Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
mit kastanienbraunem Haar kam den Mittelgang entlang. Sie trug einen eng sitzenden blauen Anzug und eine Bluse mit Halsschleife. Nachdem sie durch die Schranke in den Zeugenstand getreten war, wurde sie vereidigt.
»Sind Sie Angestellte im Haushalt des verstorbenen Dennis Martin und seiner Frau Candace?«, wollte Yuki von ihrer Zeugin wissen.
»Das bin ich.«
»In welcher Eigenschaft?«
»Ich bin das Kindermädchen. Ich arbeite tagsüber, wohne aber nicht im Haus.«
»Wie lange arbeiten Sie schon für die Martins?«
»Ziemlich genau drei Jahre.«
Yuki nickte aufmunternd. »Wie würden Sie den Zustand der Ehe Ihrer Arbeitgeber bezeichnen?«, erkundigte sie sich.
»Mit einem Wort: explosiv«, erwiderte Ellen Lafferty.
»Wären Sie so nett, noch ein paar Wörter mehr zu verlieren?«
»Die beiden haben sich gehasst«, sagte das Kindermädchen. »Dennis wollte sich von Candace scheiden lassen, und sie war außer sich vor Wut deswegen. Einmal hat sie mir erzählt, dass sie glaubt, dass eine Scheidung eine sehr schmutzige Angelegenheit werden würde. Dass ihre Kinder darunter genau so zu leiden hätten wie ihr Ruf als Medizinerin.«
»Ich verstehe«, sagte Yuki. Die Zeugin schilderte eine Ehe, die nur noch aufgrund praktischer Erwägungen bestanden hatte und nicht mehr auf Liebe basierte. Yuki wusste, dass die Geschworenen das verstehen würden.
»Waren Sie an dem Tag, an dem Dennis Martin ermordet wurde, im Haus?«
»Ja«, antwortete Lafferty. Bis zu diesem Moment hatte sie sich nur auf Yuki konzentriert, aber jetzt ließ sie den Blick zu der Angeklagten wandern und starrte sie an.
»Ist an diesem Abend etwas Außergewöhnliches vorgefallen?«
»Auf jeden Fall.«
»Bitte erzählen Sie.«
Ellen Lafferty wandte sich wieder Yuki zu.
»Ich habe gerade meine Sachen zusammengepackt und wollte Feierabend machen. Es war 18.00 Uhr, und ich war um 18.15 Uhr mit einer Freundin im Dow’s Imperial Chinese verabredet. Wir hatten uns eine ganze Weile nicht gesehen, und ich habe mich richtig auf das Treffen gefreut.«
»Sprechen Sie weiter«, sagte Yuki.
»Als ich mir die Lippen nachgezogen habe, ist Frau Dr. Martin nach Hause gekommen. Sie hat irgendwie seltsam ausgesehen. Unruhig, vielleicht auch wütend. Ich bin zu ihr ins Arbeitszimmer gegangen, um sie zu fragen, ob alles in Ordnung war. Da habe ich gesehen, wie sie eine Pistole in ihre Schreibtischschublade gelegt hat.«
»Sind Sie sicher, dass es eine Pistole war?«, hakte Yuki nach.
»O ja, ganz sicher.«
»Hat Frau Dr. Martin Ihnen gegenüber jemals geäußert, dass sie wünschte, ihr Mann wäre tot?«
»Oft. Sehr oft.«
»Sehr oft«, wiederholte Yuki und blickte demonstrativ die Geschworenen an.
»Und hat Mr Martin mit Ihnen über seine Gefühle für seine Frau gesprochen?«
»Er hat gesagt, dass sie kalt ist. Und dass er ihr nicht traut.«
»Vielen Dank, Ms Lafferty. Ich habe keine weiteren Fragen.«
Hoffman erhob sich. Sein Stuhl kratzte laut hörbar über die Eichendielen. Er steckte die Hände in die Hosentaschen und ging auf die Zeugin zu, die ihrerseits die Schultern anspannte und zu ihm aufblickte.
»Ellen. Darf ich Sie Ellen nennen?«
»Nein. Lieber nicht.«
»Dann entschuldigen Sie bitte. Ms Lafferty. Haben Sie geglaubt, dass Frau Dr. Martin ihren Mann umbringen würde?«
»Ich weiß nicht. Vielleicht.«
»Nun, wenn Sie Frau Dr. Martin einen Mord zugetraut haben, warum haben Sie dann nicht die Polizei gerufen, als Sie sie mit einer Waffe gesehen haben?«
Yuki sah, wie Ellen Laffertys rechtschaffene Empörung sich in Trauer verwandelte.
In einem beinahe flehenden Tonfall bat sie Hoffman und die Geschworenen um Verständnis. »Ich war an diesem Abend mit meinen Gedanken irgendwo anders. Ich hatte es eilig. Im Rückblick hätte ich natürlich die Polizei rufen oder Mr Martin warnen sollen. Ich mache mir die größten Vorwürfe. Wenn ich etwas unternommen hätte, wäre Mr Martin noch am Leben, und die Kinder hätten noch einen Vater.«
Der kleine Junge heulte auf, und sein Weinen schnitt wie eine Sirene durch den Saal: »EEEElllll-eeeennnn!«
Die Zeugin beugte sich vor und rief quer durch den Gerichtssaal: »Duncan. Baby. Ich bin ja hier, Süßer.«
Das war der Augenblick, in dem Richter LaVan aufbrauste.
22 Als Yuki mit dem Fahrstuhl nach oben in die Räume der Bezirksstaatsanwaltschaft fuhr, war sie in Gedanken immer noch mit den Schreien des Kindes und LaVans Reaktion darauf beschäftigt.
Großer Gott. Es war, als hätte
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