Das 10. Gebot - Women's Murder Club -: Thriller (German Edition)
Unterstützung gebeten.«
»Können die Ballistiker die Kugel vielleicht zuordnen?«, wollte ich wissen.
»Es kommt noch besser. Bevor wir die Kugel überhaupt ins Labor schicken konnten, haben wir mitbekommen, dass der Besitzer eines Schnapsladens bei einem bewaffneten Raubüberfall niedergeschossen wurde, ungefähr zur gleichen Zeit wie unser Typ auf der Straße. Die Überwachungsaufnahmen aus dem Laden zeigen den Täter – schwarze Jeans, schwarzes Hemd und genau die gleiche Baseballmütze wie die, die wir auf der Straße gefunden haben. Schwarz mit einem großen X«, sagte Claire.
»Die Polizisten von der zuständigen Wache kennen den Typen, der den Schnapsladen überfallen hat, und identifizieren ihn. Er wird überall nur ›Crank‹ genannt. Sie finden ihn zu Hause in seinem Bett, schlafend. Die Polizisten schleppen ihn mit auf die Wache und verhören ihn wegen des tödlichen Raubüberfalls auf den Schnapsladen. Irgendwann haben sie ihn dann so weit, und er fängt an zu singen.«
»Ach, ja? Und welches Lied?«
»Ich hab den Typen aus Versehen erschossen, yo. War ein Unfall, yo. Wollt ich nich’, yo.«
»Ach, hör auf«, sagte ich, lachte und machte mich über mein Hühnchen her.
»Ich weiß, aber es stimmt. Pass auf, jetzt kommt der Mittelteil der Geschichte«, sagte Claire. »Dabei geht es um einen Beinahe-Unfall.
Crank flüchtet also aus dem Schnapsladen, nachdem er den Inhaber erschossen hat, und schneidet mit seinem Wagen diesen Kerl in einem Honda Civic. Crank steigt aus und will sich entschuldigen, damit der Civic-Typ nicht die Bullen holt. Da sagte der Civic-Typ zu Crank: ›Du fährst wie ein Mädchen und genau so siehst du auch aus.‹ Ich schätze mal, das war das Schlimmste, was ihm gerade eingefallen ist.«
»Oje.«
»Ja, genau. Woher sollte er auch wissen, dass er damit eine wunde Stelle trifft? Crank zieht also die Pistole aus seiner Gesäßtasche und sagt: ›Tja, das Mädchen hat eine Kanone dabei.‹ Dann erschießt er ihn.«
»Oh Mann.«
»Genau. Dabei fällt ihm die Mütze vom Kopf, die bei dem Raubüberfall aufgenommen worden ist. Wenn er also nicht diesen Laden ausgeraubt hätte, wäre er auch niemals mit dem Mord an dem Civic-Typen in Verbindung gebracht worden.«
»Er hat sein Opfer also gar nicht gekannt.«
»Volltreffer. Ein Wildfremder nennt ihn ein Mädchen und Peng!«
»Und darum war es auch ein Versehen, yo.«
»Aus seiner Sicht ist das Opfer jedenfalls selbst schuld …«
Claire blickte mir über die Schulter und hörte auf zu lachen. Ich drehte mich um und rechnete fest damit, Cindy zu sehen. Aber es war Lorraine, die den Tisch abräumen wollte.
»Wollt ihr vielleicht noch einen Kaffee und einen Nachtisch haben?«, fragte sie uns.
»Verdammt noch mal, ja«, sagte ich. »Wir essen schließlich für vier.«
Lorraine lachte und las uns die Dessertauswahl vor. Ich entschied mich für einen Schokoladenkuchen, und Claire nahm die würzige Apfeltarte.
Während wir unseren Kaffee tranken, rief ich Cindy an und hinterließ ihr eine giftige Nachricht. Beim Bezahlen schob ich die nächste hinterher, und dann gab mein Handy-Akku den Geist auf.
Ich weiß nicht, wieso, aber ich machte mir keinerlei Sorgen um Cindy.
Hätte ich aber sollen. Ich hatte nur keine Ahnung.
100 An diesem Abend war ich irgendwann nach acht Uhr zu Hause, ließ meine nassen Schuhe auf der Fußmatte stehen und betrat die Wohnung. Martha kam mir schwanzwedelnd entgegen. Ihr Fell war noch feucht, und als ich mich zu ihr hinunterbeugte, bekam ich eine unfreiwillige Gesichtswäsche.
»Hallo, Liebling«, rief ich, »danke, dass du mit Martha draußen warst.«
Joe saß im Wohnzimmer und telefonierte, umgeben von gefährlich schwankenden Papierstapeln. Ich hörte, dass er seinen Gesprächspartner mit »Bruno« anredete und dass es um irgendwelche Container ging, also redete er gerade mit dem Leiter der Sicherheitsabteilung im Hafen von Los Angeles. Mein Mann war freiberuflich dort tätig. Eigentlich war sein Engagement nur auf einen Monat veranschlagt gewesen, aber jetzt nahm es schon den größten Teil des Jahres in Anspruch.
Joe winkte mir zu, und ich winkte zurück und stellte mich unter die Dusche: eine Luxuskabine mit sechs Duschköpfen und Massagedüsen, die jedem Wellnesstempel zur Ehre gereicht hätte. Ich fühlte mich wie eine Königin und ließ mir viel Zeit in meiner »Autowaschanlage«, schäumte mein Haar mit meinem heiß geliebten Lavendelshampoo ein und ließ, vom Dampf umhüllt,
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