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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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sich zu Schnee zu verdichten, erreichte dabei aber nie ganz sein Ziel.
    In der Kirche selbst fand gerade ein Gottesdienst statt, eine Reihe grellbunter Wagen parkte an der Vorderfront. Er stahl sich an der Kirche vorbei in den Friedhof, der berühmt war für seine schöne Aussicht. Heute wurde sie durch den rauchigen Schneeregenschleier ziemlich verdorben, aber er konnte die Züge und die Hochhäuser erkennen, die endlosen Dächerreihen. Er schlenderte zwischen den Grabsteinen dahin , war sich keineswegs sicher, wo das Grab seines Vaters zu finden sei. Es war sechzehn Jahre her, und so denkwürdig war der Tag nicht gewesen. Niemand hatte irgend etwas Erhellendes über den Tod im allgemeinen oder über den seines Vaters im besonderen gesagt, nicht einmal ein, zwei gesellschaftliche Fauxpas hatte es gegeben, so daß er sich den Tag hätte merken können: Keine Tante ließ am Büffet-Tisch einen fahren, keine Kusine nahm ihn beiseite, um sich vor ihm zu entblößen.
    Er fragte sich, ob die ändern aus der Familie jemals hierherkamen, ob sie überhaupt noch im Lande waren. Seine Schwester hatte immer damit gedroht auszuwandern, nach Neuseeland zu gehen, von vorn anzufangen. Seine Mutter absolvierte wahrscheinlich mittlerweile ihren vierten Gatten, das arme Schwein, obwohl möglicherweise sie die Bemitleidenswerte war, mit diesem endlosen Geschnatter, das ihre panische Angst nur schlecht kaschierte.
    Da war der Stein. Und ja, es waren frische Blumen in der Marmorurne, die in dem grünen Marmorschotter ruhte. Der alte Saftsack hatte hier nicht unbemerkt gelegen und die Aussicht genossen. Offenkundig war jemand hierhergekommen, vermutlich seine Schwester, um bei Vater ein wenig Trost zu suchen. Gavin fuhr mit den Fingern über den Namen, das Datum, die nichtssagende Inschrift. Nichts Außergewöhnliches, was nur recht und billig war, da er nichts Außergewöhnliches an sich gehabt hatte.
    Wie er so den Stein anstarrte, quollen Worte aus ihm heraus, als ob Vater am Rand des Grabes säße, die Beine baumeln ließe, die Haare über seine glänzende Kopfhaut glattrechte und, immer noch derselbe Heuchler, Interesse vortäuschte.
    »Was hältst denn du davon, hm?«
    Vater war nicht beeindruckt.
    »Nicht mehr viel los mit mir, was?« bekannte Gavin.
    Du sagst es, Sohn.
    »Also, vorsichtig war ich immer, wie du mir eingeschärft hast.
    Hier draußen laufen keine Dreckskerle rum, die drauf aus sind, daß sie mich schnappen können.«
    Freut mich wahnsinnig.
    »‘nen großen Fund würd’ man mit mir nicht machen, oder?«
    Vater schneuzte sich die Nase, wischte sie dreimal ab. Einmal von links nach rechts, noch mal von links nach rechts und abschließend von rechts nach links. Nie anders. Dann machte er sich davon.
    »Altes Scheißhaus.«
    Ein Spielzeugzug stieß beim Vorbeifahren einen langen Pfiff auf seinem Signalhorn aus, und Gavin schaute auf. Da stand er
    - er selber - wenige Meter entfernt, absolut regungslos. Er trug dieselbe Kleidung, die er vor einer Woche angezogen hatte, bevor er die Wohnung verließ. Sie sah zerknittert und schäbig aus vom dauernden Tragen. Aber das Fleisch! Mann, das Fleisch war strahlender, als sein eigenes je gewesen war. In dem Niesellicht leuchtete es beinah, und die Tränen auf den Wangen des Doppelgängers machten die Züge nur noch feiner.
    »Was hast du?« sagte Gavin.
    »Ich muß immer weinen, wenn ich hierherkomme.« Das Geschöpf schritt über die Gräber zu ihm, auf dem Kies knirschten die Tritte, im Gras klangen sie gedämpft. So wirklich.
    »Du warst hier schon mal?«
    »O ja. Viele Male, all die Jahre …«
    All die Jahre? Was s ollte das heißen, all die Jahre? Hatte es hier um Menschen getrauert, die es getötet hatte?
    Wie als Antwort darauf: »Ich komm’ Vater besuchen. Zwei-, vielleicht dreimal im Jahr.«
    »Das ist nicht dein Vater«, sagte Gavin und amüsierte sich beinah über die Selbsttäuschung. »Es ist meiner.«
    »Ich seh’ gar keine Tränen auf deinem Gesicht«, sagte sein Gegenüber.
    »Ich fühle …«
    »Nichts«, sagte ihm sein Gesicht. »Du fühlst überhaupt nichts, wenn du ehrlich bist.«
    Das war die Wahrheit.
    »Mir hingegen …«, die Tränen begannen wieder zu fließen, seine Nase lief, »mir wird er fehlen, bis ich sterbe.«
    Sicherlich spielte es Theater, aber wenn ja, wieso lag dann ein solcher Kummer in seinen Augen; und wieso waren seine Züge beim Weinen bis zur Häßlichkeit verkniffen und verzerrt?
    Gavin hatte Tränen nur selten zugelassen, sie gaben

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