Das 5-Minuten-Grauen
einmal den Namen Elena Parker erwähnt. Auch wir kennen ihn, und wir wissen ebenfalls von einer Person, die einmal zu uns gehört hat, mitmachen wollte, dann jedoch verschwand, weil sie zu sehr eigene Wege…«
»Dora!« Sie hatte es nicht gewollt, der Name war Rita einfach über die Lippen gerutscht.
»Richtig.« Flora nickte.
Hinter ihr lachten die drei anderen Frauen. Da wußte Rita, daß sie sich mit dieser Bemerkung endgültig ihr Grab gschaufelt hatte.
»Ja, Dora gehörte einmal zu uns, Kindchen. Als es richtig ernst wurde, verschwand sie. Leider besaß sie ein genügend großes Wissen, um damit etwas anfangen zu können. Lange Zeit ließ man uns in Ruhe, dann kam diese Elena Parker. Wir durchschauten sie, die Frau lief in die Falle, und wir wußten genau, wem wir den Besuch zu verdanken hatten. Deshalb schickten wir Dora die Reste.«
»Ich weiß.«
»Und? Wie geht es ihr? Wie hat sie reagiert?«
»Überhaupt nicht«, erwiderte Rita Wilson mit tonloser Stimme. »Sie konnte nicht mehr reagieren, denn Dora ist tot.«
»Nein!« flüsterte Flora und lachte dann auf.
Auch die anderen drei Frauen stimmten in dieses Gelächter mit ein, wobei besonders Georgette gut zu hören war, denn ihre Stimme hatte einen schrillen Klang bekommen.
»Tot«, sagte Flora zufrieden und nickte dabei. »Das ist ja wunderbar, das ist gut.« Sie schaute Rita noch genauer an. »Welcher Teufel hat dich denn geritten, uns hier einen Besuch abzustatten, zusammen mit deinem angeblichen Freund?«
»John Sinclair ist Polizist. Vor ihrem Tod hat Dora gebeten, ihn einzuschalten.«
»Was du getan hast.«
»Ja.«
»Warum?«
»Sie war meine Freundin. Ich… ich war ihr noch etwas schuldig, wenn Sie verstehen.«
Flora nickte ihr zu. »Ja, das verstehe ich. Du bist ihr schuldig, ebenfalls zu sterben, denn unser Schlamm braucht Nachschub. Bald wird wieder ein Gesicht unter seiner Oberfläche schimmern, nämlich deines. Es ist der Schlamm, in dem wir baden. Durch seine Kraft bekommen unsere Körper wieder die nötige Spannkraft. Dieser Schlamm ist wie ein wunderbarer Jungbrunnen für uns. Aber nicht jeder kommt an ihn heran. Er besitzt seinen Ursprung tief in der Hölle. Dort hat er gekocht, gekokelt, da ist er den Kräften des Teufels überlassen worden, ein Schlamm, der aus Menschen besteht.«
Rita konnte es kaum fassen. So etwas war ungeheuerlich. Menschen, die zu Schlamm wurden, so etwas konnte nur mit den Kräften des Teufels geschehen.
Wenn jemand starb, verging er zu Staub, aber zu Schlamm?
Sie war nicht in der Lage, weiterzusprechen. Etwas drückte ihre Stimmbänder zu, sie spürte es feucht in den Augen werden, die Lippen zitterten, und sie sah, wie Flora nickte.
»Jetzt weißt du alles, Kindchen!«
Obwohl Ritas Schicksal am seidenen Faden hing, dachte sie dennoch an ihren Begleiter. »Ich bin mir nicht sicher, ob ihr gewinnen könnt. John Sinclair wird…«
»Gar nichts wird er!« erklärte die Frau, »überhaupt nichts. Er ist nicht mehr in der Lage.«
»Tot…?«
»Bestimmt, Kindchen, denn dem Höllenschlamm wird auch er nicht entwischen können. Der kennt kein Pardon, der ist gnadenlos, der vernichtet alles, ob Mann oder Frau.«
»John Sinclair kann sich wehren!«
Flora winkte ab. Ihre Hand sah dabei aus wie eine alte Klaue. »Kein Mensch kann sich gegen die Hölle wehren, das solltest du dir hinter die Ohren schreiben, solange dir noch Zeit bleibt. Er ist stärker. Er bestimmt das Leben und den Tod durch das Stundenglas des Teufels. Denk daran.«
»Wieso das Stundenglas?« fragte Rita. Sie ahnte etwas, aber sie wollte es genau wissen.
»Du kennst doch das Stundenglas.« Flora lachte, in ihrem Gesicht zuckte es vor Triumph. »Stundengläser sind etwas Besonderes. Man kann sie auch despektierlich als Eieruhren bezeichnen. Aber unser Stundenglas ist so groß, daß ein Mensch hineinpaßt. Es wird ihn mit der oberen Hälfte umschlingen, dann werden die magischen Kräfte der Hölle geweckt, und der Mensch wird merken, wie schwach er letztendlich ist, wenn er durch die schmale Röhre zwischen den beiden Hälften rutscht und dabei allmählich zu Schlamm zerfließt. Schlamm rutscht in die untere Hälfte. Widerlicher Schlamm für den normalen Menschen, versehen mit einem Geruch von Moder und Verwesung, aber für uns das Mittel, um uns am Leben zu erhalten. Das Stundenglas ist der Herr über Leben und Tod. So hat es der Teufel gesagt, so ist es eingetroffen, und so wird es immer bleiben, auch bei dir, Kindchen.«
Rita hatte
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