Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
Duncan Martin gerufen: »Hört auf mich zu schlagen!« Gut möglich, dass Hoffmans Mitleidstaktik aufgegangen war.
Yuki stellte ihre Aktentasche in dem fensterlosen Büro ab, machte sich auf den Weg zu dem Eckbüro über der Bryant Street und klopfte an die offene Tür.
Leonard Parisi, stellvertretender Bezirksstaatsanwalt und ihr direkter Vorgesetzter, bat sie herein und bot ihr einen Stuhl an.
Parisis dichter roter Haarschopf und seine unerschütterli che Entschlossenheit hatten ihm den Spitznamen Red Dog eingetragen. Er war eine massige, birnenförmige Erscheinung, ein Mann von fünfzig Jahren mit unreiner Haut und verstopften Arterien, aber auf seinem Gesicht lag jetzt ein Ausdruck reinster Schönheit.
Er lächelte. Und sein Lächeln galt ihr.
»Ich habe heute Morgen mal reingeschaut. Habe zugesehen, wie Sie diesen Privatschnüffler befragt haben. Fantastische Arbeit, Yuki«, sagte er. »Ich bin beeindruckt.«
»Danke, Len. Ich komme gerade aus LaVans Amtszimmer«, erwiderte Yuki und setzte sich auf den Stuhl vor Parisis Schreibtisch.
»Ach? Wieso denn das?«
»Hoffman hat die Kinder der Angeklagten in den Gerichtssaal gesetzt, einerseits, um Mitleid von den Geschworenen zu melken, und andererseits, um mich zu verunsichern. Ich habe Einspruch eingelegt, aber LaVan hat abgelehnt.
Also habe ich das Kindermädchen der Martins in den Zeugenstand geholt, und sie hat ausgesagt, dass Dennis noch am Leben wäre, wenn sie rechtzeitig die Polizei verständigt hätte. Und dann, Len, fängt der kleine Junge plötzlich an, aus Leibeskräften nach seinem Kindermädchen zu brüllen, richtig gekreischt hat er. Und das Kindermädchen schreit ihm aus den Zeugenstand zu: ›Ruhig ruhig, mein Süßer, ich bin ja da!‹«
»Hmm, hmm, hmm«, äußerte Parisi mitfühlend.
»Die Verhandlung wird unterbrochen. Der Richter sagt zu mir und zu Hoffman: ›Sie beide, zu mir nach hinten.‹ Dann zischt er Hoffman an, falls die Kinder noch einen Mucks von sich geben, schließt er sie von der Verhandlung aus.«
»Gut. LaVan lässt sich nicht auf der Nase rumtanzen.«
»Len, verraten Sie mir mal, was Sie davon halten. Hoffman ist anschließend zu mir gekommen«, fuhr Yuki fort. »Er hat gesagt: ›Ihnen ist doch klar, dass die Aussage von Ellen Lafferty von vorn bis hinten erstunken und erlogen ist.‹ Darauf ich: ›Also, im Kreuzverhör habe ich davon aber nichts mitbekommen.‹ Hoffman wollte dann noch weiter mit mir reden, aber ich habe ihn stehen lassen. Sonst hätte er mich nur mit noch mehr Müll zugeschüttet, oder?«
»Na, klar. Er versucht, Sie durcheinanderzubringen, Yuki. Ihr Selbstbewusstsein zu erschüttern. Ihnen den Schwung zu nehmen, dieser Drecksack. Hören Sie mal, ganz anderes Thema, was ich Ihnen sowieso noch erzählen wollte. Craig Jasper verlässt uns. Wechselt am Ende des Monats nach San Diego.«
Craig Jasper war ein kluger Kopf in ihrer Abteilung und Parisis Protegé. Yuki sagte, dass ihr das leidtäte, aber Red Dog winkte nur ab.
»Ich sehe da gewisse Möglichkeiten für Sie, Yuki. Vorausgesetzt, Sie können sich noch ein paar Skalps an den Gürtel hängen.«
Yuki strahlte und nickte. Eine Beförderung und eine Gehaltserhöhung, diese Aussicht ließ ihr Herz höher schlagen. Es wurde auch langsam Zeit. Noch vor einer Minute war der Fall Martin wichtig gewesen, aber jetzt war er deutlich wichtiger geworden.
»Ich habe ein gutes Gefühl, was diesen Fall angeht«, sagte sie und erhob sich.
»Ich auch«, erwiderte Red Dog. Und dann lächelte er noch einmal.
In der Toilette am Ende des Flurs brachte Yuki ihr Make-up in Ordnung. Die Aussicht auf mehr berufliche Verantwortung war fantastisch, aber das bedeutete gleichzeitig auch mehr Druck. Und daran hatte sie schon jetzt keinen Mangel.
Am Abend war sie mit einem Typen verabredet, der fast schon zu gut aussah. Sie hoffte, dass sie sich bis dahin wieder ein wenig beruhigt hatte und nicht zu viel redete. Schließlich wollte sie ihn nicht verjagen.
Sie und er hatten viel gemeinsam. Der Typ war Polizist.
23 Ich hatte meine Schicht beendet und war gerade auf dem Weg zu meinem Auto, da kam Phil Hoffman auf dem Parkplatz gegenüber der Hall of Justice auf mich zu. Ich mag Hoffman, auch wenn es sein Job ist, Mörder und Perverse und anderen Abschaum freizubekommen. Er war einer der wenigen Strafverteidiger, die ich kannte, die imstande waren, dieser schmutzigen Tätigkeit nachzugehen, ohne arrogant und selbstgefällig zu werden.
Andererseits war Yuki
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