Das 5-Minuten-Grauen
zeichnete sich das bleiche, verlebt wirkende Gesicht der ehemaligen Sängerin Georgette ab.
Das störte mich nicht. Viel schlimmer war der langläufige Colt-Revolver, dessen Mündung dicht unter meinem Kinn die Brust berührte, als Georgette triumphierend flüsterte: »Dem Schlamm bist du entwischt, uns aber entkommst du nicht. Deshalb laß deine Waffe fallen, sonst schieß ich dir in die Brust…«
***
Der Schlamm war nicht aufzuhalten!
Langsam aber stetig hatte er gegen die verschlossene Tür gedrückt, war nicht nur durch den unteren Spalt gekrochen, auch an ihr innen hochgeglitten und hatte den Druck verstärkt.
Er hatte sie nicht aus dem Rahmen oder der Fassung reißen können, aber sie war derart nach außen gebogen, daß genügend Lücken entstanden waren, um die Masse hindurchzulassen.
Wie Wasser, das einmal den Weg gefunden hat, so hatte sich auch der Schlamm seinen Weg gesucht, war in den Gang geglitten, wo ihm alle Möglichkeiten offenstanden.
Das hatte die beiden Wachtposten nicht ruhen lassen. Ihr Alarmruf war die Folge.
Der erreichte Sir James und Suko, die gemeinsam im Büro des Superintendenten saßen.
Sir James antwortete mit einem Wort, das bei ihm partout nicht üblich war, und hämmerte den Hörer zurück. Über den Apparat hinweg schaute er Suko an.
»Jetzt ist es soweit. Er hat es geschafft. Die Tür konnte dem Druck nicht standhalten.«
Suko sprang hoch. »Ich werde mir die Bescherung ansehen.«
»Ich gehe mit.«
Mit starren Gesichtern standen die beiden Männer im Fahrstuhl, der sie in die betonartige Unterwelt brachte. Dort erreichten sie die Zone, wo Männer standen, die einen hilflosen Eindrcuck machten und auf Rat hofften.
Den konnten Sir James und Suko auch nicht geben. Sie schauten sich das schwarze Chaos an, das sich nach beiden Seiten hin im Gang ausbreitete und dabei weiterkroch.
»Mist!« sagte der Inspektor. »Das verdammte Zeug hat sich vermehrt wie die Hasen.«
»Noch schlimmer, Inspektor«, meinte einer der Aufpasser. »Wenn Sie keine Lösung wissen, wer dann?«
»Ich weiß es nicht.« Suko umfaßte den Griff der Peitsche, was von Sir James gesehen wurde.
»Wollen Sie es wirklich noch einmal versuchen und damit zuschlagen?«
»Ich weiß nicht…«
»Denken Sie an die Flammen.«
Suko nagte auf der Lippe und sprach dabei. »Es ist Höllenfeuer«, murmelte er, »verdammtes Höllenfeuer. Wie kann man es löschen? Mit Wasser bestimmt nicht.«
»John mit seinem Kreuz.«
»Und der ist weit. Außerdem haben wir von ihm nichts gehört.« Suko wischte über seine Stirn. Er blickte noch einmal auf den schwarzen Teppich, der einige Wellen warf, wenn er sich in die verschiedenen Richtungen voranbewegte. »Ich bin kein Mathematiker, aber wenn das so weitergeht, wird er sich ausbreiten und bald die gesamte Ebene erfaßt haben. Dann dringt er überall ein, er wird es auch schaffen, die höheren Etagen zu erreichen.«
Sir James nickte nur. Er war nicht fähig, einen Kommentar zu geben. Wahrscheinlich stellte ersieh vor, was geschehen würde, wenn der Schlamm das gesamte Yard Building unter Kontrolle bekommen würde. Die Folgen waren nicht abzusehen.
»Gibt es denn kein Mittel, ihn anzuhalten?« wurden Suko und sein Chef von einem der Aufpasser angesprochen.
»Nein!«
»Abbrennen?«
Suko verzog nur die Lippen. »Dieser Schlamm stammt nicht von dieser Welt, Meister. Er hat eine andere Herkunft. Zwar gehorcht er unseren Gesetzen, sein Herr, Meister und Erschaffer ist jedoch kein Mensch. Daran sollten Sie denken.«
»Ach so.«
Suko war klar, daß der Mann nichts begriffen hatte. Es hätte auch keinen Sinn gehabt, zu versuchen, ihn über irgendwelche Tatsachen aufzuklären, die er nicht verstand.
Vor dem Inspektor zitterte ein Frauengesicht auf den Wellen. Suko hatte die Person noch nie gesehen. Die Umrisse waren flaschenartig in die Länge gezogen worden und wirkten verfremdet.
Daß er sich stark auf das Gesicht konzentrierte, fiel auch Sir James auf.
»Sie denken über eine Lösung nach, Suko?«
»Sicher. Ich weiß natürlich nicht, wer oder was den Schlamm leitet, aber dieses Gesicht muß meiner Ansicht nach eine große Rolle spielen. Das andere sehe ich nicht, dieses war zuerst da, den Kollegen hat es erst später erwischt. Vielleicht ist es so etwas wie eine Triebfeder für die Magie des Schlamms.«
»Die Sie auslöschen wollen.«
Suko nickte mit gefurchter Stirn. »Ja, das wäre nicht das schlechteste, obwohl ich von einer Lösung des Problems nicht überzeugt
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