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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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eisengraue Steinwürfel unter einem Weichzeichner aus Nebel und Zeit. Und die Stadt war riesig, Caroline, man hält es kaum für möglich – eine Ruine, in die ganz Boston gepasst hätte und noch ein, zwei Bezirke dazu.
    Trotz ihres offenkundigen Alters waren die Außenbezirke der Stadt mehr oder weniger gut erhalten. Diese Ruine versprach alles, wonach wir verzweifelt gesucht hatten: eine Zuflucht für uns und die Tiere, Wasser in Hülle und Fülle und reichlich Fleisch (angesichts bewaldeter Hügel und deutlicher Spuren von Wollschlangenherden). Tom Compton hatte die Stadt und die Umgebung erkundet und fand, dass wir hier überwintern sollten. Die Stadt war eine einzige unbewohnte Ruine und er machte uns klar, dass wir nichts geschenkt bekamen; Feuerholz gab es genug, aber damit alleine waren diese zugigen Kästen nicht warm zu halten. Da wir aber nicht mehr in Schlangenfellzelten zu verenden oder in einem Alpenpass zu erfrieren brauchten, betrachteten wir diese grimmige Aufgabe als die milde Gabe eines gütigen Gottes.
    Natürlich warf die Stadt unzählige Fragen auf. Wer hatte sie erbaut in diesem völlig unbewohnten Land und was war aus ihren Erbauern geworden? Waren es Menschen gewesen oder irgendeine total andere darwinische Gattung? Doch wir waren zu erschöpft, um den Ursprung oder die Bedeutung dieser Ruine zu diskutieren. Preston Finch war der einzige, der sich nur zögernd an den Abstieg machte; ich weiß nicht, wovor er Angst hatte, seit Tagen war kein Wort über seine Lippen gekommen.
    Die Aussicht auf ein Dach und vier Wände gab uns Auftrieb. Auf dem Weg ins Tal sammelten wir Windbruch von Moscheebäumen und Salbeikiefern und ehe die Sterne am Winterhimmel standen, hatten wir ein brüllendes Feuer entfacht, dessen launisches Licht mit den steinernen Kolossen der namenlosen Stadt spielte.
     

     
    Liebe Caroline: Ich weiß, ich habe das Tagebuch vernachlässigt, aber wir kommen nicht zur Ruhe.
    Nein, es ist nichts Schlimmes passiert – keine Sorge –, unsere Isolation und die ständige Plackerei sind schlimm genug.
    Wir führen das Leben von Indianern. Das Fieber ist abgeklungen (ein für alle Mal, hoffe ich) und das Bein ist nicht mehr taub und schon wieder belastbar. Am Stock kann ich ziemlich weit gehen, ich bin sogar schon mit Tom Compton und Avery Keck auf die Pirsch gegangen – meine Ausflüge sind natürlich noch auf die Talsohle beschränkt. Im Frühling geht es zum Lake Constance, wir wollen nach Hause. Bis dahin dürfte es kein Problem mehr sein, mit den anderen Schritt zu halten.
    Zur Jagd hüllen wir uns von Kopf bis Fuß in Felle. Wir haben unsere Monturen mit Knochennadeln genäht, die alten Lumpen liefern das Garn. Wir haben zwei Gewehre und einen ansehnlichen Vorrat an Munition, doch gejagt wird fast ausschließlich mit Bogen oder Messer. Bögen und Pfeile hat Tom aus Holz und Knochen gefertigt und er ist nach wie vor unser Ass im Treffen. Ein Gewehrschuss, so Tom, könnte unerwünschte Aufmerksamkeit erregen, und die Kugeln würden wir vielleicht noch brauchen – auf der Heimreise. Ich glaube nicht, dass es hier irgendwo Partisanen gibt. Der Winter muss ihnen genauso zu schaffen machen wie uns. Trotzdem hatten einige von uns das Gefühl, als würden wir beobachtet.
    Wir haben ein paar Wollschlangen eingefangen und halten sie in einem zerfallenen Geviert mit einem Halbdach als Unterstand. Sullivan kümmert sich um die Tiere und sorgt dafür, dass sie immer genug Futter und Wasser haben. Der Botaniker hat auf Landwirtschaft umgesattelt, vorerst zumindest.
    Wir sind uns näher gekommen, vielleicht weil uns ähnliche Behinderungen (mein Bein, seine Hüfte) ein paar Wochen zusammengesperrt hatten. Nicht selten bleiben wir allein mit Diggs oder Preston Finch zurück. Finch bleibt nahezu stumm, geht aber zur Hand. Sullivan dagegen spricht ganz offen mit mir und ich fast so offen mit ihm. Man muss sich vor seinem Atheismus hüten, Caroline, aber es ist ein begründeter Atheismus. Wo ist da der Unterschied?
    Gestern waren wir zur Nachtwache eingeteilt, eine bequeme Aufgabe, wenn einem die späte Stunde nichts ausmacht. Wir unterhielten das Feuer und tauschten wie üblich Geschichten aus, als wir tumultartige Geräusche hörten – sie kamen aus dem Stall, wie wir das halb verfallene Geviert nennen, in dem die Tiere untergebracht sind. Also zogen wir unsere Fellsachen an und humpelten in die frostige Nacht hinaus, um nach dem Rechten zu sehen.
    Es hatte den ganzen Nachmittag geschneit und

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