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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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ich dich darum bitte, das zu erklären – verwendest du dann Worte, die ich verstehe?«, frage Ridcully.
    Ponder blickte zur Wand, und seine Lippen bewegten sich, als er Sätze ausprobierte. »Ja«, sagte er schließlich. »Wir haben die Geschichte der Welt geändert und sie in eine Zukunft geschickt, in der die Leute entkommen konnten, bevor das Eis kam. Offenbar ist danach etwas geschehen, das die Geschichte erneut verändert hat.«
    »Noch einmal? Beim letzten Mal steckten Elfen dahinter!«* [* Siehe Die Philosophen der Rundwelt. ] »Ich bezweifle, dass sie es erneut versuchen, Herr.«
    »Aber wir wissen , dass die Leute ihre Welt vor dem Eis verließen«, sagte der Dozent für neue Runen. Er blickte von einem Gesicht zum anderen und fügte unsicher hinzu: »Oder?«
    »Wir haben schon einmal gedacht, es sei alles in Ordnung«, bemerkte der Dekan trübsinnig.
    »In gewisser Weise, Herr«, beantwortete Ponder die Frage. »Aber das Rundwelt-Universum ist … weich und unbeständig. Selbst wenn wir sehen, wie eine Zukunft stattfindet – die Vergangenheit kann sich ändern, sodass es aus dem Blickwinkel der Rundweltbewohner gar nicht zu der Zukunft kommt. Es ist so, als … nähme man die letzte Seite eines Buchs heraus und ersetzte sie durch eine neue. Man kann die alte Seite noch lesen, aber vom Standpunkt der Figuren des Buchs aus gesehen ist das Ende anders … oder auch nicht.«
    Ridcully klopfte ihm auf den Rücken. »Ausgezeichnet, Stibbons!«, lobte er. »Du hast nicht einmal Quanten erwähnt!«
    »Aber ich vermute, dass sie daran beteiligt sind«, seufzte Ponder.

ZWEI
    Paleys Uhr
    Die Szene: eine Rundfunk-Plauderstunde im Bible Belt der Vereinigten Staaten vor ein paar Jahren. Der Moderator nimmt Anrufe von Zuhörern über die Evolution entgegen, ein Konzept, welches jedem gottesfürchtigen Südstaaten-Fundamentalisten ein Gräuel ist. Das Gespräch läuft ungefähr so ab:
    Moderator: Also, Jerry, was denken Sie von der Evolution? Sollten wir Darwins Theorien überhaupt beachten?
    Jerry: Dieser Darwin hat nie ’nen Nobelpreis gekriegt, oder? Wenn er so großartig ist, wieso hat er dann keinen Nobelpreis?
    Moderator: Ich denke, da ist eine Menge dran, Jerry.
    Solch ein Gespräch hat tatsächlich stattgefunden, und der Moderator meinte es nicht ironisch. Aber Jerrys Argument ist nicht so umwerfend, wie er glaubte. Charles Robert Darwin starb 1882. Der erste Nobelpreis wurde 1901 vergeben.
    Natürlich kennen sich Leute, die es durchaus gut meinen, in historischen Feinheiten oft nicht aus, und es wäre unfair, ihnen das zur Last zu legen. Durchaus fairerweise aber kann man ihnen etwas anderes vorwerfen: Der Moderator und der Anrufer hatten ihre Gehirne nicht eingeschaltet. Warum führten sie denn überhaupt diese Diskussion? Weil, wie jeder gottesfürchtige Südstaaten-Fundamentalist weiß, praktisch jeder Wissenschaftler Darwin für einen der Größten aller Zeiten hält. Dieser Behauptung wollte Jerry eigentlich den Garaus machen. Nun dürfte es ziemlich offensichtlich sein, dass die Nobelpreisträger (für Wissenschaften) in einem Vorgang ermittelt werden, der maßgeblich auf den Empfehlungen von Wissenschaftlern beruht. Und die waren, wie wir schon wissen, mit überwältigender Mehrheit der Ansicht, Darwin befinde sich im Baum der Wissenschaft irgendwo in der Nähe des Wipfels. Wenn also Darwin keinen Nobelpreis erhalten hatte, konnte es nicht daran liegen (wie die Zuhörer schlussfolgern sollten), das Komitee habe nicht viel von seiner Arbeit gehalten. Es musste einen anderen Grund geben. Und der Hauptgrund war nun mal die Tatsache, dass Darwin tot war.
    Wie diese Geschichte zeigt, ist die Evolution im Bible Belt immer noch ein heißes Eisen; sie wird dort mitunter ›evilution‹ (von evil: das Böse) genannt und gilt gemeinhin als Teufelswerk. Etwas weiter denkende Gläubige – vor allem in Europa, darunter der Papst – sind schon lange zu der Erklärung gelangt, dass die Evolution keine Gefahr für die Religion darstellt: Es ist einfach die Art und Weise, wie Gott die Dinge geschehen lässt, in diesem Fall, wie er Lebewesen herstellt. Die Leute im Bible Belt mit ihrer simplen fundamentalistischen Denkweise hingegen sehen eine Bedrohung, und sie haben Recht. Die feinsinnige Art, Evolution und Gott unter einen Hut zu bringen, ist ein fauler Kompromiss, eine Ausflucht. Wieso? Weil die Evolution eine riesige Bresche in ein Argument schlägt, das sonst als der beste bisher erfundene Gottesbeweis gelten

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