Das 8. Gestaendnis
anrufen …«
Booker sprang auf und trat gegen einen Rattanhocker, der daraufhin quer durch das Zimmer sauste. Dann wirbelte er herum und blickte Cindy direkt ins Gesicht.
»Soll das heißen, dass er in einer Tiefkühltruhe liegt wie ein toter Fisch? Wer hat versucht, uns ausfindig zu machen? Niemand. Wenn Rodney weiß wäre, dann hätte man uns schon längst informiert.«
»Um ehrlich zu sein, Mr. Booker, das Gesicht dieses Mannes wurde so gründlich zertrümmert, dass nichts mehr davon zu erkennen ist. Er hatte keinerlei Papiere bei sich. Ich habe eine Menge Arbeit investiert, um hinter das Geheimnis seiner Identität zu kommen.«
»Schön für Sie, Ms. Thomas. Schön für Sie. Sein Gesicht ist
also kaputt, und Papiere hatte er auch nicht, also frage ich Sie noch einmal: Woher wollen Sie wissen, dass dieser Tote unser Sohn war?«
Cindy erwiderte: »Wenn ich ein gutes, scharfes Foto von Rodney bekommen könnte, dann könnte ich ziemlich schnell Klarheit schaffen. Ich rufe Sie morgen an.«
Behutsam zog Lee-Ann Booker ein Foto zwischen den klebrigen Plastikseiten eines Albums hervor und reichte es Cindy. »Die Aufnahme ist ungefähr fünf Jahre alt.«
Das Foto zeigte Rodney Booker auf genau dem Sofa, auf dem Cindy jetzt saß. Er sah gut aus, war hellhäutig, breitschultrig, besaß kurz geschnittene Haare und ein wunderschönes Lächeln.
Cindy gab sich große Mühe, um in Rodneys Körperbau und Hautfarbe irgendeine Ähnlichkeit mit Bagman Jesus zu entdecken, aber das, was sie von ihm zu Gesicht bekommen hatte, war kaum als Mensch zu erkennen gewesen.
»Waren Sie eigentlich schon in Rodneys Haus?«, wollte Billy Booker wissen.
» Rodney hat ein Haus? «
»Ja, verdammt nochmal , Mädchen! Mein Sohn sitzt womöglich jetzt in diesem Augenblick zu Hause und schaut sich ein Spiel im Fernsehen an, während Sie uns hier in Todesangst versetzen.«
Lee-Ann Booker heulte auf, und Cindys Gedanken schlugen erneut Purzelbäume. Ein Haus? Bagman Jesus war doch obdachlos, oder nicht? Wie konnte er dann ein Haus besitzen? Was, wenn Rodney Booker am Leben und wohlauf … und sie vollkommen daneben war?
Billy Booker griff nach einem Stift und einem Notizblock auf dem Beistelltisch, kritzelte die Handynummer und die Adresse seines Sohnes auf das oberste Blatt, riss es ab und reichte es Cindy.
»Wenn ich anrufe, springt immer die Mailbox an. Vielleicht haben Sie ja mehr Glück. Und, was haben Sie jetzt vor, Ms. Thomas? Verraten Sie mir das . Dann weiß ich auch, was ich machen werde.«
Cindy verließ das Haus der Bookers in der Gewissheit, dass ihr gut gemeinter Spontanbesuch nicht nur ein totaler Schlag ins Wasser gewesen war, sondern auch alles dafür sprach, dass er sich zu einem handfesten Skandal auswachsen würde.
46
Während der gesamten Rückfahrt von Santa Rosa nach San Francisco kreisten ihre Gedanken unaufhörlich nur um ein Thema. Sie hatte den Bookers versprochen, morgen Bescheid zu sagen, ob Bagman Jesus ihr Sohn war oder nicht.
Wie sollte sie das machen? Wie? Aber sie musste es versuchen, um jeden Preis.
Sie kramte mit der rechten Hand in ihrer Handtasche herum, bekam das Handy zu fassen und drückte die Kurzwahltaste mit Lindsays Büronummer. Eine Männerstimme meldete sich: »Conklin.«
» Rich , hier spricht Cindy. Ist Lindsay da?«
»Sie ist unterwegs, aber ich kann ihr ausricht …«
»Warte, Rich. Ich habe einen ernst zu nehmenden Hinweis auf die Identität von Bagman Jesus. Ich glaube, sein richtiger Name lautet Rodney Booker.«
»Erledigst du jetzt auch noch die Polizeiarbeit, Cindy?«
»Irgendjemand muss das ja machen.«
»Okay, okay. Immer locker bleiben.«
» Locker bleiben? Ich bin gerade eben bei einem arglosen älteren Ehepaar hereingeplatzt und habe ihnen mitgeteilt, dass ihr Sohn tot ist …«
»Du hast was ?«
»Ich hatte immerhin seinen Namen , Rich. Zumindest habe ich das gedacht. Also bin ich zu seinen Eltern gefahren, um sie zu interviewen. Eigentlich logisch, wenn man mal darüber nachdenkt …«
»Oh, Mann. Wie ist es gelaufen?«
»Wie eine Bombenexplosion , eine verdammte Bombenexplosion
. Billy Booker, der Vater? Er ist Vietnamveteran, war Sergeant Major bei den Marines. Er behauptet, dass die Polizei sich deshalb nicht um den Fall kümmert, weil sie rassistisch ist.«
»Bagman Jesus war schwarz?«
»Booker hat Al Sharptons private Telefonnummer, und er hat damit gedroht, ihn anzurufen. Was ich damit sagen will: Ich muss diese Geschichte irgendwie in den Griff
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