Sonne, aufgebraucht sein. Sie wird sich zu einem sogenannten „Roten Riesen“ aufblähen, der die Erde ins Inferno stürzen wird. Noch spüren wir davon nichts, schließlich haben wir – sofern wir uns artig verhalten – die gesamte zweite Halbzeit noch vor uns. Somit werden wir auch ohne Nachspielzeit oder bei einem vorzeitigen Abgang, weil wir aller Verwarnungen zum Trotz wegen permanenten Foulspiels an der Natur die Rote Karte gezeigt bekommen, noch genügend Zeit haben, über das Für und Wider wissenschaftlicher Modelle zu streiten.
Selbstfindung
    Der Mensch tut sich bisweilen recht schwer, die eigene Position im
Systema Naturae
zu definieren. Einerseits erhebt er sich aufgrund seiner intellektuellen Fähigkeiten gern selbst zur „Krone der Schöpfung“ (respektive der Evolution) und verleiht sich damit in recht anmaßender Manier einen Status, der ihn über das biedere Tier- und Pflanzenreich stellt, von den evolutionär so erfolgreichen Mikroorganismen einmal ganz abgesehen. Seine Einzigartigkeit glaubt er in der Entwicklung von Kultur, Kunst, Musik sowie in seinen selbstreflektorischen Fähigkeiten begründet. Sein Bestreben, die eigene Herkunft und Funktionsweise zu ergründen, Zukunftsperspektiven abzuschätzen und nach Möglichkeit zu beeinflussen, ist sicher einmalig. Andererseits muss er sich aufgrund seiner bestenfalls durchschnittlichen physischen und physiologischen Merkmale hübsch brav und unauffällig in niedere Regionen des Tierreichs einordnen – ohne Anschein von Privilegien und exponierter Stellung. Hier ist er kein „primus“, sondern bestenfalls ein „
par inter pares“
(Gleicher unter Gleichen), nichts anderes als ein Produkt der natürlichen Evolution mit unklarer Positionierung auf dem Stammbaum des Lebens und fragwürdiger Zukunft. Ob Erfolgsmodell auf dem Hauptstrang oder Sackgasse auf einem Seitenast weiß heute niemand zu sagen. Was unsere Eingliederung so schwierig macht, ist der Bereich all dessen, was wir als „
künstlich“
bezeichnen und allem „
Natürlichen“
gegenüberstellen. All unsere Aktivitäten, mit denen wir

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