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Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Darwin und die Götter der Scheibenwelt

Titel: Darwin und die Götter der Scheibenwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Terry Pratchett , Ian Stewart , Jack Cohen , Erik Simon
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ausübt. Es ist eine Form von negativer Energie und somit etwas anderes als Antimaterie, die positive Energie besitzt. In der Quantenmechanik ist das Vakuum nicht leer – es ist ein stürmisches Meer von Teilchen, die entstehen und wieder verschwinden. Nullenergie umfasst alle diese Fluktuationen, man kann also negative Energie erhalten, wenn man imstande ist, die Wogen zu glätten. Eine Methode dazu ist der ›Casimir-Effekt‹, 1948 entdeckt: Wenn zwei Metallplatten sehr dicht aneinandergehalten werden, dann findet man zwischen ihnen einen negativen Energiezustand. Dieser Effekt ist experimentell beobachtet worden, aber er ist sehr schwach. Um genug negative Energie zu bekommen, braucht man Platten von der Größe von Galaxien. Und zwar starre Platten, um die Lücke offen zu halten.
    Eine andere Möglichkeit ist ein magnetisches Wurmloch. 1907 hat der Mathematiker Tullio Levi-Civita bewiesen, dass in der allgemeinen Relativitätstheorie ein Magnetfeld den Raum krümmen kann. Magnetismus hat Energie, Energie ist der Masse äquivalent, und Masse ist Raumkrümmung. Mehr noch, er fand eine exakte mathematische Lösung für die Einsteinschen Feldgleichungen, die er ›Magnetgravitation‹ nannte. Das Problem war folgendes: Der Effekt konnte nur beobachtet werden, wenn man ein Magnetfeld benutzte, das eine Trillion mal stärker war als alles, was sich im Laboratorium erzeugen ließ. Die Idee dümpelte bis 1995 vor sich hin, als Claudio Maccone erkannte, dass Levi-Civita in Wahrheit auf ein magnetisches Wurmloch gekommen war. Je stärker das Magnetfeld, umso enger gekrümmt ist die Mündung des Wurmlochs. Ein Wurmloch, dessen Magnetfeld die Stärke hätte, die man im Labor erzeugen kann, wäre riesig – etwa 150 Lichtjahre im Durchmesser. Und man würde Labors über die ganze Länge verteilt benötigen. Es ist die Herstellung eines kleinen Wurmloches, die ein riesiges Magnetfeld erfordert. Maccone hat vorgeschlagen, dass die Oberfläche eines Neutronensterns, wo sehr starke Magnetfelder vorkommen können, ein geeigneter Ort wäre, um nach magnetischen Wurmlöchern zu suchen. Wozu der Aufwand? Weil ein magnetisches Wurmloch offen bleiben kann, ohne dass exotische Materie gebraucht wird.
    Eine bessere Lösung könnte jedoch darin bestehen, ein rotierendes Schwarzes Loch zu verwenden, welches eine ringförmige Singularität besitzt, keine punktförmige. Passanten können durch den Ring gehen, ohne auf die Singularität zu treffen. Die Mathematik der Einstein-Gleichungen besagt, dass ein rotierendes Schwarzes Loch mit unendlich vielen verschiedenen Gebieten der Raumzeit verbunden sein kann. Eins muss sich in unserem Universum befinden (vorausgesetzt, dass wir das rotierende Schwarze Loch in unserem Universum erzeugen), die anderen nicht unbedingt. Jenseits der Ringsingularität liegen Antigravitations-Universen, wo Abstände negativ sind und Materie andere Materie abstößt. Es gibt legale (unterlichtschnelle) Wege durch das Wurmloch zu jedem der alternativen Ausgänge. Wenn wir also ein rotierendes Schwarzes Loch statt eines Wurmlochs verwenden und eine Möglichkeit finden, seine Ein- und Ausgänge mit nahezu Lichtgeschwindigkeit hin und her zu schieben, erhalten wir eine viel praktikablere Zeitmaschine – eine Zeitmaschine, durch die wir hindurchgehen können, ohne auf eine Singularität zu stoßen.
    Es gibt weitere Zeitmaschinen, die auf dem Zwillingsparadoxon beruhen, doch sie alle sind durch die Lichtgeschwindigkeit begrenzt. Sie würden besser funktionieren und wären womöglich leichter zu bauen, wenn man es wie in Star Trek machen und den Warpantrieb einsetzen könnte, mit dem man schneller als Licht reist.
    Aber die Relativität verbietet das doch wohl?
    Falsch.
    Die Spezielle Relativitätstheorie verbietet es. Die Allgemeine Relativitätstheorie, stellt sich heraus, erlaubt es. Das Erstaunliche daran ist, dass sich die Art und Weise, wie sie es erlaubt, als herkömmlicher SF-Dreh erweist, den zahllose Schriftsteller angewandt haben, die von den relativistischen Beschränkungen wussten und trotzdem ihre Raumschiffe schneller als Licht reisen lassen wollten. »Die Relativitätstheorie verbietet es, dass Materie sich schneller als Licht bewegt«, pflegten sie zu intonieren, »aber sie verbietet nicht, dass sich der Raum schneller als Licht bewegt.« Bringen Sie Ihr Raumschiff in ein Raumgebiet und lassen Sie es dort bleiben. Keine Verstöße gegen Einstein. Und dann bewegen Sie das ganze Raumgebiet mitsamt dem

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