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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Schlaflosigkeit zu tun, und Falten auch, auf der Stirn und uns den Mund. Der Wunderkind-Glamour war endgültig ab; seine heimlichen Ausschweifungen standen ihm mitten ins Gesicht geschrieben. Das Übermaß an Sex, Alkohol und Ambitionen, die Frustration des so oft anvisierten und dann ums Haar verfehlten Durchbruchs. Wie sähe ich heute wohl aus, dachte er bitter, wenn es mir gereicht hätte, als so ein lahmarschiger Niemand an einem kleineren Repertoiretheater zu arbeiten, mit einer garantierten Besucherquote von zehn glühenden Anhängern pro Abend und Brecht als Lebensaufgabe? Wahrscheinlich hart’ ich ein Gesicht glatt wie ein Babyarsch, die meisten Typen vom sozial engagierten Theater sahen so aus.
    Doof und zufrieden, arme Rindviecher.
    »Muß eben wissen, was man will. Hat alles seinen Preis«, sagte er sich. Er warf einen letzten Blick auf den abgetakelten Cherub im Spiegel, sah dort, daß er, Krähenfüße hin oder her, auf Frauen noch immer unwiderstehlich wirkte, und ging raus, um sich den Prüfungen und Pressionen des dritten Aktes auszusetzen.
    Auf der Bühne war eine hitzige Debatte im Gang. Der Bühnen-meister, Jack mit Namen, hatte zwei Hecken für Olivias Garten gebaut. Sie mußten noch mit Blättern verkleidet werden, aber sie sahen recht eindrucksvoll aus und endeten in der Bühnentiefe am Rundhorizont; der restliche Garten sollte auf diesen aufgemalt werden. Das war nichts in dieser symbolischen Machart. Ein Garten war ein Garten: grünes Gras, blauer Himmel. Die passende Lösung für das Publikum aus Birmingham Nord, und Terry hatte einiges übrig für dessen unbedarften Geschmack.
    »Terry, mein Guter!«
    Eddie Cunningham griff ihn sich an Hand und Ellbogen und geleitete ihn ins Kampfgetümmel.
    »Wo liegt das Problem?«
    »Terry, mein Guter, diese beschissenen (es schlüpfte ihm über die Lippen: beschis-senen) Hecken können nicht dein Ernst sein! Sag Onkel Eddie, daß es nicht dein Ernst ist, bevor er durchdreht.« Eddie deutete auf die beleidigenden Hecken.
    »Schau dir das doch bloß an!« Während er sprach, durchsprühte eine dünne Speichelfahne die Luft.
    »Wo liegt das Problem?« fragte Terry wieder.
    »Das Problem? Da ist kein Durchgang, mein Guter, kein Durchgang. Denk doch mal nach! Wir haben die ganze Szene geprobt, und ich bin dabei wie ein verrücktes Huhn vor- und wieder zurückgefetzt. Rechts vor, links zurück - aber das Idappt nicht, wenn ich hinten keinen Durchgang habe. Schau doch hin! Dieses beschissene Zeug schließt nahtlos mit dem Hintergrund ab.«
    »Aber das muß es auch, wegen der Illusion, Eddie.«
    »Aber ich komme hinten nicht rum, Terry. Kapier das dochlt Er wandte sich an die paar anderen auf der Bühne: die Schreiner, zwei Techniker, drei Schauspieler.
    »Die Zeit reicht einfach nicht - das mein’ ich.«
    »Dann machen wir eben den Durchgang wieder auf, Eddie.«
    »Ach.«
    Das nahm ihm den Wind aus den Segeln.
    »Ja?«
    »Hm.«
    »Ist doch wohl das Einfachste, oder?«
    »Ja… ich wollte bloß…«
    »Weiß ich doch.«
    »Na schön. Geht auch nicht anders. Und was ist mit dem Krocket?«
    »Das streichen wir gleichfalls.«
    »Diese ganze Pantomime mit den Krocketschlägern ? Das erotische Zeugs ?«
    »Muß alles raus. Tut mir leid, hab’ das nicht gründlich durchdacht. Mir ist da einiges entgangen.«
    Eddie fuhr heftig herum. »Aber mein Guter, wenn du überhaupt was tust, dann dir nichts entgehen lassen…*
    Gekicher. Terry hörte darüber weg. Eddie hatte einen wirklich berechtigten Einwand vorgebracht; er hatte es versäumt, sich mit den Problemen der Heckenkonstruktion zu befassen.
    »Tut mir echt leid um die ganze Pantomime; gibt aber keine Möglichkeit, wie wir sie noch passend einbauen könnten.«
    »Bei jemand anderem machst du bestimmt keine solchen Abstriche«, sagte Eddie. Über Calloways Schulter warf er einen Blick auf Diane und rannte dann los Richtung Garderobe.
    Wutentbrannter Schauspieler, Abgang linke Bühnenseite. Caltoway machte keinen Versuch, ihn aufzuhalten. Ihm sein Abtreten zu verpatzen hätte die Situation beträchtlich verschlimmert. Er seufzte nur leise: »Mannomann«, und fuhr sich mit der gespreizten Hand übers Gesicht. Das war das Grundübel seines Berufs: die Schauspieler.
    »Holt ihn jemand zurück?« fragte er.
    Schweigen.
    »Wo ist Ryan?«
    Über der beleidigenden Hecke tauchte das bebrillte Gesicht des Inspizienten auf.
    »Bitte?«
    »Ryan, mein Guter - bringst du Eddie bitte ‘ne Tasse Kaffee und lotst ihn in den Schoß

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