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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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kühl, missbilligend, auf eine brüske Weise höflich.
    Nach der schockierenden Nachricht vom Überfall auf die Weston hatte ein Wort das andere ergeben: Alice wollte nicht wahrhaben, dass Guilford tot war. Was das anging, blieb sie resolut.
    Für Caroline stand es schlicht und einfach fest, dass er tot war; gleich als Jered ihr vom Angriff auf die Westen berichtet hatte, da hatte sie es gewusst, obwohl nichts bewiesen war; die Expedition war flussaufwärts abgesetzt worden. Doch selbst Jered musste einräumen, dass die Männer gegen entschlossene Banditen keine Chance gehabt hätten. Caroline behielt ihre Gefühle für sich, anfangs zumindest. Der Sommer war noch nicht zu Ende, da war sie im Grunde ihres Herzens bereits Witwe.
    Außer Caroline wollte es niemand wahrhaben. Die Hoffnung stirbt zuletzt. Doch der September verstrich ohne Nachricht und im Herbst schwand die Hoffnung und bis zum Winter war sie praktisch erloschen.
    Nichts sei bewiesen, sagte Alice. Und Wunder geschähen täglich. »Eine Ehefrau darf die Hoffnung nicht aufgeben«, ermahnte sie Caroline.
    Aber eine Frau weiß es manchmal besser.
    Die Meinungsverschiedenheit war nicht beigelegt, konnte es nicht sein. Man sparte das Thema einfach aus; aber es färbte jede Unterhaltung, warf seinen Schatten über die Mahlzeiten und nistete im Ticken der Uhr. Caroline war dazu übergegangen, Schwarz zu tragen. Alice verwahrte ostentativ Guilfords Koffer im Flurspind.
    Aber heute, fand Caroline, sprach aus Alicens Verhalten mehr als nur diese müde Meinungsverschiedenheit.
    Noch ehe die morgendliche Arbeit getan war, sollte Caroline einen Hinweis bekommen. Alice ging hinter die Theke, um einen Kunden zu bedienen, und kam zurück ins Warenlager, im Gesicht den verkniffenen Ausdruck, der verriet, dass sie etwas Unangenehmes zu sagen hatte. Sie blickte Caroline mit verengten Augen an und Caroline gab sich Mühe, dem Blick standzuhalten.
    »Es ist schon schlimm genug, wenn man Trauer trägt«, sagte sie erbittert, »bevor man sicher weiß, dass jemand tot ist. Aber es ist schlimmer, Caroline, viel, viel schlimmer, nicht mehr zu trauern.«
    Sie weiß Bescheid, dachte Caroline.
     

     
    Nicht, dass es ihr etwas ausgemacht hätte.
    Am Abend gingen Jered und Alice ins Crown and Reed, wie der hiesige Pub hieß. Als Caroline sicher war, dass sie außer Sichtweite waren, brachte sie Lily die Treppe hinunter und wenige Schritte durch die Kälte zu Mrs. de Koenig, einer verschwiegenen Nachbarin, die einen Kanadischen Dollar nahm, um auf das Mädchen aufzupassen. Caroline verabschiedete sich von Lily, knöpfte auch den letzten Knopf gegen die bittere Kälte zu und machte sich auf den Weg.
    Die Sterne zitterten über dem vereisten Kopfsteinpflaster. Gaslampen streuten ihr fahles Licht über den verharschten Schnee. Caroline eilte gegen den Wind und litt unter Schuldgefühlen. Warum zog sie sich den Schuh auch an, den ihre Tante ihr hinhielt? Sie tat nichts Schlechtes. Guilford war tot. Ihr Mann lebte nicht mehr. Sie war nicht mehr verheiratet.
    Colin Watson wartete Ecke Market- und Thames Street. Er umarmte sie kurz und winkte ein Taxi heran. Er lächelte, als er ihr hinaufhalf, ein nichtssagendes Lächeln, das halb unter dem albernen Schnurrbart verschwand. Vermutlich unterdrückte er ihr zuliebe seine natürliche Melancholie. Seine Hände waren groß und stark.
    Wohin brachte er sie heute Abend? Vielleicht lud er sie zu einem Drink ein (Hauptsache, nicht ins Crown and Reed). Eine Unterhaltung. Das war schon alles. Er musste reden. Er trug sich mit dem Gedanken, die Army zu verlassen. Man hatte ihm eine Arbeit im Hafen angeboten. In Jereds Lagerraum schlief er seit September nicht mehr; er hatte sich ein Zimmer im Empire genommen und war in den meisten Nächten allein.
    Das machte alles einfacher – ein eigenes Zimmer.
     

     
    Sie wäre zu gerne noch geblieben. Aber das ging nicht. Jered und Alice brauchten nicht zu wissen, was sie tat. Solange sie nur etwas ahnten, konnte sie es abstreiten.
    Aber sie wollte noch bleiben. Colin war nett zu ihr, so war Guilford nie gewesen. Colin nahm es hin, wenn sie still war, und versuchte nicht, sie mit aller Macht zum Reden zu bewegen, wie Guilford es getan hatte. Guilford hatte immer geglaubt, ihre Schweigsamkeit habe mit ihm zu tun. Er war fürsorglich – aufmerksam, ja, so wie er es verstand –, aber jedes Mal, wenn ihr einfach nur zum Weinen zumute gewesen war, hatte Guilford sich schuldig gefühlt. Schade.
    Lieutenant Watson,

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