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Darwinia

Darwinia

Titel: Darwinia Kostenlos Bücher Online Lesen
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Fuß Seil aus.
    Das Seil gehörte zu den wenigen nützlichen Dingen, die man nach dem Überfall im letzten Sommer noch gefunden hatte. Die beiden Rollen Hanfseil hatten mehr als ein Leben gerettet – hatten zum Anschirren der Tiere, zum Vertäuen der Zelte und für vieles mehr gedient. Doch das Seil war nur eine Sicherheitsvorkehrung.
    In der Mitte der Kuppel hatten sie einen kreisrunden Schacht von etwa fünfzig Yards Durchmesser entdeckt, an dessen Peripherie eine steinerne Rampe in die Tiefe führte. Die flachen, zehn Fuß langen Stufen waren unversehrt, die Konturen durch Jahrhunderte der Erosion gerundet. Ein Wasserstrom schnitt den südlichen Rand des Brunnenschachts, stürzte, zerstob zu Sprühregen und verlor sich in der nebelverhüllten Tiefe. Von oben fiel schwaches Tageslicht herunter, von unten drang ein kühles, züngelndes Leuchten herauf. Das Herz der Stadt, dachte Guilford. Es ist noch warm und schlägt noch immer. Wenn auch nur schwach.
    Sullivan wollte dem Phänomen auf den Grund gehen.
    »Das Gefälle ist unerheblich«, sagte er. »Die Treppe ist intakt und war bestimmt nicht als Verzierung gedacht. Da drinnen ist es nicht gefährlicher als draußen in der Kälte.«
    Tom Compton strich über seinen taunassen Bart. »Du bist dämlicher als ich dachte«, sagte er. »Du willst doch da nicht runterklettern.«
    »Was schlägst du denn vor?« Sullivan fuhr auf dem Absatz herum, um dem Grenzer ins Gesicht zu sehen. Guilford hatte ihn noch nie so zornig erlebt, Sullivans Gesicht glühte ziegelrot. »Dass wir in unser mickriges Pueblo zurückkehren und auf schönes Wetter warten? Uns kommenden Frühling Richtung Norden zum Bodensee schleppen, immer vorausgesetzt, die Kälte oder die Partisanen oder Rheinfelden machen uns keinen Strich durch die Rechnung? Damn thee, Tom, das hier ist vielleicht unsere einzige Chance, etwas über diese Stadt zu lernen!«
    »Wozu lernen«, konterte der Grenzer, »wenn man das Gelernte mit ins Grab nimmt?«
    Sullivan wandte sich verächtlich ab. »Wozu Freundschaft oder Liebe oder das ganze Leben? Wir nehmen alles mit ins Grab?«
    »Hatte ich eigentlich nicht vor«, sagte Tom. »Wenigstens jetzt noch nicht.«
    Er haspelte das Seil von der Hand.
     

     
    Wenigstens haben wir Tageslicht, dachte Guilford. Durch die teilweise eingestürzte Kuppel sickerte allerdings nur wenig davon. Das Seil beruhigte. Sie machten es wie die Polarforscher. Das Gefälle war mäßig, aber die Feuchtigkeit machte das erodierte Gestein glitschig, ein Sturz konnte zur Rutschpartie werden und niemand wusste, wie weit diese Rampe in den Nebel hinabreichte. Inwendig betrug die Sichtweite gerade mal ein paar Yards. Sie warfen einen Stein, doch aus den Echos war nicht schlau zu werden.
    Sullivan ging voran, schonte sein schlimmes Bein. Dann kam Guilford, der es mit dem seinen genauso hielt. Der Grenzer folgte ihnen. Die spiralförmige Rampe war immerhin so breit, dass Guilford es vermeiden konnte, direkt in die dunstverhangene Tiefe des Schachts zu blicken.
    Guilford gingen lauter Fragen durch den Kopf. Wozu war dieser Schacht gebaut worden? Wer war vor undenklichen Zeiten auf dieser Rampe nach unten gestiegen? Wie tief nach unten? Wie sah diese flackernde Unterwelt aus? Eine vulkanische Höhle mit einem Lavasee? Hatten nicht die Azteken Schächte für ihre Menschenopfer benutzt? Viel Gutes hatte es mit diesem Kaninchenloch bestimmt nicht auf sich.
    Guilford schätzte, dass sie gut hundert Fuß tief waren, als Sullivan das Kommando zum Anhalten gab. Der Rand des Schachts war inzwischen so unsichtbar wie der Boden, beides von schwebenden Nebelschwaden verhüllt. Sullivan war außer Atem, rang nach Luft, doch diese seltsame, trübe Strahlung brachte seine Augen zum Leuchten.
    Guilford fragte, ob es denn nötig sei, noch tiefer hinabzusteigen. »Nichts für ungut, Dr. Sullivan, aber was genau versprechen Sie sich von dem Abstieg?«
    »Die Antwort auf unzählige Fragen.«
    »Das ist eine Art Brunnen oder Zisterne«, sagte Guilford.
    »Haben Sie denn keine Augen im Kopf! Ein Brunnen ist es auf keinen Fall. Wenn mich nicht alles täuscht, sollte der Schacht das Grundwasser aussperren. Sind diese Steine vielleicht so gewachsen? Die Blöcke sind behauen und die Fugen abgedichtet… keine Ahnung womit, aber das Material ist ziemlich gut erhalten. Auf jeden Fall sind wir schon unter dem Grundwasserspiegel. Das ist doch kein Brunnen, Mr. Law.«
    »Was dann?«
    »Egal, ob das hier einem praktischen oder einem

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