Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
meinen Gedanken freien Lauf.
Ich trocknete mich mit einem mannsgroßen Badetuch ab und schlüpfte in meinen Lieblingspyjama – blaues Flanell mit weißen Wolken.
Joe kam zur Tür herein, nahm mich in den Arm und gab mir einen Kuss. Anschließend knutschten wir ein bisschen herum. Dann fiel Joe etwas ein und er sagte: »Conklin hat angerufen.«
»Wann denn?«
»Kurz, bevor du nach Hause gekommen bist.«
»Hat er gesagt, worum es geht?«
»Nein. Nur: ›Sag Lindsay, dass sie mich anrufen soll‹, und ›Was sagst du zu den Niners? Wie kann man sich im letzten Viertel bloß so dämlich anstellen?‹«
»Dann rufe ich ihn am besten mal zurück.«
Joe packte mich am Hintern, und ich gab ihm einen Klaps auf seinen, machte mich von ihm los und sagte: »Bis später, Kumpel.«
Dann rief ich Conklin an.
Er nahm beim ersten Klingeln ab. »Cin?«
»Hier ist Lindsay. Was gibt’s?«
»Ich erreiche sie nicht«, sagte er. »Sie geht nicht an ihr Handy und ruft nicht zurück.«
Sein Tonfall machte mir große Sorge. Er hatte Angst, und das machte mir wiederum Angst.
»Wir waren zum Abendessen verabredet, aber sie ist nicht gekommen, Rich. Ich habe sie ein paar Mal angerufen und ihr auf die Mailbox gesprochen. Vielleicht ist ja ihr Akku leer. Hast du’s schon in der Redaktion probiert?«
»Ja. Da versuche ich’s gleich noch mal.«
»Ruf mich an, wenn du was weißt.«
Ich war gerade auf der Suche nach meinen weichen Kuschelsocken, als das Telefon wieder klingelte.
»Ich hab nur die Mailbox erreicht, Linds. Das sieht ihr absolut nicht ähnlich. Ich habe QT angerufen. Ich fahre gleich zu ihm.«
»Hast du irgendeine Vermutung?«
»Höchstwahrscheinlich unbegründete Panik meinerseits, sodass sie später stinkwütend auf mich sein wird. Aber was soll ich machen? Ich liebe sie nun mal.«
»Wir treffen uns bei QT .«
Ich zog meinen Pyjama aus und hängte ihn an den Haken an der Badezimmertür.
101 Ich war schon oft in Quentin Tazios Kombination aus Wohnung und kriminaltechnischem Computerlabor gewesen. Jedes Mal hatten wir uns in einer kniffligen Situation befunden, die es erforderlich machte, dass er seine Fähigkeiten durch und durch vorschriftswidrig zum Einsatz brachte.
Er wohnt in der Capp Street im Mission District, in einer ehemaligen Maschinenfabrik – einem geduckten, grauen, zweistöckigen Gebäude mit Zementfassade und Rolltoren.
Um halb zehn Uhr abends waren die Bürgersteige hier voll mit Menschen, die in die zahlreichen Taquerias, Galerien, Restaurants und Bars strömten. Der Verkehr kroch im Schneckentempo vorwärts, und die Nerven der Autofahrer waren nicht mehr die besten. Ein Betrunkener pinkelte an einen der jungen Bäume, die den Bürgersteig säumten.
Als ich meinen Wagen in der zweiten Reihe neben Conklins abstellte, sagte ich mir, dass Cindy bestimmt nichts zugestoßen war, dass sie lediglich von irgendeiner Geschichte Wind bekommen und die Zeit vergessen hatte. Es war nicht ungewöhnlich, dass Cindy sich in schwierige Situationen manövrierte und immer versuchte, ihre Angst zu unterdrücken. Darin waren wir uns sehr ähnlich. Aber es gab einen entscheidenden Unterschied.
Ich war eine gut ausgebildete Polizistin mit einer Pistole, einer Dienstmarke und einem Polizeiapparat im Rücken. Cindy hingegen hatte nichts weiter als einen Presseausweis und ein BlackBerry.
Ich legte eine Karte des San Francisco Police Department auf das Armaturenbrett, ging zur Haustür und drückte auf Tazios Klingel.
QT s Stimme drang durch den Lautsprecher, und eine Sekunde später schnarrte der Summer.
Am Ende eines schmalen Flurs bog ich nach links ab und betrat einen großen, kalten Raum, der vom Schimmer diverser Plasmabildschirme erfüllt wurde. Die Wände waren vom einen bis zum anderen Ende mit Monitoren bepflastert, eine durchgehende Arbeitsplatte lief an drei Seiten entlang, und in der Mitte des mit einem Betonfußboden ausgestatteten Raums führte eine Treppe nach oben in QT s Wohnbereich.
Conklin rief mir eine kurze Begrüßung zu, und ich ging zum hinteren Ende des Raums. Dort stand er hinter QT s Schreibtischstuhl.
»Wir sind schon ein Stückchen weitergekommen«, sagte Conklin.
QT grinste mich mit seinen großen weißen Schneidezähnen an. Sein kahler Schädel glänzte. Seine langen, bleichen Finger spannten sich über die geschwungene Tastatur. Er sah aus wie ein Nacktmull, wenn auch ein ausgesprochen attraktiver Nacktmull.
»Cindy hat ein Handy mit GPS -Modul«, sagte QT , »aber im
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