Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
hier eigentlich vor sich ging.
Das also hat Hoffman vor, dachte Yuki. Er setzt auf die Mitleidskarte.
Die Erkenntnis traf Yuki wie ein Schlag in die Magengrube. Das war nicht nur ein Versuch, das Mitleid der Geschworenen zu erregen. Hoffman hatte die Kinder in den Gerichtssaal geholt, um Yuki zur Zurückhaltung zu zwingen, weil sie die beiden nicht zu sehr unter seelischen Druck setzen wollte.
So ein berechnender Hund.
Das konnte sie ihm nicht durchgehen lassen.
Während der Richter die Jury instruierte und Yuki nur halb zuhörte, dachte sie an ihren früheren, lukrativen Job in einer großen Rechtsanwaltskanzlei, den sie aufgegeben hatte, um etwas Sinnvolles zu leisten – für sich und für die Menschen von San Francisco.
Dabei war sie keine selbstlose Weltverbesserin. Aber nachdem sie zwei Jahre lang irgendwelche reichen Leute verteidigt hatte, war in ihr das dringende Bedürfnis erwacht, Mörder wie Candace Martin, die glaubten, sie brauchten nur einen Strafverteidiger für tausend Dollar pro Stunde zu engagieren, um mit ihrer Tat davonzukommen, hinter Gitter zu bringen.
Der Richter war mit seiner Belehrung fertig und wandte sich nun dem Gerichtssaal zu.
Yuki erhob sich und sagte: »Euer Ehren, gestatten Sie, dass ich an die Richterbank trete?«
Richter LaVan schaute sie an, als hätte sie laut gefurzt. Pech gehabt, dachte sie. Unerschütterlich blieb sie stehen, bis der Richter ihr und Hoffman ein Zeichen gab, nach vorn zu treten.
Hoffman war ein Mann wie ein Baum, und Yuki wirkte mit ihren eins achtundfünfzig neben ihm wie ein Zwerg. Sie reichte Hoffman gerade bis unter die Achseln und kam sich sehr jung und winzig vor.
Yuki sagte: »Euer Ehren, ich halte es nicht für eine gute Idee, dass die Kinder der Angeklagten im Gerichtssaal anwesend sind. Sie wird beschuldigt, ihren Mann, den Vater der Kinder, umgebracht zu haben. Wenn ich sage, was ich zu sagen habe, dann wird das eine verstörende Wirkung auf sie haben und das weckt bei den Geschworenen Mitleid für die Angeklagte.«
LaVan meinte: »Mr Hoffman? Haben Sie dazu eine Meinung?«
»Die Kinder wissen sich zu benehmen, sie werden sich zusammenreißen und sie kennen die Wahrheit, Euer Ehren. Ihre Mutter ist unschuldig. Sie sind hier, um zu zeigen, dass sie auf ihrer Seite stehen.«
LaVan putzte seine Brille, setzte sie wieder auf und sagte: »Ms Castellano, machen Sie Ihre Arbeit. Ignorieren Sie die Kinder. Und den Geschworenen werde ich genau das Gleiche sagen. Sehen wir zu, dass wir weiterkommen, ja? Ist die Vertretung der Anklage bereit?«
»Ja, Euer Ehren, wir sind so weit.«
»Dann schießen Sie los.«
14 Yukis Herz pumpte reinstes Adrenalin durch ihre Blutbahnen, während sie sich auf den Weg zum Pult machte. Sie ermahnte sich, die Schultern zu entspannen und zu lächeln, während sie den Blick über die Geschworenenbänke gleiten ließ. Dann begann sie mit ihrem Eröffnungsplädoyer.
»Die Angeklagte wird des vorsätzlichen Mordes beschuldigt«, sagte sie, und ihre Stimme drang bis in den letzten Winkel des Gerichtssaals. »Im Verlauf der kommenden Tage wird die Staatsanwaltschaft zweifelsfrei beweisen, dass die Ange klagte, Candace Martin, ihren Ehemann Dennis Martin er schossen hat. Wir werden mithilfe von Beweismitteln und Zeugenaussagen zeigen, dass Frau Dr. Martin weit mehr getan hat, als sich nur die Hände schmutzig zu machen. Sie hat sich von Kopf bis Fuß mit Schuld besudelt.«
Der Saal hielt den Atem an, was Yuki zufrieden zur Kenntnis nahm. Sie wartete ab, bis das Flüstern wieder verstummt war. Dann begann sie, die Karten der Anklage wie bei einer Patience sorgfältig vor den Anwesenden auszubreiten.
»Dennis Martin wurde in der Nacht vom 14. auf den 15. September letzten Jahres im Foyer seines Hauses erschossen. Diese Tatsache ist unbestritten.
Zum Zeitpunkt des Mordes befanden sich vier Personen im Haus, nämlich Candace Martin, ihre beiden Kinder sowie die Köchin. Sie alle wurden von der Polizei befragt und auf eventuelle Spuren untersucht. Die Handfeuerwaffe vom Kaliber zweiundzwanzig, mit der Dennis Martin erschossen wurde, wurde am Tatort sichergestellt. An Candace Martins Händen befanden sich Schmauchspuren. Für Schmauchspuren an den Händen gibt es nur eine einzige Erklärung«, erläuterte Yuki an die Geschworenen gewandt. »Der oder die Betreffende hat eine Schusswaffe abgefeuert.«
Anschließend führte sie aus, dass Candace Martin sowohl die Mittel als auch die Möglichkeit gehabt hatte, ihren
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