Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
Mann zu töten.
»Wir sind nicht verpflichtet, auch das Motiv der Tat aufzuzeigen, aber wir werden Ihnen erklären, warum Candace Martin diesen Mord geplant und ausgeführt hat. Dennis Martin war ein notorischer Frauenheld und hatte zum Zeitpunkt seines Todes wieder einmal eine Affäre. Er hat auch gar nicht versucht, diese Tatsache zu verheimlichen. Im Verlauf ihrer dreizehnjährigen Ehe hat Mr Martin seine Frau oft genug mit seiner Untreue gedemütigt, und schließlich, am 14. September, hatte sie endgültig genug. In unserer Gesellschaft wird eheliche Untreue normalerweise mit der Scheidung bestraft, aber Candace Martin war der Meinung, dass ihr Mann die Todesstrafe verdient hatte. Dann würde sie die Kinder, das dreieinhalb Millionen Dollar teure Haus sowie das gesamte Vermögen bekommen. Und darüber hinaus eine festliche Speise, die am besten eiskalt serviert wird – Rache.«
Yukis Blick huschte kurz zu den beiden Kindern hinüber. Der kleine Junge saß mit offenem Mund da. Das Mädchen zog eine wütende Grimasse. Der Richter hatte gesagt: »Ignorieren Sie die Kinder«, und genau das versuchte Yuki, während sie vorsorglich schon einmal anfing, die Strategie der Verteidigung zu untergraben. »Mr Hoffman wird Ihnen erzählen, dass seine Mandantin unschuldig ist«, wandte sie sich an die Geschworenen. »Er wird Ihnen sagen, dass die Angeklagte in ihrem Arbeitszimmer saß, als die Schüsse im Foyer fielen. Er wird Ihnen erzählen, dass sie ihren Mann blutend auf dem Boden liegend gefunden hat, dass sie seinen Puls gefühlt und erkannt hat, dass er tot war. Und dann – was sagt man dazu? – hat sie gehört, wie jemand zur Haustür hinausgerannt ist. Mr Hoffman wird Ihnen erzählen, dass Candace Martin dem Eindringling hinterhergerufen hat und dass dieser vor Schreck die Pistole fallen ließ. Und er wird Ihnen erzählen, dass seine Mandantin die Pistole in die Hand genommen hat, dem Eindringling nach draußen gefolgt ist und auf ihn geschossen hat. So will die Verteidigung die Schmauchspuren an Candace Martins Händen erklären. Es gibt da nur ein Problem«, sagte Yuki zu den vierzehn Männern und Frauen auf der Geschworenenbank. »Diese Geschichte ist von vorn bis hinten Schwachsinn . Es gab keinen Eindringling. Es gab keinen Einbruch, und es ist auch nichts gestohlen worden. Aber Candace Martin hat mehrfach gegenüber verschiedenen Zeugen geäußert, dass sie wünschte, ihr Mann wäre tot. Und sie ist am Abend des tödlichen Zwischenfalls mit einer Waffe in der Hand gesehen worden. Die Staatsanwaltschaft hat die Aufgabe, für das Opfer zu sprechen«, sagte Yuki, »und genau das werden wir tun. Aber wenn Mr Martin für sich selbst sprechen könnte, dann würde er Ihnen sagen, wer ihn getötet hat.« Mit diesen Worten zeigte Yuki auf die attraktive, blonde Herzchirurgin, die gerade an einer Haarsträhne nagte. »Er würde Ihnen sagen, dass niemand anders als seine liebe Ehefrau ihn erschossen hat.«
15 Das Susie’s ist ein Kneipenrestaurant im Karibikstil und ganz wunderbar geeignet, um sich auf andere Gedanken bringen zu lassen. Die Wände sind gelb gestrichen, die Calypso-Musik ist live, das Essen scharf und das Bier kalt. Außerdem ist das Susie’s das inoffizielle Clubhaus unserer Viererbande, des »Clubs der Ermittlerinnen«. Den Titel hatte sich unser jüngstes Mitglied, die Reporterin Cindy Thomas, ausgedacht.
Ich hatte jedenfalls nichts dringender nötig als eine Stunde im Susie’s. Conklin und ich hatten den ganzen Tag mit der Suche nach einem Neugeborenen zugebracht. Wir hatten Leichenspürhunde begleitet, mit Tauchern am Ufer des Lake Merced gesprochen und von früh bis spät die Häuser in der Umgebung abgeklappert und den Bewohnern ein Foto von Av is Richardson gezeigt. »Haben Sie dieses junge Mädchen schon einmal gesehen?« Wir waren ohne jedes Ergebnis geblieben.
Dann hatte Jacobi vor zehn Minuten einen verblüffenden Anruf bekommen. Av is Richardson war wieder aufgetaucht. Sie befand sich bei den Eltern einer Schulfreundin im Wohnviertel Russian Hill, wohlmeinende Gutmenschen, die Av is vor der Polizei beschützen wollten, bis ihre Eltern aus Neuseeland eingetroffen waren. Jetzt wussten wir also zumindest, wo das Mädchen steckte, aber noch immer gab es keine Spur von ihrem Baby, das entweder vermisst wurde oder tot war.
Wahrscheinlich beides.
Claire und ich fuhren zusammen ins Susie’s, und wie durch ein Wunder fand ich eine Parklücke in der Jackson Street, unweit der
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