Darwin und die Götter der Scheibenwelt
in hinreichend schnelle Rotation versetzt werden, um eine zugängliche GZK zu bilden.
Die Gesetze der Physik erlauben es nicht, solch eine Zeitmaschine zu bauen, wenn nicht eine schlaue Art von Baugerüst erfunden werden kann.
Die Quantenmechanik fügt dem ganzen Zeitreisespiel eine neue Wendung hinzu. Zunächst einmal eröffnet sie vielleicht eine Möglichkeit, ein Wurmloch zu erzeugen. Man glaubt, dass auf der sehr winzigen Längenskala der Quantenwelt, bekannt als die Plancklänge (etwa 10 – 35 Meter), die Raumzeit ein Quantenschaum ist: eine sich ständig verändernde Masse von winzigen Wurmlöchern. Quantenschaum ist eine Art Zeitmaschine. Innerhalb des Schaums schwappt die Zeit umher wie Gischt auf Ozeanwellen. Man braucht ihr nur Zügel anzulegen. Eine hoch entwickelte Zivilisation wäre vielleicht imstande, ein Quanten-Wurmloch zu erfassen und es auf makroskopische Ausmaße zu vergrößern.
Die Quantenmechanik wirft auch Licht – oder vielleicht Dunkelheit – auf die Zeitreise-Paradoxe. Die Quantenmechanik ist indeterminiert – viele Ereignisse wie etwa der Zerfall eines radioaktiven Atoms sind zufällig. Eine Methode, dieser Indeterminiertheit zu mathematischer Respektabilität zu verhelfen, ist die ›Viele-Welten‹-Interpretation von Hugh Everett III. Dieses Bild vom Universum ist vielen SF-Lesern sehr vertraut: Unsere Welt ist nur eine aus einer unendlichen Familie von ›Parallelwelten‹, in der jede Kombination von Möglichkeiten auftritt. Das ist eine dramatische Art, die Überlagerung von Quantenzuständen zu beschreiben, wo ein Elektronenspin gleichzeitig sowohl ›up‹ als auch ›down‹ und eine Katze (angeblich) sowohl lebendig als auch tot sein kann.* [* Das ist für Elektronen in Ordnung und für Katzen wahrscheinlich Unsinn. Siehe Greebos Miniatur-Auftritt in Die Gelehrten der Scheibenwelt .] 1991 argumentierte David Deutsch, dass dank der Viele-Welten-Interpretation quantenmechanische Zeitreisen kein Hindernis für den freien Willen sind. Das Großvater-Paradox ist nicht länger paradox, weil Opa in einer Parallelwelt getötet wird (oder getötet worden sein wird), nicht in der ursprünglichen.
Wir halten das für Schummelei. Ja, es löst das Paradox, aber nur, indem sich zeigt, dass es gar keine richtige Zeitreise war. Es war eine Reise in eine Parallelwelt. Lustig, aber nicht dasselbe. Wir stimmen auch einer Reihe von Physikern zu, darunter Roger Penrose, die einräumen, dass die Viele-Welten-Interpretation der Quantenphysik eine effektive mathematische Beschreibung ist, leugnen jedoch, dass die darin vorkommenden Parallelwelten in irgendeinem Sinne wirklich sind. Dazu eine Analogie. Mit Hilfe eines mathematischen Verfahrens namens Fourieranalyse kann man jeden periodischen Klang wie etwa eine auf der Klarinette gespielte Note in eine Überlagerung ›reiner‹ Klänge auflösen, die nur die Schwingungsfrequenz enthalten. In gewissem Sinn bilden die reinen Klänge eine Folge von ›Parallelnoten‹, die zusammen die wirkliche Note bilden. Aber niemand wird deswegen behaupten, es müsse also ein entsprechendes Ensemble von parallelen Klarinetten geben, von denen jede einen der reinen Töne erzeugt. Die mathematische Aufspaltung braucht keine buchstäbliche physikalische Entsprechung zu haben.
Was ist mit den Paradoxen der echten Zeitreise, ohne mit Parallelwelten herumzutändeln? Im relativistischen Rahmen, wo solche Fragen sich naturgemäß am ehesten stellen, gibt es eine interessante Lösung. Wenn man eine Situation mit paradoxen Möglichkeiten konstruiert, führt sie automatisch zu widerspruchsfreiem Verhalten.
Ein typisches Gedankenexperiment besteht darin, eine Billardkugel durch ein Wurmloch zu schicken, sodass sie in ihrer eigenen Vergangenheit herauskommt. Mit genügend Sorgfalt kann man sie so hineinstoßen, dass sie beim Austritt auf ihre frühere Verkörperung trifft und sie so ablenkt, dass sie überhaupt nie in das Wurmloch eintritt. Das ist das Großvater-Paradox in weniger gewalttätiger Form. Für einen Physiker lautet die Frage: Kann man solche paradoxen Zustände tatsächlich herbeiführen? Man muss das tun, ehe die Zeitmaschine gebaut wird, sie dann bauen und zusehen, welches physikalische Verhalten tatsächlich auftritt.
Es zeigt sich, dass zumindest bei der einfachsten mathematischen Formulierung dieser Frage die üblichen physikalischen Gesetze ein einziges, logisch widerspruchsfreies Verhalten auswählen. Man kann nicht plötzlich eine Billardkugel in
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