Darwin im Faktencheck - moderne Evolutionskritik auf dem Prüfstand
gefasst: „Die Wissenschaft hat Beweise ohne Sicherheit, der Kreationismus hat Sicherheit ohne Beweise.“
Es sei an dieser Stelle ausdrücklich darauf hingewiesen, dass es dem Autor überhaupt nicht um eine Verurteilung kreationistischer Glaubensgrundsätze geht. Da sich diese jedoch a priori jeglicher wissenschaftlicher Argumentation entziehen, soll in dem vorliegenden Buch nicht näher auf diese besondere Form eines göttlichen Weltbildes eingegangen werden.
Eines sei jedoch abschließend nochmals herausgestellt. Die prinzipielle Zustimmung zum Darwin’schen Modell bedingt keineswegs die Ablehnung göttlicher Wirkungskraft. Ganz im Gegenteil scheint es kaum vorstellbar, dass das evolutionäre Geschehen ohne eine dahinterstehende, allumfassende Kraft möglich wäre. Entwicklung braucht einen Antrieb, bedarf aber nicht des ständigen direkten Eingriffs. „Gott macht, dass die Dinge geschehen“ – vielleicht beschreibt dieser einfache Satz am besten das komplexe Naturgeschehen.
Jedweder Konflikt zwischen Glauben und Naturwissenschaft ist unsinnig und kontraproduktiv. Glauben ist wissenschaftlich nicht überprüfbar. Die Existenz Gottes ist ebenso wenig beweisbar wie seine Nicht-Existenz.
Lücken in der Evolutionstheorie? – Ein aktueller Angriffspunkt
Als Charles Darwin 1859 seine geradezu revolutionäre Abstammungstheorie in dem legendären Werk „
Von der Entstehung der Arten durch natürliche Zuchtwahl
“ veröffentlichte, fehlten ihm natürlich etliche der heute erforschten Hintergrundinformationen. Ganze Wissenschaftsbereiche – allen voran die heute hoch spezialisierte Molekularbiologie mit ihren feinsten Analyseverfahren – waren damals noch gar nicht geboren. Darwins Theorie war ein rein empirisch ausgearbeitetes Modell. Es fußte auf eigenen umfangreichen Naturbeobachtungen und beinhaltete Gedanken, die schon frühere Generationen, bis hin zu den vorchristlichen griechischen Philosophen (Lukrez, Herodot) zurückreichend, entwickelten. Aus Mangel an Belegen fanden sie jedoch nie entscheidende Anerkennung. Darwin konnte nach seiner fünfjährigen Forschungsreise auf der „Beagle“, die ihn auch auf die Galapagosinseln führte, endlich eine Vielzahl fassbarer fossiler und rezenter Indizien liefern, die seine Theorie zur Artentstehung und -entwicklung stützten. Dass seine Arbeit dennoch auf erheblichen Widerstand stoßen sollte, hatte unterschiedlichste Gründe. Dabei spielten bei Weitem nicht allein wissenschaftliche Argumente eine Rolle. Tiefverwurzelte religiöse Vorgaben, die Angst, die Allmacht Gottes infrage zu stellen, veranlassten zahlreiche Zeitgenossen, die Darwin’schen Postulate von vornerein abzulehnen und damit sämtliche empirischen Befunde zu ignorieren.
Von der erwähnten, heute vor allem in den USA aktiven Kreationismusbewegung abgesehen, haben diese religiösen Dogmen sicher an Bedeutung verloren. Nichtsdestoweniger hat sich seit den 90er Jahren des 20. Jahrhunderts eine Kritikwelle an Darwins Deszendenztheorie aufgebaut, die man nach der rund fünf Jahrzehnte währenden erfolgreichen Etablierung kaum erwarten konnte. Die heutigen Kritiker glauben die Ergebnisse moderner Forschungsmethoden, angewendet auf rezente und fossile Lebensformen, nicht mit den Grundsätzen der Darwin’schen Abstammungslehre in Einklang bringen zu können. Lücken im ursprünglichen Modell, die zweifelsohne auch auf den seinerzeit beschränkten Forschungsmöglichkeiten beruhen, werden nun mit Details gefüllt, die nach Meinung der Darwingegner dessen Theorie ins Wanken, ja sogar zum völligen Einsturz bringen. Buchtitel wie „Das
Darwin-Komplott
“ (Reinhard Eichelbeck, 1999) oder „
Darwins Irrtum
“ (Hans-Joachim Zillmer, 2001) bringen das zum Ausdruck.
Was aber ist wirklich dran an diesen Gegenbewegungen? Halten sie einer kritisch-neutralen Prüfung stand? Im vorliegenden Buch wird versucht, detailliert auf die vehementesten Argumente und Belege der „Anti-Darwinisten“ einzugehen und sie einer unvoreingenommenen Beurteilung zu unterziehen. Einem solchen Vorhaben, nämlich sich mit einer Thematik zu befassen, deren Begründer uns leider nur noch in Form schriftlicher Überlieferung präsent ist, wohnt zweifelsohne eine gewisse Unsicherheit inne. Da der Protagonist keine Chance mehr zur direkten Stellungnahme hat, wird die Beantwortung diffiziler Fragen an verschiedenen Stellen auch zur individuellen Auslegungssache. Dennoch sollte anhand des überlieferten Materials in Kombination mit dem
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