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Das 3. Buch Des Blutes - 3

Das 3. Buch Des Blutes - 3

Titel: Das 3. Buch Des Blutes - 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Clive Barker
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hindurchging. Fast wie Elektrizität. Es ließ mir die Haare zu Berge stehn. Buchstäblich, jedes einzelne.«
    Coots Hand fuhr durch sein kurzgeschorenes Haar, während er sich an die Empfindung erinnerte. An das Haar, das kerzengerade in die Höhe stand, wie ein grau-gelbes Weizenfeld. Und dieses Surren an den Schläfen, in seiner Lunge, an seinem Sack. Er hatte sogar einen Steifen davon gekriegt; nicht, daß er es über sich bringen würde, das Declan mitzuteilen. Aber er stand dort am Altar mit einer so gewaltigen Erektion - es war, als ob er die Freude der Lust in vollem Ausmaß wiederentdeckte.
    »Ich will nicht behaupten … Ich kann nicht behaupten, daß es unser Herr und Gott war …« (Obwohl er das nur zu gern glaubte: daß sein Gott der Herr des Steifen war.) »Ich kann nicht einmal behaupten, das es christlich war. Aber irgendwas ist geschehn heute. Das hab’ ich gespürt.«
    Declans Gesicht war noch immer undurchdringlich.
    Coot betrachtete es mehrere Sekunden, konnte die Verachtung kaum erwarten. »Und?« wollte er wissen.
    »Was und?«
    »Nichts dazu zu sagen?«
    Das Ei runzelte einen Moment die Stirn, eine Furche auf seiner Schale. Dann sagte es: »Gott steh’ uns bei«, beinahe im Flüsterton.
    »Was?«
    »Ich hab’ es auch gespürt. Nicht ganz so, wie Sie’s schildern, nicht so sehr ein Elektroschock. Aber irgendwas.«
    »Weshalb Gott steh’ uns bei, Declan ? Haben Sie vor irgendwas Angst?«
    Er gab keine Antwort.
    »Wenn Sie irgendwas über diese Erfahrungen wissen, das ich nicht weiß … dann erzählen Sie’s mir, bitte. Ich will wissen, begreifen. Gott, ich muß es begreifen.«
    Declan schürzte die Lippen. »Also …«
    Seine Augen wurden unentzifferbarer denn je, und zum ersten Mal bekam Coot ganz flüchtig einen Geist hinter Declans Augen zu Gesicht. War es vielleicht Verzweiflung?
    »Zu dem Bezirk hier gehört eine recht umfangreiche Geschichte, wissen Sie«, sagte er, »eine Geschichte von Wesen … auf diesem Gelände.«
    Coot wußte, daß sich Declan intensiv mit Zeals Geschichte befaßte. Reichlich harmloser Zeitvertreib. Das Vergangene war schließlich vergangen.
    »Dieses Gebiet hier ist seit Jahrhunderten besiedelt, das reicht weit bis vor die Besetzung durch die Römer zurück. Keiner weiß, wie weit. Wahrscheinlich war immer ein Gotteshaus auf diesem Gelände.«
    »Daran ist nichts Seltsames.« Coot bot Declan ein ermunterndes Lächeln an. Es sollte ihn beruhigen. Ein Teil von ihm wollte hören, daß mit seiner Welt alles zum besten stand, selbst wenn es gelogen war.
    Declans Gesicht verfinsterte sich. Er hatte keine Beruhigung zu bieten. »Und ein Wald war hier. Riesenhaft. Das Wilde Holz.«
    War das noch immer Verzweiflung hinter den Augen? Oder war es Nostalgie? »Nicht irgend so ein zahmer Obstgarten. Ein Wald, in dem man eine Großstadt hätte verschwinden lassen können; voller Bestien …«
    »Sie meinen Wölfe? Bären?«
    Declan schüttelte den Kopf. »Es gab Wesen, denen dieses Land gehörte. Vor Christus. Vor der Zivilisation. Die meisten von ihnen überlebten die Zerstörung ihres angestammten Lebensraums nicht. Zu primitiv, nehm’ ich an. Aber stark. Nicht wie wir, nicht menschlich. Etwas ganz und gar anderes.«
    »Ja und?«
    »Eines von ihnen lebte noch bis ins fünfzehnte Jahrhundert weiter. Es gibt eine Schnitzerei davon, wie es begraben wird.
    Sie ist auf dem Altar.«
    »Auf dem Altar?«
    »Unter der Decke. Ich hab’ es vor einiger Zeit gefunden. Hab’
    mir nie viel Gedanken darüber gemacht. Bis heute. Heute hab’
    ich … versucht, es zu berühren.« Er zeigte seine Faust vor und öffnete sie. Das Fleisch seiner Handfläche war von Blasen überzogen. Eiter lief aus der zerrissenen Haut. »Es tut nicht weh«, sagte er. »Genaugenommen fühlt sie sich ganz taub an.
    Geschieht mir wirklich recht. Ich hätte es wissen müssen.«
    Coots erster Gedanke war, daß der Mann log. Sein zweiter, daß es irgendeine logische Erklärung gab. Sein dritter war ein Ausspruch seines Vaters: »Logik ist die letzte Zuflucht für den Feigling.«
    Declan sprach wieder. Diesmal triefte er vor Erregung. »Sie nannten es Rohkopf.«
    »Was?«
    »Das Bestienwesen, das sie begruben. Es steht in den Ge schichtsbüchern. Rohkopf wurde es genannt, weil sein Kopf riesig war, und von der Farbe des Mondes, und roh wie Fleisch.« Declan konnte sich jetzt nicht mehr bremsen. Er fing an zu lächeln. »Es fraß Kinder«, sagte er und strahlte wie ein Baby, das gleich die Brustwarze seiner

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