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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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Muter bekommt.
    Erst am frühen Sonntagmorgen entdeckte man die Greueltat auf der Nicholson-Farm. Mick Glossop war mit dem Wagen nach London unterwegs gewesen und hatte die Straße benutzt, die an der Farm vorbeilief. (»Keine Ahnung, weshalb. Normalerweise fahr’ ich da nicht. Schon merkwürdig.«) Nicholsons friesische Rinder schlugen Krach am Tor, mit geschwollenen Eutern. Sie waren offensichtlich seit vierundzwanzig Stunden nicht gemolken worden. Glossop hatte seinen Jeep auf der Straße abgestellt und den Hof betreten.
    Denny Nicholsons Körper wimmelte bereits von Fliegen, obwohl die Sonne vor kaum einer Stunde aufgegangen war. Die einzigen Überreste von Amelia Nicholson drinnen im Haus waren Kleiderfetzen und ein beiläufig weggeworfener Fuß.
    Gwen Nicholsons unverstümmelter Kqrper lag unten an der Treppe. Die Leiche wies weder größere Wunden auf noch Anzeichen sexuellen Mißbrauchs.
    Ab halb zehn war Zeal von Polizisten übervölkert, und jedem Gesicht auf der Straße konnte man die Bestürzung über den Vorfall ansehen. Obwohl hinsichtlich des Zustands der Körper sich widersprechende Meldungen kursierten, bestand über die Brutalität der Morde keinerlei Zweifel. Besonders das Kind,, vermutlich zerstückelt. Der Körper vom Schlächter zu Gott weiß was für Zwecken weggeschafft.
    Die Mordkommission richtete im »Langen Mann« eine Einheit ein, während überall im Dorf Haus-zu-Haus-Befragungen durchgeführt wurden. Zunächst kam gar nichts ans Licht.
    Keine Fremden, die man in der Gegend gesehen hatte. Niemand benahm sich verdächtiger, als es für einen Wilderer oder einen schlitzohrigen Immobilienhändler die Norm war. Es war dann Enid Blatter, die mit der ausladenden Büste und dem mütterlichen Gebaren, die erwähnte, daß sie Tom Garrow seit über vierundzwanzig Stunden nicht mehr gesehen hatte.
    Sie fanden ihn, wo sein Mörder ihn zurückgelassen hatte; schlecht weggekommen bei ein paar Stunden Feldarbeit. Würmer am Kopf und Möwen an den Beinen. Wo ihm die Hose aus den Stiefeln gerutscht war, da war das Fleisch seiner Schienbeine bis auf die Knochen aufgehackt. Als man ihn ausgrub, wuselten Sippschaften von flüchtenden Asseln aus seinen Oh ren.
    An diesem Abend war die Stimmung im Hotel gedämpft. In der Bar hatte Detective Sergeant Gissing - extra aus London angereist, um die Ermittlungen zu leiten - ein williges Ohr bei Ron Milton gefunden. Es freute ihn, sich mit einem Londoner Mitbürger unterhalten zu können, und Milton versorgte sie fast drei Stunden lang mit Scotch und Wasser.
    »Zwanzig Jahre bei der Polizei«, wiederholte Gissing zum xten Mal, »und hab’ noch nie was Derartiges gesehn.«
    Was nicht ganz der Wahrheit entsprach. Da war diese Hure gewesen (oder vielmehr ausgewählte Kostproben derselben), die er in einem Koffer in der linken Gepäckabteilung der Euston Station gefunden hatte, vor gut einem Jahrzehnt. Und der Süchtige, der es sich in den Kopf gesetzt hatte, einen Eisbären im Londoner Zoo zu hypnotisieren. Als sie ihn aus dem Becken fischten, konnte man sich wunde Augen holen von seinem Anblick. Ziemlich viel hatte er gesehen, der Stanley Gissing…
    »Aber das … noch nie was Derartiges gesehn«, beharrte er.
    »Ungelogen, hätt’ am liebsten gleich gekotzt.«
    Ron war sich nicht ganz im klaren, weshalb er Gissing zuhörte.
    Er brauchte nur irgendwas, um sich die Nacht zu vertreiben.
    Ron, der in seinen jüngeren Tagen ein Radikaler gewesen war, hatte Polizisten nie besonders leiden können, und es v erschaffte ihm eine eigenartige Genugtuung, diesen selbstzufriedenen Arsch so abzufüllen, daß er nicht mehr wußte, wo ihm sein Schrumpfkopf stand.
    »Ein bekackter Irrer isses«, sagte Gissing, »geb’ ich Ihnen mein Wort drauf. Den schnappen wir leicht. So einer wie der hat sich nich’ in der Gewalt, wissen Sie. Gibt sich nich’ damit ab, seine Spuren zu verwisch’n, kümmert sich nich’ mal drum, ob er lebt oder stirbt. Weiß Gott, wer zu so was imstand is’ und reiß‘n siebenjähriges Mädchen in Fetzen, der is’ sowieso drauf und dran auszurasten. Schon gesehn, solche Typen.«
    »Echt?«
    »Und ob. Sie weinen sehn wie Kinder, über und über voll Blut, wie direkt aus’m Schlachthaus raus, und Tränen im Gesicht.
    Arme Schweine.«
    »Na, denn kriegen Sie’n ja.«
    »Aber so«, sagte Gissing und schnippte mit den Fingern. Leicht taumelnd stand er auf. »So sicher wie’s Amen in der Kirche kriegen wir den.« Er schaute flüchtig auf die Uhr und dann

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