Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
nur äußerst schwer nachzuvollziehen, wenn nicht gar unmöglich. Bezieht man dann noch mögliche kleine Körperproportionen und für uns Menschen schwer zugängliche Areale (Gletscher, Tiefsee u. v. a. m.) in die Überlegungen mit ein, verlieren die Argumente der Darwinkritiker hinsichtlich unterrepräsentierter Übergangsformen erheblich an Gewicht. Und ein weiterer Punkt kommt hinzu: die Individuenzahlen. Wenn Übergangsformen wirklich als relativ kurzzeitig präsente bzw. sich schnell weiterentwickelnde Organismen in engen Verbreitungsräumen existierten, kann es nicht verwundern, wenn ihre absoluten Individuenzahlen (nur sie sind für die Fossilienbildung bedeutsam) vergleichsweise niedrig blieben. Selbst bei hoher Reproduktionsrate und schneller Generationsfolge dürften die Populationsgrößen aufgrund der räumlichen „Enge“ und zeitlichen Begrenzung nie an die Dimensionen stabiler Vor- und Nachfahren herangereicht haben.
Berücksichtigt man all diese Faktoren wird schnell klar, dass die ohnehin schon erhebliche und von keinerlei menschlichem Geschick beeinflussbare Glücks-/Zufallskomponente bei der Fossiliensuche im Falle der systematischen Übergangsglieder in Dimensionen wächst, die durchaus an die „Sechser(un)wahrscheinlichkeit“ im Lotto heranreicht. Jeder Fund einer klar definierbaren Mischform darf getrost als glückliche Sensation angesehen werden.
Das Problem mit der Ordnung – „Ball paradox“?
„Ordnung entsteht aus Ordnung!“ Diese von dem österreichischen Quantenphysiker und Nobelpreisträger Erwin Schrödinger (1887–1961) dozierte Erkenntnis wird von der Darwingegnerschaft gern als Argument gegen das Mutations-Selektions-Prinzip eingesetzt. Demnach sei es widersinnig anzunehmen, durch chaotische Störungen (Mutationen) werde die Ordnung in einem System erhöht, würden aus einfachen komplexere Formen entstehen. Aus zufälligen Fehlern sollen Verbesserungen resultieren? Es werden dann gern metaphorische Spielereien angeführt. Eine Mozart-Oper gewänne nicht an Qualität, wenn beim Kopieren der Noten ein Fehler unterliefe. Und ein VW-Käfer würde durch wahlloses Herumschrauben nicht zur Luxuskarosse. Vordergründig scheinen derlei Aussagen durchaus vernünftig. Aber ganz davon abgesehen, dass wohl jeder von uns schon einmal die Erfahrung gemacht hat, dass bisweilen ein vermeintlicher Missgriff eine unerwartet positive Wirkung nach sich zog, wenn etwa bei der Waschbeckenreinigung der versehentliche Griff zur Zahnpastatube mit erstaunlicher Säuberungswirkung honoriert wird oder eine kulinarische Verfremdung durch Verwechseln der Gewürzfläschchen zu geschmacklicher Optimierung führt, lassen die Anti-Darwinisten einen entscheidenden Punkt außer Acht. Ähnlich wie die meisten Fehlgriffe im Haushalt eher „bestraft“ werden, bestenfalls keine größeren Schäden nach sich ziehen, aber nur selten zu Verbesserungen führen, machen die von der Selektion begünstigten Positivmutationen sicher nur einem minimalen Prozentsatz unter all den genetischen Variationen aus, die im Laufe der Entwicklungsgeschichte produziert wurden. Gerade in der Anfangsphase der Lebensentwicklung dürfte die Mutationsrate aufgrund noch nicht ausgebildeter DNA-Reparaturmechanismen sehr hoch gewesen sein. Die Produktion einer ausufernden Variantenbreite dürfte die Folge gewesen sein. Nur ein wohl kaum in Zahlen ausdrückbarer minimaler Anteil aus diesem Meer von Mutationen führte über Jahrmilliarden hinweg zu immer komplexeren Strukturen, zu immer mehr Ordnung. Durch Absenkung der Mutationsraten via paralleler Entwicklung stabilisierender Regulationsmechanismen wurde der Erhalt günstiger Funktionsstrukturen gewährleistet. Beispielhaft sei hier die Entwicklung wirkungsvoller DNA-Reparaturmechanismen genannt, die uns heute davor bewahren, dass jeder sommerliche Freiluftaufenthalt nicht mit dauerhaften Schädigungen unseres Erbmaterials infolge der UV-Bestrahlung durch das Sonnenlicht bestraft wird. Funktionieren diese Reparaturwerkzeuge (mutationsbedingt) nicht, hat dies schwerste Erkrankungen (Xeroderma pigmentosum, Teleangiektasien u. a.) zur Folge. Die zutiefst bedauernswerten Betroffenen sind meist mit schwerstem Leiden und geringer Lebenserwartung belastet. Ohne jetzt als gefühllos missverstanden zu werden, aber bei rein phänomenologischer Betrachtung zeigt sich auch bei derartigen Erkrankungen die stringente, keinerlei menschliche Gefühlsregungen berücksichtigende Wirkung der uns hier gnadenlos
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