Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
enthalten etwa alle somatischen (Körper-)Zellen eines Organismus dieselbe genotypische Ausstattung, also die gleiche Menge DNA mit derselben Bausteinsequenz. Ob Hautzelle, Nieren-, Leber- oder Muskelzelle – jede enthält das komplette Genom. Demzufolge verfügt jede Zelle unabhängig von ihrer Spezialisierung prinzipiell über die Potenz, jedwedes Merkmal zu produzieren. Da drängt sich die Frage auf, woher die eine Zelle „weiß“, dass sie während der Embryonalentwicklung nur jene Informationen umsetzen darf, die sie zu einer Hautzelle reifen lassen, während sich die andere, identisch ausgestattete, zur Nierenzelle differenziert. Wer sich beim Sport einen Muskelfaserriss zugezogen oder beim Gemüseschnippeln in den Finger geschnitten hat, darf doch einigermaßen sicher sein, dass sein Körper ihm keine Leberzelle in den Muskel pflanzt oder eine Nase an den Finger baut. Die Möglichkeit dazu wäre ja aufgrund der Komplettausstattung jeder Zelle gegeben. Dass solches im Normalfall nicht passiert, ist dem noch weitgehend unverstandenen „Wunder“ der Genregulation zu verdanken. Wie sehen die Signale aus, die der Zelle anzeigen, in welcher Entwicklungsphase eines Organismus bzw. in welcher Situation (z. B. Verletzung) sie spezifisch bestimmte Gene an- und andere abzuschalten hat? Wer oder was „sagt“ einem Enzymkomplex: „Hey, ihr müsst jetzt aktiv werden und genau diejenigen Informationen, die auf Chromosom Nr. 8 von Position 1027 bis 5411 codiert sind, ablesen, daraus dann die Bereiche 1118 bis 1224 sowie 3501 bis 3678 herausschneiden und die übrig bleibende Information anhand des universellen genetischen Codes umsetzen“? Die Aufdeckung dieser Mechanismen ist derzeit die zentrale Thematik der molekulargenetischen Forschung. Unsere bisherigen Erkenntnisse stecken noch in den Kinderschuhen. Doch erwartet man von der Konzentrierung in der neuen Fachrichtung der Epigenetik in den kommenden Jahren einen tieferen Einblick hinter die Kulissen genetischer Aktivitäten. In jedem Fall deutet bislang nichts auf Widersprüchlichkeiten hinsichtlich der Bedeutung der Gene und ihrer Veränderlichkeit im Rahmen einer nach darwinistischen Regeln verlaufenden Evolution hin. Die Darwinkritiker haben auch hier ihre eigene Sichtweise. Für sie steht fest: Wenn eine Armzelle und eine Beinzelle wirklich dieselben Gene enthielten, müssten sie auch nach dem gleichen Bauplan konstruiert sein. Bekanntlich bleibt aber ein Arm ein Arm und ein Bein ein Bein. Daraus sei zu folgern: Wenn die Gene wirklich die Kontrolle über die Zelldifferenzierung hätten, wie es das Evolutionsmodell lehrt, dann könne das Ganze nicht ohne eine höhere regulatorische Instanz – einen Gott – funktionieren. Und damit sei die ganze Theorie nichts anderes als ein verkappter Gottes- bzw. Schöpfungsmythos.
Dieser Arm-Bein-Vergleich ist nun wirklich primitiv zu nennen. Das ist in etwa so, als würde man fordern, eine Erbsensuppe müsse ganz genauso wie ein gegrilltes Filetsteak schmecken, weil beide Rezepte im gleichen Kochbuch stehen. Und so enthält auch jede ausdifferenzierte Körperzelle nicht nur den für sie selbst maßgeblichen Konstruktionsplan, sondern das Gesamtwerk sämtlicher den Organismus aufbauenden Anleitungen. Das macht die Zellen zumindest theoretisch totipotent. Das zelluläre Genom, die Gesamtheit der zellulären DNA, ist quasi ein dicker „Handwerker-Brockhaus“, in dem in vielen verschiedenen Kapiteln (Genen) die Lösungen für alle Aufgaben (Zellfunktionen) stehen, die im Haushalt (Organismus) so anfallen. Die Kunst dabei: Papa muss wissen, dass er beim Tapezieren der Wände in einem anderen Kapitel nachschlagen muss als bei der Reparatur der defekten Klospülung. Wann muss ich aktiv werden und wo steht was? Für den Heimwerker ist die Sache – zumindest was die Theorie anbelangt – recht einfach. Wenn er sieht, der Wasserhahn tropft, sucht er im Inhaltsverzeichnis seiner Reparaturbibel nach „Sanitärarbeiten“, findet dort den Unterpunkt „tropfender Wasserhahn“ und kann dann auf Seite 583 ff. nachlesen, in welcher Reihenfolge er welche Arbeiten zu verrichten hat und welche Werkzeuge („Enzyme“) er dazu benötigt. Wie eine spezialisierte Zelle genau die Arbeiten ausführt, die sie unter bestimmten Bedingungen in einer korrekten zeitlichen Abfolge zu verrichten hat, woher sie „weiß“, zu welchem Zeitpunkt welche ihrer Gene abgelesen werden müssen, auf welchem Chromosom, in welcher Position diese lokalisiert
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