Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
sich zu seiner Mandantin um.
»Bitte, sehen Sie sie sich jetzt an«, sagte er zu den Geschworenen, »und sehen Sie sie als das, was sie ist: als Opfer einer überarbeiteten Polizeibehörde, die sich für die einfachste Lösung entschieden hat: die Ehefrau. Dazu kommt jetzt noch eine übermotivierte Staatsanwältin, die aus ganz persönlichen Gründen einen spektakulären Erfolg bitter nötig hat.«
19 Yuki spürte Phil Hoffmans krachenden Konter genau zwischen den Augen. Verdammt noch mal! Hoffmans Attacke war empörend und vielleicht sogar diffamierend. Für einen kurzen Augenblick lag ihr sogar ein Einspruch auf der Zunge: »Euer Ehren, die Verteidigung ist vollkommen verzweifelt. Ich beantrage, sie aus dem Saal entfernen zu lassen.«
Nick Gaines, Yukis Beisitzer und Unterstützer, schob ihr einen Notizblock zu. Er war ein begnadeter Karikaturist und hatte mit wenigen Bleistiftstrichen einen schlaksigen Phil Hoffman, der sich mit beiden Händen an die Kehle griff, und dazu eine Strichmännchen-Yuki mit einer Steinschleuder in der Hand gezeichnet. Der Untertitel lautete: »David gegen Goliath«.
Yuki schob den Block wieder zurück. Sie hatte verstanden. Hoffmans Tiefschlag würde ihr ein paar zusätzliche Sympathien von Seiten der Geschworenen einbringen. Sie würde wieder zu Atem kommen. Und für den Moment erinnerte sie sich an die alte Gerichtsweisheit: »Lass niemals zu, dass sie dich schwitzen sehen.«
Sie stand auf und sagte: »Euer Ehren, würden Sie die Geschworenen bitte daran erinnern, dass Eröffnungsplädoyers nicht das Gleiche sind wie eine Beweisaufnahme?«
»Betrachten Sie das hiermit als erledigt, Ms Castellano«, sagte LaVan und seufzte.
Yukis erster Zeuge war Officer Patrick Lawrence, der Streifenpolizist, der nach Candace Martins Anruf als Erster bei ihrem Haus gewesen war. Er sagte aus, dass er nur wenige Querstraßen entfernt gewesen und zusammen mit seinem Partner bereits eine Minute nach dem Eingang des Notrufs vor Ort gewesen sei. Er hatte Frau Dr. Martin befragt und war so lange bei ihr geblieben, bis der Notarztwagen eingetroffen war und Inspektor Chi von der Mordkommission sowie Lieutenant Clapper von der Kriminaltechnik das Kommando am Tatort übernommen hatten.
Yuki ließ sich schildern, dass Dr. Martin ihre Emotionen im Griff gehabt hatte und dass sie aufgrund des schnellen Eintreffens von Officer Lawrence keine Gelegenheit gehabt hatte, sich die Hände zu waschen oder Spuren zu beseitigen.
Nach Officer Lawrence rief Yuki den Privatdetektiv Joseph Podesta in den Zeugenstand, und er wurde vereidigt. Podesta war ein sauber und gepflegt wirkender Mittfünfziger, den Dennis Martin engagiert hatte, um hinter seiner Frau herzuschnüffeln.
Yuki fragte Podesta nach seinen Referenzen, und er teilte den Geschworenen mit, dass er zwölf Jahre lang für die Bezirksstaatsanwaltschaft von Sacramento gearbeitet hatte und seit nunmehr zwanzig Jahren als privater Ermittler tätig sei, zu Anfang in Chicago und momentan in San Francisco.
»Warum hat Dennis Martin Sie engagiert, Mr Podesta?«, fragte Yuki.
»Mr Martin hat gewusst, dass seine Frau eine Affäre hatte, und wollte, dass ich die beiden in … ähm … in flagranti fotografiere.«
»Und ist es Ihnen gelungen, die Angeklagte zusammen mit ihrem Geliebten zu fotografieren?«
»Ja.«
»Haben Sie bei Ihren Ermittlungen sonst noch etwas herausgefunden?«, fragte Yuki weiter.
»Ja.«
»Bitte verraten Sie uns doch, was das war.«
»An einem der Abende, an denen ich Candace Martin beschattet habe, hat sie sich mit einem Mann getroffen, der meines Erachtens ein Auftragskiller ist.«
Es rumpelte, und Hoffman sprang auf, um Einspruch einzulegen.
»Euer Ehren, das ist reine Spekulation. Woher soll der Zeuge wissen, dass der Mann, den er gesehen haben will, ein Auftragskiller ist? Wenn er sich so sicher war, warum hat er nicht sofort die Polizei verständigt? Stattdessen benutzt die Staatsanwaltschaft diese außerordentlich zweifelhafte Aussage, um den Ruf einer angesehenen Herzchirurgin zu beschmutzen. Was hat das denn für einen Sinn?«
Der Richter sorgte mit zwei harten Hammerschlägen für Ruhe im Saal und sagte: »Ich möchte das gerne hören, Mr Hoffman.«
Als sie wieder reden durfte, sagte Yuki: »Mr Podesta, haben Sie Beweise für dieses Zusammentreffen?«
»Ich bin Frau Dr. Martin von ihrem Haus in St. Francis Wood bis in die Davidson Av enue in Hunters Point gefolgt. Das ist eine Sackgasse. Am Ende der Straße, dort,
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