Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
Hospital, Notaufnahme.«
Sie griff nach dem Hörer und sagte: »Kriminalredaktion, Thomas.«
»Cindy, ich bin’s, Joyce.«
Joyce Miller war Krankenschwester in der Notaufnahme und außerdem klug, mitfühlend und umgänglich. Sie und Cindy hatten früher einmal im gleichen Haus gewohnt und sich bei Mädels-Abenden mit billigem Bordeaux und Frauenfilmen angefreundet.
»Joyce. Was gibt’s?«
»Meine Cousine Laura benimmt sich sehr merkwürdig. Wie nach einem Ausflug in ein anderes Universum. Du hast sie an meinem Geburtstag kennengelernt. Sie arbeitet in einer Rechtsanwaltskanzlei. Und sie findet dich ganz toll . Hör zu, ich habe sie dazu überredet, zu mir in die Notaufnahme zu kommen, indem ich ihr ein starkes Schlafmittel versprochen habe, aber sie will sich auf keinen Fall untersuchen lassen, und sie will auch nichts mit der Polizei zu tun haben.«
»Was soll das heißen, sie ›benimmt sich sehr merkwürdig‹?«
»Sie muss irgendwie unter Drogen gesetzt worden sein. Und ich glaube, dass etwas passiert ist, während sie betäubt war. Acht Stunden lang. Danach ist sie im Gebüsch neben ihrer Haustür aufgewacht. Das habe ich mit dem merkwürdigen Benehmen gemeint. Ich hab sie wahnsinnig gern, Cindy. Kannst du vielleicht herkommen, während sie hier ist? Ich glaube, gemeinsam würden wir sie dazu bringen zu reden.«
»Jetzt sofort?« Cindy blickte auf die Uhr. Noch sechs Stunden, bis der Hammer fiel. Sie hatte Lisa Greening eine Zwanzig-Zentimeter-Spalte versprochen, aber bis jetzt gähnte dort ein Abgrund voller Leerzeichen.
»Sie ist für mich wie eine Schwester, Cindy«, sagte Joyce mit brüchiger Stimme.
Cindy seufzte. Dann stellte sie ihr Telefon auf die Telefonzentrale um und verließ das Redaktionsgebäude, fuhr mit der BART zur 24th Street und legte die vier Blocks bis zum Metropolitan Hospital an der Kreuzung 26th Street und Valencia Street zu Fuß zurück. Vor der Einfahrt zur Notaufnahme nahm Joyce sie in Empfang. Die beiden Freundinnen umarmten sich, und dann führte Joyce Cindy durch das Gedränge und Gewusel in der Notaufnahme.
11 Laura Rizzo saß auf der Kante e ines Krankenbetts in der Notaufnahme. Sie war um die fünfunddreißig, also ungefähr so alt wie Cindy, hatte schwarze Haare, eine sportliche Figur und trug eine Jeans sowie ein dunkelblaues Sweatshirt mit dem Wappen der Boston University. Ihre Bewegungen waren seltsam ruckartig, und sie hatte die Augen so weit aufgerissen, dass das Weiße rund um ihre Pupillen zu erkennen war. Sie sah aus, als hätte man sie an eine Steckdose angeschlossen.
»Laura«, sagte Joyce. »Erinnerst du dich an Cindy Thomas?«
»Ja … Hallo. Wieso … Wieso bist du hier?«
Joyce meinte: »Cindy hat Ahnung von solchen Sachen. Erzähl ihr doch mal, was passiert ist.«
»Hör mal, es ist bestimmt total nett, dass du extra hergekommen bist, aber was soll denn das, Joyce? Ich hab dir das bestimmt nicht erzählt, damit du gleich Verstärkung anschleppst. Mir geht es gut . Ich brauche nur was zum Schlafen .«
»Hör zu, Laura. Nimm endlich Vernunft an, bitte! Ja? Du hast mich angerufen, weil du total durcheinander bist, und zwar mit vollem Recht! Dir ist irgendetwas zugestoßen. Etwas Schreckliches .«
Laura starrte Joyce wütend an, dann wandte sie sich an Cindy. »Ich muss gestehen, dass ich mich an überhaupt nichts erinnern kann. Gestern Abend bin ich von der Arbeit nach Hause gefahren. Ich weiß noch, dass ich mir überlegt habe, eine Pizza und eine Flasche Wein zu besorgen. Dann bin ich gegen zwei Uhr morgens in den Hortensien vor meinem Haus aufgewacht. Keine Pizza. Kein Wein. Und ich habe keine Ahnung, wie ich da hingekommen bin.«
»Großer Gott«, sagte Joyce und schüttelte den Kopf. »Und dann bist du einfach aufgestanden und reingegangen?«
»Was hätte ich denn sonst machen sollen? Meine Tasche war noch da. Alles war noch drin, also bin ich offensichtlich nicht beraubt worden. Ich bin nach oben gegangen und habe geduscht. Dabei ist mir aufgefallen, dass ich wund war …«
»Wo genau? So wie nach einem Kampf?«, wollte Cindy wissen.
»Hier.« Laura deutete auf ihren Schoß.
»Du bist vergewaltigt worden?«
»Ja. In der Richtung. Und wie ich so unter der Dusche stehe, da kann ich mich ganz vage an die Stimme eines Mannes erinnern. Irgendwas von einem Batzen Geld, den er in der Lotterie gewonnen hat. Aber ich habe garantiert nicht das Gefühl, als hätte ich irgendwas gewonnen.«
»Bist du nach der Arbeit noch irgendwo anders
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