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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett
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nicht imstande, es zu erklären, aber es gibt jetzt 1457 Gründe, warum Darwin nicht Die Entstehung der Arten geschrieben hat. Auf dieser Rundwelt wurde das Buch nicht geschrieben. Die Reise fand nicht statt. +++«
    »Unsinn!«, entfuhr es dem Dekan. »Wir wissen, dass sie stattfand!«
    »+++ Ja. Sie fand statt. Aber jetzt findet sie nicht mehr statt. Der Wissenschaftler Charles Darwin ist aus der Geschichte dieser Rundwelt entfernt worden, während ihr gegessen habt. Er wurde zu einem unwichtigen Pfarrer, der Schmetterlinge fing. Er schrieb kein Buch. Die Menschheit wird in fünfhundert Jahren ausgelöscht. +++«
    »Aber gestern …«, begann Ridcully.
    »+++ Sieh die Zeit nicht als einen kontinuierlichen Vorgang, sondern als eine Folge von einzelnen Ereignissen. Charles Darwins wissenschaftliche Karriere wurde entfernt. Ihr erinnert euch an ihn, weil ihr nicht Teil dieses Universums seid. Das zu leugnen liefe darauf hinaus, die Affen im nächsten Baum anzuschreien. +++«
    »Wer steckt dahinter?«, fragte Rincewind.
    »Was für eine Frage ist das?«, warf Ponder ein. »Niemand steckt dahinter . Es gibt niemanden, der etwas macht . Dies muss ein … sonderbares Phänomen sein.«
    »+++ Nein. Alles deutet auf Intelligenz hin +++«, erleuterte Hex. »+++ Denkt daran, dass ich Bösartigkeit entdeckt habe. Ich nehme an, dass euer Eingreifen in die Geschichte dieser Rundwelt Gegenmaßnahmen herausgefordert hat. +++«
    »Schon wieder Elfen?«, fragte Ridcully.
    »+++ Nein. Sie sind nicht clever genug. Ich entdecke nur natürliche Kräfte, sonst nichts. +++«
    »Naturkräfte sind nicht lebendig«, erklärte Ponder. »Sie denken nicht!«
    »+++ Dramatische Pause … Vielleicht haben diese zu denken gelernt. +++«

ZEHN
    22 Uhr
    In der Standardversion der Geschichte der Rundwelt kam die Anwesenheit von Charles Darwin nur durch eine hochgradig unwahrscheinliche Folge von Zufällen zustande – so unwahrscheinlich, dass man versucht ist, darin eine Einmischung der Zauberer zu sehen. Darwin hatte nicht vor, ein Globetrotter und Naturforscher zu werden, der die Ansichten der Menschheit über Lebewesen revolutionierte, sondern ein Landvikar.
    Und an allem war Paley schuld.
    Die verlockende und schön ausgearbeitete Argumentation der Natürlichen Theologie fand großen Anklang bei den frommen Leuten im georgianischen England (von Georg III. und IV.) und danach bei den nicht minder frommen Untertanen von Wilhelm IV. und Viktoria. Als Viktoria 1837 den Thron bestieg, war es für Landvikare geradezu Pflicht, Experten für irgendeinen einheimischen Falter, einen Vogel oder eine Blume zu werden, und die Kirche ermutigte derlei Aktivitäten ausdrücklich, da sie fortgesetzte Offenbarungen von Gottes Herrlichkeit waren. Zum Beispiel schrieb William Kirby, Landpfarrer in Suffolk, zusammen mit dem Geschäftsmann William Spence eine üppige vierbändige Abhandlung Einführung in die Entomologie . Es gehörte zum guten Ton für Geistliche, sich für Käfer zu interessieren. Oder für Geologie, einen relativ neuen Zweig der Wissenschaft, der die Aufmerksamkeit des jungen Charles Darwin gefesselt hatte.
    Der große Durchbruch in der Geologie, mit dem sie zur vollwertigen Wissenschaft wurde, war Charles Lyells Entdeckung der Tiefen Zeit – die Idee, dass die Erde unermesslich älter war als Usshers sechstausend Jahre. Lyell legte dar, dass die Gesteine, die wir an der Oberfläche der Erde finden, das Produkt einer andauernden Folge physikalischer, chemischer und biologischer Prozesse sind. Indem er die Stärke der Gesteinsschichten maß und abschätzte, in welcher Schnelligkeit sich diese Schichten bilden können, kam er zu dem Schluss, die Erde müsse außerordentlich alt sein.
    Darwin hatte eine Leidenschaft für Geologie und sog Lyells Gedanken wie ein Schwamm auf. Charles war im Grunde jedoch ziemlich faul, und sein Vater wusste das. Er wusste auch, was Adrian Desmond und James Moore in ihrer Biographie Darwin schreiben:
    Die Anglikanische Kirche, fett, selbstzufrieden und korrupt, lebte wie schon seit Jahrhunderten von Kirchenzehnt und Schenkungen in Saus und Braus. Lukrative Gemeinden wurden regelmäßig an den Meistbietenden versteigert. Eine hübsche ländliche Pfründe mit einem geräumigen Pfarrhaus, ein paar Morgen Land zum Verpachten oder Bestellen und vielleicht eine Zehntscheune zum Aufbewahren der örtlichen Abgaben, die jährlich Hunderte von Pfund wert waren – so etwas konnte ein Gentlemen mit den Mitteln eines Dr. Darwin

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