Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
Vom Netzwerk:
Beschleunigung zustande, um ihm zu entkommen.
    Nach zwei Herzschlägen war es hinter, und nach einem weiteren über ihm.
    Gwen ließ das Telefon fallen, als sie den Schuß hörte. Sie raste zum Fenster, gerade rechtzeitig, um zu sehen, wie eine gigantische Gestalt ihren lieben Denny überragte. Das Ungeheuer heulte auf, während es ihn packte, und warf ihn in die Luft hinauf wie einen Sack Federn. Hilflos sah Gwen zu, wie sich sein Körper am Scheitelpunkt seiner Reise drehte und dann wieder senkrecht zur Erde herunterstürzte. Mit einem dump fen Schlag, den sie in jeder Faser spürte, traf er auf den Hof auf, und wie der Blitz war der Riese bei seinem Körper, um sein liebevolles Gesicht zu schmutzigem Brei zu zertrampeln.
    Sie schrie auf - versuchte, sich sogleich mit der Hand zum Schweigen zu bringen. Zu spät. Der Laut war heraus, und der Riese schaute zu ihr her, geradewegs zu ihr, seine Bosheit durchdrang das Fenster. O Gott, es hatte sie gesehen, und jetzt kam es sie holen, trottete über den Hof, eine nackte Maschine, und grinste ihr beim Näherkommen eine Verheißung zu.
    Gwen raffte Amelia vom Boden auf und drückte sie fest an sich, preßte das Gesicht des Mädchens an ihren Hals. Vielleicht würde sie nichts sehen. Sie durfte nichts sehen. Das Geräusch seiner auf den nassen Hof klatschenden Füße wurde lauter.
    Sein Schatten füllte die Küche aus.
    »Hilf mir, lieber Gott.«
    Es drückte gegen das Fenster, sein Körper so breit, daß er das Licht austilgte, sein lüsternes, abstoßendes Gesicht auf die nasse Scheibe geschmiert. Dann krachte es durch, ohne vom Glas Notiz zu nehmen, das in seinen Körper schnitt. Es roch Kinderfleisch. Es wollte Kinderfleisch. Und es würde Kinderfleisch bekommen.
    Seine Zähne platzten hervor, verbreiterten jenes Lächeln zu einem obszönen Lachen. Speichelstränge hingen von seinem Kiefer herunter, während es die Luft durchkrallte, wie eine Katze, die hinter einer Maus in einem Käfig her ist, und sich dabei immer weiter hereindrückte, jeder Schwinger näher beim Leckerbissen.
    Als das Wesen das Gegreife über hatte und den Fensterrahmen zu zertrümmern und hereinzuklettern begann, riß Gwen die Tür zur Diele auf. Sie sperrte hinter sich zu, während auf der anderen Seite Geschirr zu Bruch ging und Holz zersplitterte; dann fing sie an, alle Dielenmöbel vor der Tür aufzutürmen.
    Tische, Stühle, den Garderobenständer - obwohl sie gleichzeitig wußte, daß es in genau zwei Sekunden Kleinholz sein würde. Amelia kniete auf dem Dielenboden, wo Gwen sie hingesetzt hatte. Ihr Gesicht trug den Ausdruck dankbaren Vergessens.
    Also gut, mehr konnte sie nicht tun. Jetzt nach oben. Sie hob ihre Tochter hoch, die plötzlich leicht wie Luft war, und nahm zwei Stufen auf einmal. Sie war schon halb oben, als der Lärm unten in der Küche völlig aufhörte.
    Plötzlich hatte sie eine Realitätskrise. Im oberen Flur, wo sie jetzt stand, war alles friedlich und ruhig. Staub sammelte sich in winzigen Mengen auf den Fensterbrettern, Blumen welkten.
    All die verschwindend kleinen häuslichen Prozesse gingen weiter, als wäre nichts geschehen.
    »Nur geträumt«, sagte sie. Gott ja, nur geträumt.
    Sie setzte sich auf das Bett, in dem Denny und sie acht Jahre lang zusammen geschlafen hatten, und versuchte klar zu denken.
    Irgendein gräßliches menstruationsbedingtes Schreckgespenst, das war es, irgendeine außer Rand und Band geratene Vergewaltigungsphantasie. Sie legte Amelia auf die pinkfarbene Daunendecke (Denny konnte Fink nicht ausstehen, duldete es aber ihr zuliebe) und streichelte die feuchtkalte Stirn des Mädchens.
    »Nur geträumt.«
    Dann verfinsterte sich das Zimmer, und sie schaute auf, wohl wissend, was sie sehen würde.
    Es war da, das Schreckgespenst, über alle Fenster im ersten Stock verteilt. Seine Spinnenarme umspannten die Scheibenfront in voller Breite, es klammerte sich an den Rahmen wie ein Akrobat, seine ekelerregenden Zähne sanken zurück ins Zahnfleisch und traten wieder hervor, während es ihr Entsetzen beglotzte.
    In einer einzigen fließenden Bewegung raffte sie Amelia vom Bett auf und tauchte Richtung Tür. Hinter ihr brach Glas in Stücke, und ein Schwall kalter Luft fegte ins Schlafzimmer. Es kam.
    Sie lief über den Flur zur obersten Stufe, aber innerhalb eines Herzschlags war es hinter ihr her, duckte sich durch die Schlafzimmertür, sein Maul ein Tunnel. Als es sich vorbeugte, um das stumme Paket aus ihren Armen zu entwenden, stieß es ein

Weitere Kostenlose Bücher