Darwin und die Götter der Scheibenwelt
GZK.
Mit einer Malletschen Krummlicht-Zeitmaschine kann man sich in die eigene Vergangenheit begeben. Ein Zeitreisender tritt in die geschlossene Schleife von Licht, Raum und Zeit ein. Die Schleife zu durchlaufen hat dieselbe Wirkung, wie sich in der Zeit rückwärts zu bewegen. Je öfter der Zeitreisende die Runde macht, umso weiter geht er zurück auf der Spur seiner eigenen schraubenförmigen Weltlinie. Wenn er weit genug in seine Vergangenheit gegangen ist, verlässt er die Schleife. Ganz einfach.
Ja, aber … das hatten wir schon. Es erfordert riesige Energiemengen, um ein kreisförmiges Lichtbündel zu erzeugen.
Das ist wahr – es sei denn, man kann das Licht verlangsamen. Ein Ring von wirklich langsamem Licht nach Art der Scheibenwelt, wie der Schall auf der Rundwelt, ist viel leichter herzustellen. Der Grund: Licht, je langsamer es wird, erlangt umso mehr Trägheitsmoment. Das verschafft ihm mehr Energie, und der Krümmungseffekt ist viel größer beziehungsweise der Aufwand aufseiten des Erbauers viel kleiner.
Die Relativitätstheorie besagt, dass die Lichtgeschwindigkeit konstant ist – im Vakuum . In anderen Medien wird das Licht langsamer, das ist beispielsweise der Grund, warum Glas Licht bricht. Im richtigen Medium kann Licht auf Schritttempo abgebremst oder ganz angehalten werden. Experimente von Lene Hau haben diesen Effekt 2001 demonstriert, wobei als Medium etwas benutzt wurde, was als Bose-Einstein-Kondensat bekannt ist. Das ist eine merkwürdige, degenerierte Form der Materie, die bei Temperaturen nahe am absoluten Nullpunkt auftritt; sie besteht aus vielen Atomen in exakt demselben Quantenzustand, die eine ›Supraflüssigkeit‹ mit einer Viskosität von null bilden.
Wells’ Zeitreisender hätte also vielleicht ein Kühlaggregat und einen Laser in seine Maschine einbauen können. Eine Malletsche Krummlicht-Zeitmaschine leidet jedoch unter derselben Einschränkung wie eine Zeitmaschine unter Verwendung eines Wurmlochs: Man kann nicht in eine Zeit vor dem Bau der Maschine zurückreisen.
Wells hatte wahrscheinlich Recht, dass er jene Begegnung mit dem Riesen-Flusspferd gestrichen hat.
Es gibt rein relativistische Zeitmaschinen, aber das Universum hat auch Quanteneigenschaften, und diese sollten in Betracht gezogen werden. Die Suche nach einer Vereinheitlichung von Relativitäts- und Quantentheorie – unter dem respektablen Namen ›Quantengravitation‹ bekannt und oft als ›Theorie von Allem‹ verspottet – hat einen schönen mathematischen Entwurf hervorgebracht, die Stringtheorie. In dieser Theorie sind die grundlegenden Teilchen keine Punkte, sondern vibrierende mehrdimensionale Schleifen. Die bekannteste Version benutzt sechsdimensionale Schleifen, also ist ihr Modell der Raumzeit eigentlich zehndimensional. Warum hat das niemand gemerkt? Vielleicht deshalb, weil die zusätzlichen sechs Dimensionen so eng aufgerollt sind, dass sie noch niemand beobachtet hat – und es kann durchaus sein, dass sie überhaupt nicht zu beobachten sind. Oder vielleicht – wieder der Ire – können wir von hier aus nicht auf diesem Wege dorthin gelangen.
Viele Physiker hoffen, dass die Stringtheorie sowohl Relativität und Quantenmechanik vereinigen als auch einen Beweis für Hawkings Chronologieschutz-Vermutung liefern wird – dass das Universum als Ganzes darauf hinwirkt, die zeitliche Reihenfolge der Ereignisse unverändert zu halten. In diesem Zusammenhang gibt es in einer fünfdimensionalen Stringtheorie ein rotierendes Schwarzes Loch, welches BMPV-Loch* [* Jason Breckenridge, Rob Myers, Amanda Peet und Cumrum Vafa.] genannt wird. Wenn es schnell genug rotiert, bildet es GZKs außerhalb des Gebiets des Schwarzen Lochs. Theoretisch kann man eins aus Gravitationswellen und esoterischen Stringtheorie-Apparaten bauen, die ›D-Branen‹ (D-branes) genannt werden.
Und hier sehen wir einen Hinweis auf Hawkings kosmologische Zeitpolizisten. Lisa Dyson hat sich sorgfältig angeschaut, was geschieht, wenn man die Gravitationswellen und D-Branen zusammenbringt. Gerade wenn das Schwarze Loch nur um Haaresbreite davon entfernt ist, sich in eine Zeitmaschine zu verwandeln, hören die Komponenten auf, sich am selben Ort zu versammeln. Vielmehr bilden sie eine Hülle von Gravitonen (hypothetischen Teilchen der Gravitation, analog den Photonen beim Licht). Die D-Branen werden innerhalb der Hülle gefangen. Die Gravitonen können nicht dazu gebracht werden, näher heranzukommen, und das MBMPV kann nicht
Weitere Kostenlose Bücher