Darwin und die Götter der Scheibenwelt
erörtert, es auf Fälle ausweitet, wo beispielsweise einige Teile der Uhr fehlen, und mehrere Einwände gegen seine Überlegungen zurückweist. Das zweite Kapitel knüpft an die Geschichte an, indem es eine hypothetische ›Uhr‹ schildert, die Kopien ihrer selbst herstellen kann – eine bemerkenswerte Vorwegnahme des Konzepts einer von-Neumannschen-Maschine aus dem 20. Jahrhundert. Es gäbe immer noch gute Gründe, stellt Paley fest, auf die Existenz eines ›Entwicklers‹ zu schließen; die Kunstfertigkeit des ›Entwicklers‹ verdiene dann umso größere Hochachtung. Zudem würde der verständige Beobachter
… überlegen, dass zwar die Uhr vor ihm in gewissem Sinne der Hersteller jener Uhr war, die sie im Verlauf ihrer Bewegungen hergestellt hat, dies aber in einem sehr unterschiedlichen Sinne als dem, wie etwa ein Tischler der Hersteller eines Stuhles ist.
Er entwickelt diesen Gedanken weiter und verwirft eine mögliche Vermutung: dass, wie ein Stein durchaus schon immer da gewesen sein kann, auch eine Uhr schon immer da gewesen sein könne. Das heißt, es könnte eine Kette von Uhren geben, jede von der Vorgängerin hergestellt, eine Kette, die unendlich weit in die Vergangenheit zurückreicht, sodass es keine erste Uhr gab. Eine Uhr, sagt er uns, ist jedoch etwas ganz anderes als ein Stein: Sie ist entwickelt worden. Steine mögen schon immer existiert haben – wer weiß? –, Uhren aber nicht. Sonst hätten wir ›Entwicklung, aber keinen Entwickler, Beweise für einen Entwurf, aber keinen Entwerfer‹. Paley verwirft diese Vermutung aus verschiedenen metaphysischen Gründen und stellt fest:
Die Schlussfolgerung, die die erste Untersuchung der Uhr, ihrer Funktion, ihrer Konstruktion und ihrer Bewegung nahe legt, lautete, dass es als Ursache und Autor jener Konstruktion einen Feinmechaniker gegeben haben muss, der ihren Mechanismus verstanden und ihre Verwendung entworfen hat. Diese Schlussfolgerung ist unumgänglich. Eine zweite Untersuchung liefert uns eine neue Entdeckung. Wir stellen fast, dass die Uhr im Laufe ihrer Bewegung eine andere Uhr herstellt, die ihr ähnlich ist; und nicht nur das, vielmehr nehmen wir darin ein Organisationssystem wahr, welches zusätzlich für diesen Zweck berechnet wurde. Welche Auswirkung hätte diese Entdeckung auf unsere erste Schlussfolgerung, oder welche müsste sie haben? Welche andere – wie schon gesagt wurde –, als unsere Bewunderung für die Kunstfertigkeit, die für die Gestaltung solch einer Maschine aufgewandt wurde, über alle Maßen zu steigern!
Wir alle sehen schon, worauf der gute Herr Pfarrer hinauswill, und im dritten Kapitel ist er am Ziel. Statt einer Uhr betrachte man ein Auge. Keins, das auf der Heide liegt, sondern sich in einem Tier befindet, welches auf einer Heide liegen kann. Dazu nun sagt er: Vergleichen Sie das Auge mit einem Fernrohr. Es gibt so viele Ähnlichkeiten, dass wir daraus schließen müssen, das Auge sei ›zum Sehen hergestellt‹ worden, ebenso wie das Fernrohr. Gut dreißig Seiten anatomische Beschreibung untermauern die Behauptung, dass das Auge zum Zwecke des Sehens entworfen sein muss. Und das Auge ist nur ein Beispiel: Nehmen Sie einen Vogel, einen Fisch, eine Seidenraupe oder eine Spinne. Nun endlich stellt Paley ausdrücklich fest, was alle seine Leser von der ersten Seite an kommen sahen:
Gäbe es in der Welt der Erfindung kein anderes Beispiel als das des Auges , so würde es allein genügen, um die Schlussfolgerung zu stützen, die wir daraus ziehen: dass es notwendigerweise einen intelligenten Schöpfer geben muss.
Da haben wir es in nuce . Lebewesen sind so sinnreich aufgebaut und funktionieren so wirkungsvoll, dass sie nur nach einem Entwurf entstanden sein können. Ein Entwurf setzt aber einen Entwerfer voraus. Ergo existiert Gott, und Er war es, der die großartige Vielfalt des Lebens auf der Erde erschaffen hat. Was bleibt da noch zu sagen? Der Beweis ist vollständig.
DREI
Theologie der Arten
Drei Stunden später …
Die alten Zauberer traten vorsichtig durch den Forschungstrakt für hochenergetische Magie, zum Teil deswegen, weil er nicht ihr natürliches Habitat war, aber auch weil viele Studenten den Boden als Aktenschrank und unangenehmerweise als Speisekammer verwendeten. Pizza ist recht schwer von einer Sohle zu entfernen, insbesondere der Käse.
Im Hintergrund – immer im Hintergrund des Forschungstrakts für hochenergetische Magie – befand sich Hex, die Denkmaschine der
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