Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
und räumliche Grenzen. Unser gesamtes Denken, unsere Wissenschaft, kann sich nur auf den Zeitraum der Entwicklung des Universums beziehen, beginnend beim Urknall bis hin zum gegenwärtigen Status. Die wirklich grundlegenden Fragen werden wir nie beantworten können: Wo, wann und woraus entstand die Energie und vor allem die Materie, die da vor 13,7 Milliarden Jahren auseinander barst? Wohinein expandiert das Universum, was ist sozusagen dahinter? Selbst wenn wir einen regelmäßigen zyklischen Wechsel zwischen Expansion und Kompression annehmen, löst das unser Problem nicht. Oder gibt es vielleicht doch eine Ewigkeit und alles war schon immer da? Gibt es ein „Nichts“ hinter dem Universum? Auf diese Fragen werden wir als „Insassen“ unseres „galaktischen Knastes“ nie Antworten finden können. Unsere Wissenschaft hat von vornherein festgesetzte Grenzen, die uns zur Bescheidenheit zwingen. Mit diesem interessanten Thema werden wir uns in einem späteren Kapitel noch eingehender befassen. Die für uns aber wohl interessanteste Frage – sozusagen die Mutter aller Fragen, die geheime Antriebskraft all unseres Denkens und Handelns – ist die nach dem Sinn der eigenen Existenz. Die Suche nach der Antwort treibt uns an, fordert unseren Intellekt und hält uns letztendlich am Leben. Allzu weit sind wir bei der Problemlösung freilich noch nicht gekommen. Bestenfalls können wir erahnen, warum wir bis dato überlebt haben. Wahrscheinlich hat uns unsere auf dieser Erde wohl einzigartige aktive (Intelligenz-basierte) Anpassungsfähigkeit ermöglicht, die vielen Schwächen zu kompensieren, die unsere physische Erscheinung offenbart. Diese geistigen Fähigkeiten reichten bislang aus, die lange Mängelliste zu kaschieren, sodass unser Phänotyp in der Gesamtbilanz den Anforderungen der Überlebensfähigkeit gerecht wurde. Insofern ist es schon beachtlich, dass wir die einzige Spezies verkörpern, die fast den gesamten makroskopischen Bereich der Erdoberfläche mit all seinen Klimazonen besiedelt und darüber hinaus seine Fühler in mikroskopische und extraterrestrische Bereiche ausgestreckt hat. Aber die Frage, warum es uns eigentlich gibt, welchen Sinn unser Dasein erfüllt, beantwortet das nicht. Und irgendeine Zukunftsgarantie für unseren Lebensweg gibt es erst recht nicht. Wir werden die Sinnfrage also weiterverfolgen, aber sollten wir wirklich auf eine alles erklärende Antwort hoffen? Eines fürchten wir bis ins Mark, nämlich die Erkenntnis, dass es keinen Sinn für unsere Entwicklung gibt oder zumindest nichts, was uns in unserem Selbstverständnis die eigene Existenz als sinnvoll erachten lässt. Die „Krone der Evolution“ nichts weiter als eine Laune der Natur – eine Laune, deren wirkliches Wesen wir nicht zu ergründen in der Lage sind? Im Bewusstsein dieser nach außen kaum eingestandenen Unfähigkeit leiten wir unsere Erkundungsaktivitäten dann auf Fragestellungen, die uns lösbar erscheinen und uns mit den Erfolgserlebnissen versorgen, auf die wir bei der Suche nach der Antwort auf die Sinnfrage nicht hoffen dürfen. Immanuel Kant schreibt in der Vorrede zu seiner „
Kritik der reinen Vernunft“
, dass sich die menschliche Vernunft naturgemäß selbst überfordere. Sie stelle Fragen, die ihr Vermögen überstiegen, und käme dann zu Grundsätzen, die alle Erfahrung überschritten und die zu Dunkelheit und Widersprüchen führten. Wir leiden also offenbar unter der irgendwie paradoxen Situation, dass uns die Evolution mit intellektuellen Fähigkeiten ausgestattet hat, die uns in die Lage versetzen, Fragen zu stellen, deren Beantwortung uns von vornherein nicht möglich ist. Was war vor dem Urknall, woher kommen Materie und Energie, wohinein expandiert das Universum, was ist der Sinn der menschlichen Existenz? Wir werden es wohl nie erfahren. Selbst den Mikrokosmos unseres eigenen Körpers können wir nicht begreifen. Die Natur unserer Seele, unserer Gefühlswelt ist für uns nach wie vor ein Buch mit sieben Siegeln. Was sind Freude, Trauer, Lust und Liebe? Wir stecken einfach zu tief drin in dem System, nach dessen Enttarnung wir trachten, können etwa unsere Gefühle bei dem Versuch sie zu durchleuchten nicht ausschalten, um zu einer neutralen Sichtweise zu gelangen. Mit all unserem technischen Know-how können wir lediglich Signale verstärken, deren Qualitäten von unserer Ausstattung mit fünf Sinnen in einem dreidimensionalen Raum vorgegeben sind. Das reicht bei Weitem nicht aus, die
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