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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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der Familie zurück?«
    Ryan zog ein Gesicht, das besagte: Du hast ihn beleidigt, also hol ihn dir selber! Aber Calloway hatte schon raus, wie man diese Art Verantwortung abschiebt: Er war längst Meister darin. Er starrte Ryan einfach an und machte es ihm schwer, seiner Bitte zu widersprechen, bis der andere die Augen senkte und seine Einwilligung nickte.
    »Klar«, sagte er mürrisch.
    »Guter Junge.«
    Ryan warf ihm einen vorwurfsvollen Blick zu und verschwand auf der Jagd nach Ed Cunningham.
    »Keine Show ohne Junker Rülp«, sagte Calloway und versuchte, die Stimmung etwas anzuheizen. Jemand brummte, und der kleine Zuschauerhalbkreis begann sich aufzulösen. Die Show war vorbei.
    »Okay, okay«, sagte Calloway und rappelte sich auf. »Packen wir’s an. Wir gehn durch ab Szenenanfang. Diane, bist du soweit?«
    »Ja.«
    »Okay. Können wir?«
    Er wandte sich ab von Olivias Garten und den wartenden Schauspielern, einfach um seine Gedanken zu sammeln. Auf der Bühne war nur die Arbeitsbeleuchtung an, das Auditorium lag im Dunkeln. Unverschämt gähnte es ihn an, Reihe auf Reihe leere Sitze, die sich strikt widersetzten, von ihm unterhalten zu werden. Jaja, die Einsamkeit des Langstrecken-Regisseurs. Es gab Tage in diesem Geschäft, da schien der Gedanke an ein Leben als Buchhalter ein Ziel, aufs innigste zu wünschen, um mit dem Prinzen von Dänemark zu reden.
    Auf der Galerie des Elysium bewegte sich jemand. Calloway schaute auf aus seinen Zweifeln und starrte durch die schwärzliche Luft. Hatte Eddie jetzt seine Zelte dort oben in der allerletzten Reihe aufgeschlagen? Ach wo, ausgeschlossen.
    Schon allein deswegen, weil er nie die Zeit gehabt hätte, den ganzen Weg bis da rauf zu schaffen.
    »Eddie?« rief Calloway auf gut Glück und beschirmte die Augen mit der Hand. »Bist du das?«
    Er konnte die Gestalt nur vage ausmachen. Nein, nicht eine Gestalt, Gestalten. Zwei Personen schoben sich durch die hinterste Reihe und hielten auf den Ausgang zu. Egal, wer es war, Eddie war’s bestimmt nicht.
    »Eddie ist tfes nicht, oder?« sagte Calloway und drehte sich wieder zur Gartenattrappe um.
    »Nein«, antwortete jemand.
    Es war Eddies Stimme. Er war wieder auf der Bühne, lehnte über eine der Hecken, eine Zigarette zwischen den Lippen.
    »Eddie…«
    »Schon gut«, sagte der Schauspieler aufgeräumt. »Fang bloß nicht an zu kriechen. Mir absolut zuwider, ‘nen feinen Typen kriechen zu sehn.«
    »Mal schaun, ob wir die Krocketschläger-Pantomime irgendwo reinzwicken können«, sagte Calloway, dem viel an einer versöhnlichen Geste lag.
    Eddie schüttelte den Kopf und schnippte die Asche von seiner Zigarette. »Braucht’s nicht.«
    »Ehrlich…«
    »Hat sowieso nicht besonders gut funktioniert.«
    Die Tür zur Galerie quietschte ein bißchen, als sie sich hinter den Besuchern schloß. Calloway drehte sich gar nicht erst um.
    Sie waren fort, egal, wer es war.
    »Da war jemand im Haus heut nachmittag.«
    Hammersmith schaute von den zahlenübersäten Blättern auf, über denen er brütete.
    »Ach was?« Seine Augenbrauen waren Fontänen aus drahtdik-kem Haar, dessen Ambitionen über ihr eigentliches Geschäft hinauszugehen schienen. In offenkundig vorgetäuschter Überraschung waren sie weit über Hammersmiths winzige Augen hinaufgezogen. Er zupfte an seiner Unterlippe,
    »‘ne Ahnung, wer’s gewesen sein könnte?«
    Hammersmith zupfte weiter und starrte den Jüngeren von unten her an, im Gesicht unverhohlene Verachtung.
    »Ist das für Sie so gravierend?«
    »Ich will einfach wissen, wer bei der Probe zugesehen hat, das ist alles. Ich hab’ wohl ein Recht drauf, danach zu fragen.«
    »Ein Recht«, sagte Hammersmith, nickte leicht und verzog seine Lippen zu einem blassen Bogen.
    »Hat geheißen, daß jemand vom Nationaltheater kommt«, sagte Calloway. »Meine Agenten haben was vereinbart. Ich will einfach nicht, daß jemand reinschaut, ohne daß ich davon weiß. Besonders, wenn’s wichtige Leute sind.«
    Hammersmith war schon wieder in seine Zahlen vertieft. Seine Stimme klang müde, »Terry, wenn jemand von der Natio-nalbank auftaucht, um Ihr Kunstwerk zu besichtigen, sind Sie der erste, der’s erfährt, das versprech’ ich Ihnen, okay?«
    Saugrober, hundsgemeiner Tonfall. Klartext: Verpiß dich, Bubi. Calloway hätte ihm liebend gern eine reingehauen.
    »Bei den Proben will ich keine Zuschauer, außer ich Hab‘ ausdrücklich genehmigt, Hammersmith. Verstanden ? Und ich will wissen, wer das heute war.«
    Der

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