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Das 2. Buch Des Blutes - 2

Das 2. Buch Des Blutes - 2

Titel: Das 2. Buch Des Blutes - 2 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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bedurft. Kein Bürger der beiden Städte hätte die Gelegenheit versäumt, sich diese Sehenswürdigkeit anzusehen - den Erregungsschauer dieses Wettstreits mitzuerleben.
    Die Konfrontation mußte allumfassend sein, Stadt gegen Stadt. So hatte es sich immer abgespielt. Dergestalt gingen die Städte hinauf in die Berge. Gegen Mittag waren sie versammelt, die Bürger von Popolac und Podujevo, im geheimen Geviert der Hügel, vor zivilisierten Augen verborgen, um den alten rituellen Zweikampf auszutragen.
    Zehntausende Herzen schlugen schneller. Zehntausende Leiber dehnten und strafften sich und schwitzten, als die Zwillingsstädte ihre Stellungen bezogen. Die Schatten der Körper verdunkelten Geländeflächen vom Ausmaß ganzer Marktflekken; das Gewicht ihrer Füße zertrampelte das Gras zu grüner Milch; ihre Bewegung tötete Tiere, zermalmte Buschwerk und warf Bäume nieder. Die Erde widerhallte buchstäblich bei ihrem Vorbeizug. Das Echo der Berge verdoppelte das dröhnende Getöse ihrer Schritte.
    Im sich auftürmenden Körper Podujevos traten ein paar technische Mängel ans Licht. Ein leichter Fehler im Verknüpfungssystem der linken Flanke hatte dort eine Schwäche zur Folge gehabt, was wiederum Probleme im Schwenkmechanismus der Hüften nach sich zog. Sie waren starrer, als sie sein sollten, und die Bewegungen verliefen nicht stoßfreiflüssig. Infolgedessen war jetzt dieser Bereich der Stadt einer erheblichen Beanspruchung ausgesetzt. Unerschrocken versuchte man, mit ihr zurechtzukommen; schließlich war der Wettstreit dazu bestimmt, den Kämpfern das Äußerste abzuverlangen. Aber die Zerreißschwelle war näher, als irgend jemand zuzugeben gewagt hätte. Die Bürger waren nicht so kräftig, wie sie es bei vorangehenden Wettkämpfen gewesen waren. Ein Jahrzehnt der Mißernten hatte weniger wohlgenährte Körper, weniger biegsame Rückgrate, weniger entschlossene Willenskräfte zur Folge gehabt. Die schlecht verknüpfte Flanke hätte, für sich genommen, noch keinen Unfall zu verursachen brauchen, aber angesichts der Schwächen der Kampf teilnehmer wurde sie zum Ausgangspunkt eines Todesspektakels von noch nie dagewesenem Ausmaß.
    Sie hielten an.
    »Hörst du das?«
    Mick schüttelte den Kopf. Schon als Jugendlicher hatte er nicht gut gehört. Zu viele Rockkonzerte hatten seine Trommelfelle kaputtgedröhnt.
    Judd stieg aus.
    Die Vögel waren jetzt leiser. Das Geräusch, das er beim Fahren gehört hatte, wiederholte sich. Es war nicht einfach ein Geräusch: Es war eher ein Beben in der Erde, ein Gebrüll, das seinen Sitz im Mark der Hügel zu haben schien.
    Donner vielleicht?
    Nein, zu rhythmisch. Und wieder, durch die Fußsohlen.
    Rums.
    Diesmal hörte es Mick. Er lehnte sich zum Autofenster raus,
    »s’ ist irgendwo weiter droben. Ich hör’s jetzt auch.«
    Judd nickte.
    Rums.
    Wieder rollte der Erdendonner.
    »Was is’n das, verdammt?« sagte Mick.
    »Keine Ahnung, jedenfalls schau ich’s mir an!« Judd setzte sich wieder in den Volkswagen und lächelte. »Klingt fast wie Geschütze«, sagte er und ließ den Wagen an. »Schwere Geschütze. «
    Durch seinen Feldstecher, russisches Fabrikat, beobachtete Vaslav Jelovsek den Startwart beim Heben der Pistole. Er sah die Feder aus weißem Rauch vom Lauf aufsteigen und hörte eine Sekunde später den Schuß von der anderen Talseite.
    Der Wettstreit hatte begonnen.
    Er schaute hinauf zu den Zwillingstürmen aus Popolac und Podujevo. Köpfe in den Wolken - na, beinahe. So hoch reichten sie, daß sie praktisch den Himmel berührten. Es war ein beängstigender Anblick, ein den Atem drosselnder, schlafmordender Anblick. Zwei Städte, die schwankten und sich wanden und sich anschickten, bei diesem rituellen Kampf ihre ersten Schritte aufeinander zu zu machen.
    Podujevo schien weniger standfest zu sein. Es kam zu einem leichten Stocken, als die Stadt ihr linkes Bein anhob, um den Vormarsch zu beginnen. Nichts Ernstes, nur eine kleine Schwierigkeit beim Aufeinanderabstimmen von Hüft- und Schenkelmuskeln. Ein paar Schritte, und sie würde ihren Rhythmus finden; noch ein paar mehr, und ihre Einwohner würden sich wie ein einziges Wesen, ein einziger makelloser Koloß bewegen, mit dem Ziel, dessen Anmut und Kraft gegen sein Spiegelbild ins Feld zu führen.
    Der Pistolenschuß hatte Schwärme von Vögeln aus den Bäumen, die den verborgenen Talkessel eindämmten, hochgejagt.
    Sie stiegen auf zur Feier des großen Wettkampfs und schnatterten ihre Aufregung hinaus, als sie

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