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Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand

Titel: Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Graf
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erscheinenden natürlichen Selektion. Bei all diesen Beispielen zeigt sich eines deutlich: Evolution widerspricht keineswegs dem eingangs zitierten Ordnungsprinzip: Das überwältigende Gros der Mutationen mag Chaos produzieren, wird aber dafür ausgemerzt. Nur ein kleiner Bruchteil verursacht Minimalverbesserungen, deren Akkumulation über lange Zeiträume hinweg die Ordnung erhöht. Ordnung entsteht aus Ordnung, im Haushalt wie bei der Evolution, aber das Ordnen fördert auch Unbrauchbares zutage, das entsorgt werden muss. Evolution erscheint bisweilen in menschlichem Sinne grausam, aber die Natur arbeitet nicht anthropozentrisch, nimmt auf menschliche Emotionen keine Rücksicht.
    Auch bei dieser Diskussion um das Ordnungsprinzip in der Natur wird einmal mehr deutlich, dass sich in jeder Kritik der Darwingegnerschaft eine Fehlinterpretation der Wirkungen des Zufallsmomentes der Mutagenese (Mutationsauslösung) sowie eine Ignoranz der richtungweisenden Kraft der Selektion widerspiegelt. Beide Prozesse sind unumstößlich miteinander verbunden und so als Funktionseinheit zu betrachten. Diese beinhaltet zwar eine Zufallskomponente beim Auftreten von Mutationen. In der Gesamtwirkung gibt sie der Evolution aber eine klare Richtung zur Optimierung der Umweltwechselwirkung vor. Es ist somit nicht zu verstehen, wie Entwicklungsprozesse in der Natur von Anti-Darwinisten immer wieder mit fiktiven Metaphern konterkariert werden, welche die Basispostulate des Darwinismus total außer Acht lassen. Die Unwahrscheinlichkeit evolutionärer Optimierung durch den Vergleich mit der Arbeit eines zerstreuten Fahrzeugkonstrukteurs belegen zu wollen, der durch eine Aneinanderreihung vieler Flüchtigkeitsfehler bei der Bauplanzeichnung für ein Auto die Vorlage für ein Flugzeug schafft, ist somit völlig unangebracht. Hier zeigt sich lediglich die unzureichende Kenntnis oder aber bewusste Ignoranz des Selektionsprinzips. Nur Flüchtigkeitsfehler, die dem designten Auto Vorteile brächten, würden auch langfristig übernommen. Bei den meisten versehentlichen Fehlern dürfte dies aber nicht der Fall sein. Spätestens bei der Endkontrolle würde eine Fehlersuche eingeleitet und der Fauxpas des Konstrukteurs beseitigt. Andersherum würde ein „positiver Fehler“, der Funktionsverbesserungen nach sich zieht, dann für die folgenden Autogenerationen übernommen. Dass aber die Konstruktion zufällig in eine ganz andere Richtung – etwa dem Abheben vom Boden – abdriftet, ist wahrlich äußerst unwahrscheinlich.
    Festzuhalten bleibt: Kritik ist erlaubt, sogar wichtig. Doch wer sie übt, sollte mit dem angegriffenen Objekt auch en détail vertraut sein. Anderenfalls droht Gefahr, sich zu blamieren, sind die „Eigentore“ vorprogrammiert.
Vom Gen zum Phän – aber wie?
    Mit ganz wenigen Ausnahmen, wie z. B. den kernlosen reifen Erythrozyten (rote Blutkörperchen), enthält jede einzelne Körperzelle eines Vielzellers die gleiche genetische Ausstattung wie all ihre „Schwesterzellen“. So besitzt etwa jede menschliche Zelle in ihrem Kern einen Satz aus 23 Chromosomenpaaren, jenen durch Spiralbildung (Doppelhelix) platzsparend verpackten Transportformen der DNA, die während bestimmter Phasen des Zellzyklus im Elektronenmikroskop sichtbar werden. Entwirrt sind das mehr als zwei Meter DNA, bestehend aus über drei Milliarden Bausteinpaaren (vier verschiedene Typen), in jeder einzelnen Zelle. Was das bei einer geschätzten Gesamtzellzahl von rund 100 Billionen ausmacht, zeigt einmal mehr die Grenzen humaner Vorstellungskraft. Bislang konnten fast 24 000 Gene identifiziert werden. Schauen wir also nur auf unser Erbmaterial, gleichen sich alle Körperzellen eines Individuums wie ein Ei dem anderen (Mutationen, die zu minimalen Variationen führen, seien hier einmal außen vor gelassen). Jeder Blick in den Spiegel verrät uns jedoch, dass die Uniformität im Zellkern offensichtlich nicht mit unserem äußeren Erscheinungsbild harmoniert. Schon das linke Ohr „schaut“ uns anders entgegen als sein rechtes Pendant, der „große Onkel“ sieht nicht so aus wie der Daumen, und wenn man erst einmal ans Körperinnere denkt, scheint das „Chaos“ perfekt. Da gibt es Leber- und Lungen-, Magen- und Darmzellen, die Niere, die Harnblase und, und, und. Und jedes einzelne Organ ist noch einmal in verschiedene spezialisierte Zelltypen unterteilt. Aber trotzdem enthält jede einzelne Zelle egal welchen Typs und welcher Spezialisierung genau den gleichen

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