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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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konsistenten Werken der Literatur wie Die drei Musketiere besteht darin, dass sie in unserer scheinbaren Vergangenheit Kausalbeziehungen in der Art geschlossener Schleifen zeigen. Ob d’Artagnan die Musketiere zusammengebracht und damit einen Großteil der kausalen Geschichte von Frankreich im 17. Jahrhundert in Gang gesetzt hätte oder nicht, die Kinder würden in späteren Jahrhunderten dieselbe Ereignisse aus ihren Geschichtsbüchern lernen. Konsistente historische Literatur macht letzten Endes keinen Unterschied aus.
    In Die Philosophen der Rundwelt haben wir diese Idee auf mehrerlei Weise durchgespielt: Die Anwesenheit der Elfen war überraschenderweise mit unserer Geschichte konsistent; ihnen Einhalt zu gebieten führte zur Stagnation der Menschen und musste wieder aufgehoben werden. Im vorliegenden Band versuchen die Zauberer der Unsichtbaren Universität mit ihrer Einmischung, diesmal in die viktorianische Geschichte, eine anscheinend intern verursachte Geschichte hervorzubringen, in der Darwin Die Entstehung der Arten und nicht Die Theologie der Arten geschrieben hat. Wir werden diesen Trick benutzen, um die Kausalbeziehungen der menschlichen Geschichte zu erhellen.
    Um das überzeugend zu tun, müssen wir die Eingriffe der Scheibenwelt konsistent machen, doch selbst dann müssen wir uns dem Problem von Konvergenz/Divergenz widmen, welches in Folgendem besteht: Würde solch eine Welt nach der Einmischung mit unserer konvergieren und damit zeigen, dass die Geschichte stabil ist, oder würde jede winzige Abweichung eine Divergenz auslösen, die immer breiter wird, und somit beweisen, dass die Geschichte instabil ist?
    Die meisten Menschen glauben das Letztere. Sogar die Physiker mit der blühendsten Phantasie, die glauben, dass jedwede Entscheidung eine neue Weltgeschichte hervorruft und sich von diesem Universum neue Universen abspalten, in denen die anderen Entscheidungen verwirklicht sind – selbst sie stellen sich nicht vor, dass die Geschichtsverläufe konvergieren. Nein, jedes Universum geht seinen eigenen Weg und spaltet sich unterwegs in immer neue und divergente Universen auf. Die Hose der Zeit ist ein Baum: Ihre Zweige können sich teilen, aber niemals zusammenwachsen.
    Die Geschichten über Welten des Wenn waren diesbezüglich geteilter Meinung. Manche ließen jede winzige Veränderung in der Vergangenheit anwachsen und zu großen Veränderungen in der Gegenwart führen – wir haben Bradburys Erzählung erwähnt, wo man bei einer Dinosaurierjagd in der fernen Vergangenheit auf einen Schmetterling tritt und bei der Rückkehr ein faschistisches Regime vorfindet. Oder die Veränderungen, die man bewirkt hat, sind allesamt ausgelöscht worden, weil es eine gigantisch allmächtige Trägheit der Ereignisse gab, ein Kismet, das man nicht ändern konnte. Sosehr man auch versuchte, sein Schicksal zu ändern, es geschah nur umso gewisser. Und manche Geschichten gingen einen Mittelweg: Manche Dinge konvergierten und andere nicht.
    Das, glauben wir, ist die rationale Art und Weise, von Zeitreisen und Veränderungen der Vergangenheit zu denken.
    Schließlich ändern wir nicht die Regeln , nach denen die Vergangenheit funktioniert. Die Schwerkraft wirkt noch, Natriumchloridkristalle sind immer noch kubisch, Menschen verlieben und entfremden sich, Geizhälse horten, und Verschwender verschleudern. Was wir verändern, sind – wie die Physiker sagen – die ›Anfangsbedingungen‹. Wir verändern die Positionen von einigen wenigen Figuren auf dem Großen Schachbrett des Lebens, des Universums und des Rests der Welt, halten uns aber immer noch an die Schachregeln. So sind die Zauberer in Die Philosophen der Rundwelt vorgegangen. Sie sind in der Zeit zurückgereist, um die Elfen vom Spielbrett zu entfernen; dann sind sie abermals zurückgereist, um sich selbst daran zu hindern, diesen Fehler zu machen.
    Wir sind jetzt bereit, über die oben gestellte Frage nachzudenken: Hätten sich die Titel der Zeitungen geändert, wenn Abraham Lincoln bis ins hohe Alter gelebt hätte?
    Manche hätten sich vielleicht geändert, weil manche Kulturen ziemlich anders geworden wären. Vielleicht wäre Québec nicht französisch, vielleicht wäre New York holländisch. Aber Namen wie Daily Mail, Daily News und New York Times sind so nahe liegend, so passend, dass selbst dann, wenn das Römische Reich noch am Ruder wäre, die lateinischen Entsprechungen gut geeignet wären. Jemand hätte das Wasserklosett erfunden, und es hätte ein

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